Zwiemilch als Lösung

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Zwiemilch als Lösung

Liebe Stillberaterinnen, ich habe mich ausgiebig mit dem Thema stillen beschäftigt und meine 13 Wochen alte Tochter nun auch 3 Monate problemlos voll gestillt. Wir haben uns super eingespielt gehabt und es war auch immer ein Schlaf-Trinkrhythmus zu erkennen, im Schnitt haben wir 7x am Tag gestillt. Zur Sicherheit, wenn ich mal weg muss, habe ich eine elektrische Milchpumpe, durch die ich aber zwischen dem Stillen max 50ml täglich gewonnen habe, sodass ich kleine Vorräte ablegen konnte. Seit zwei Woche ist nun alles anders. An der Brust fing sie schon während dem Trinken immer wieder an zu schreien, dann getrunken, geschrien usw. Egal welche Seite, egal welche Position. Vor 10 Tagen hat mich dann eine Magen-Darmgrippe erwischt. Ich habe natürlich weiter gestillt, das Schreien beim Stillen hörte dann jedoch gar mehr auf. Wir haben dann meine Vorräte aufgetaut und ihr nach meinen Brüsten dann noch Flasche gegeben, die sie auch leer getrunken hat und dann wirkte sie zufrieden. Ich habe dann eine komplette Mahlzeit abends über Vorräte geregel, um zu sehen, was ich abpumpen kann, es waren lediglich 60ml an diesem Abend. In der Nacht von Sonntag auf Montag habe ich stündlich anlegen müssen, seit Dienstag stille ich sie maximal alle zwei Stunden, zum Teil kürzer. Ich bin fix und fertig und sehe das nicht als unseren Weg. Sie weint und weint sowohl an als auch nach den beiden Brüsten...in der Not habe ich ihr gestern ein Fläschchen Pre nach dem Abendstillen angeboten und sie hat es komplett getrunken und schien zufrieden, nach 4 Stunden forderte sie dann wieder die Brust. Es ist deutlich zu hören und zu spüren, dass sie an beiden Brüsten trinkt und sie „leert“, schließe ich nach dem Stillen die Pumpe an, kommen lediglich noch wenige ml. Man muss mich nicht überzeugen, dass Muttermilch das Beste für das Kind ist, aber gefühlt leiden wir zurzeit beide sehr unter dem Stillen. Was kann ich noch tun? Herzliche Grüße Sarah

von Sarah198576 am 21.12.2018, 17:17



Antwort auf: Zwiemilch als Lösung

Liebe Sarah, das Pumpen ist eine etwas gefährliche Sache, weil Frauen in der Regel davon ausgehen, dass das, was sie Abpumpen können das ist, was ihr Baby auch aus der Brust bekommt. Dem ist aber meist gar nicht so, denn ein Baby hat eine ganz andere Saugtechnik als die Pumpe und kann ganz andere Mengen aus der Brust entnehmen. Vor allem, wenn beim Pumpen der Milchspendereflex nicht ausgelöst wird, fließt so gut wie gar nix, obwohl jede Menge Milch vorhanden ist!! Darum ist Pumpen kein guter Hinweis auf die tatsächlich verfügbare Milchmenge. Und auch kein Indikator dafür, dass die Brust "leer" wäre!! Die sammelt nämlich nicht die Milch wie ein Euter, sondern bildet sie genau dann, wenn das Kind an der Brust saugt und den Milchspendereflex dabei auslöst!! Du könntest, um einen Hinweis dafür zu bekommen, wie viel Milch dein Baby so zu sich nimmt, den Windeltest machen. Du kannst entweder die einzelnen Windeln wiegen, