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Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter

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Geschrieben von Schniesenase am 09.12.2018, 22:40 Uhr

Hilfe zum Langzeitstillen

Hallo Celibe88,

ich vermute, wir brechen hier die Stillrekorde. Ob das nun erstrebenswert ist, sei dahingestellt... Ich kenne ein Kind, das sich genau mit seinem 5. Geburtstag von allein abgestillt hat. Mein Kind brauchte noch länger.

Meine Erfahrungen mit einer ähnlichen Situation:

Ich habe mich hin und wieder, wenn auch mit fortschreitendem Alter des Kindes immer seltener, von außen beeinflussen lassen, und das waren stets sehr üble Zeiten, in denen ich mich mit meinem Kind nicht gut verstand, ungeduldig wurde, falsche Erwartungen stellte, weil ich innerlich meinte, sie müsse doch "weiter sein", was immer das ist. Wenn ich dann mal wieder begriff, nach so einer Phase der Beeinflussung von außen, dass das alles Mumpitz ist, und dass entscheidend nur ist, was WIR finden, mein Kind, ich und auch ein wenig mein Mann, konnte ich den Stress ablegen, und damit ging es uns allen dreien viel besser. Abgesehen davon, dass wir nie von unseren Kindern etwas erwarten können, zu dem sie noch nicht bereit sind. Das gibt ihnen das Gefühl, nicht richtig zu sein, so, wie sie sind, und das ist überhaupt nicht witzig für sie. Meine Tochter hat das immer sehr gut gespiegelt und mir vor die Nase gehalten.

Das mal vorweg: Lass Dich nicht kirre machen! Nur weil Verwandte, Freunde, Nachbarn Bekannte, Ärzte, andere sogenannte Fachleute (die oft nicht aus einem aktuellen Fachwissen zum Thema Stillen heraus sprechen, sondern aus ihren eigenen Vorstellungen heraus, ganz unfachlich) nicht korrekt informiert sind und andere Vorstellungen und Erfahrungen haben, musst Du nichts anders machen als Du es möchtest! Entscheidend ist, was DU willst und mit Deiner Lebenssituation am besten vereinbaren kannst. Wenn das ist, dass Du wartest, bis sie sich irgendwann von selbst abstillt (oder Du dann wirklich VON DIR AUS nicht mehr möchtest und abstillst), dann ist das weder schädlich noch abartig noch ernährungstechnisch falsch usw., und es hält Dein Kind auch nicht klein. Das sind Vorurteile, die wissenschaftliche Forschung spricht eine andere Sprache.

Ich hatte auch eine Zeit, in der es mir nicht gut ging, und ich gesundheitlich sehr schlecht dran war, nach einem Infekt regelrecht kraftlos und geschwächt war, aber niemand wusste warum. (Heute wissen wir, dass es ein persistierender EBV-Virus ist, der mich immer so umwirft, wenn ich einfache Infekte habe.) Tatsache war, dass ich schließlich ohne Unterbrechung schlafen können musste, ohne zu stillen, ohne immer geweckt zu werden. Wir haben also unserem 18-monatigen Kind erklärt, dass von nun an Papa fürs Schlafen zuständig ist, weil ich gesund werden muss, und dass ich im anderen Zimmer schlafe. Frühestens ab 5 Uhr morgens (wenn Licht an der Seite des Vorhangs zu sehen ist) dürfe sie aber wieder zu mir und dann auch ganz normal wieder stillen. Sie stillte zu der Zeit nachts sehr häufig. Dennoch verstand sie und akzeptierte die neuen Regeln von einem Tag zum anderen und schlief durch. Es war wie ein Wunder. Nach einer Woche perfektem Schlaf für sie und meinen Mann (ich lag nebenan und vermisste mein Kind, war die Unterbrechungen einfach so gewohnt und konnte nicht durchschlafen) gab es mal hier und da nachts Protest bzw. einfach Weinen, aber da hat mein Mann liebevoll getröstet, und am Ende konnten alle gut schlafen. Es waren auch immer nur kurze Episoden.

So haben wir es von da an gehalten. Stillen nachts nicht, aber wenn es draußen hell wird bzw. im Winter wenn Papa aufsteht, darf ggf. wieder gestillt werden. Er brachte sie anfangs einfach zu mir, wenn er aufstand (gegen 5:00 Uhr). Bei Krankheiten durfte sie ausnahmsweise wieder immer stillen, und danach ging es nach den neuen Regeln reibungslos weiter.

Das war für uns alle so prima. Mein Mann ist übrigens von 8-19:00 Uhr außer Haus. Er ist halt mit Kind früh zu Bett gegangen und bekam dann genug Schlaf. Es geht ja nicht ewig so. Irgendwann ändern sich diese Rhythmen auch wieder. Er fand den Nebeneffekt ganz cool, dass er frühmorgens dann seinem Hobby nachgehen konnte.

Ein paar Hinweise meines sprechenden Stillkindes aus verschiedenen Phasen:
"Mama, wenn du neben mir liegst, ist das wie ein Bonbon, den ich nicht essen darf. Dann liege ich da und muss immer daran denken und kann nicht schlafen. Wenn du nicht da bist, kann ich schlafen." Also es ist nützlich, wenn der Papa übernimmt und Mamabonbon nicht daneben liegt. Einfacher ggf. auch für das Kind. Oder man könnte vielleicht den Bonbon gut verpacken (langes Nachthemd bis zu den Knöcheln usw.)

Als ich viel später äußerte, dass ich nun finde, es ist Zeit zum Abstillen und dass ich selbst langsam auch nicht mehr möchte: "Wenn du das so willst, musst du das so machen." Mein Hinweis, dass sie dann sicher sehr traurig sei und es viel "Krakeel" gäbe wurde gekontert mit: "Mama, wenn du das möchtest, musst du das eben machen." (implizit: 'Aber erwarte nicht von mir, dass ich diese Entscheidung treffe, denn ich will ja nicht.')

Und das ist, so glaube ich auch, der Knackpunkt: Unser Kind will es ja so haben. Wir ggf. nicht. Also müssen wir diese Entscheidung für uns treffen. Das Kind kann sie (er)tragen, aber wir müssen sie einfordern und durchziehen. Alles andere wäre nicht fair und nicht ok. Wir haben daraufhin den Deal geschlossen, dass nur noch morgens zum Aufwachen gestillt wird. Das klappte ebenfalls gut, aber es gab eine kurze Phase, in der sie noch mal alles gab, um den Deal doch aufzuweichen. Da hat sie auch heftig mit psychologischen Kanonen geschossen. Am Ende haben wir zusammen geweint und getrauert, weil unsere Stillzeit nun offensichtlich doch bald zu Ende geht, und es blieb dabei: nur noch morgens.

Also vielleicht ist es für Dich ein Weg, mal ganz intensiv in Dich hinein zu horchen, was FÜR DICH so wichtig ist; gar nicht mehr zu stillen, nachts nicht mehr zu stillen, weiterzumachen? Du kannst und darfst dann eine Entscheidung treffen, sie Deinem Kind erklären, auch gern, warum Du sie triffst, denn Dein Kind versteht viel mehr als Du manchmal glaubst, und dann nutze alle Hilfe, die Du bekommst, um diese Entscheidung auch durchzuziehen, Papa z.B. als nächtliche Hilfe. Es ist ohnehin gut, dass er als Ablösungsvorbild dienen kann, und ich kann Dir sagen, dass es der Beziehung von Papa und Kind SO GUT TUT, Deiner Beziehung zu ihr aber nicht schadet! Ganz bestimmt!

Ich konnte nach einiger Zeit wieder im gemeinsamen Bett schlafen, ohne dass unsere Tochter auf die Idee kam, nachts deswegen wieder stillen zu wollen, und irgendwie löst sich auch vieles von selbst, wenn die Kinder besser durchschlafen, weil die Hirnreife da ist. Viele Dinge, über die ich mir zu früheren Stillzeiten so viel den Kopf zerbrochen habe, wie zum Henker ich das je abgewöhnen oder verändern soll, gingen von selbst vorbei, ganz ohne Zwang.

Hilfreich ist sicher, dass Du bestimmte Alltagssituationen, die sonst meist im Stillen endeten, veränderst, so dass dieses Gewohnheitsstillen nicht mehr mit so viel Kraft aufgebrochen werden muss. Heimkommen von der Arbeit und erst mal mit dem Kind rausgehen, um noch schnell auf dem Spielplatz zu schaukeln oder die frisch gepflanzten Blümchen anzusehen. Drinnen ein Spiel spielen, das eben stillend nicht funktioniert usw. Es sind ja auch für uns Mamas schöne Ruheinseln, diese kleinen Stillpausen, und da brauchts dann etwas Disziplin und Kreativität, um das anders zu machen.

Jetzt wünsche ich Dir viel Kraft und Weisheit und innere Klarheit, Deinen eigenen, ganz speziellen, persönlichen Weg damit zu finden und drücke Dich herzlich, denn ich weiß, wie schwer das manchmal ist, so einen Weg zu gehen, der in der Allgemeinheit nicht anerkannt, nicht verstanden und auch nicht gewürdigt wird. Genieße! Die Zeit geht, wie alle Zeiten und Phasen mit Kindern, vorbei. Und dann ist das Beste, wenn wir schöne Erinnerungen daran haben und mit uns im Reinen sind,wir und unsere Kinder. :-)

Liebe Grüße

Sileick

 
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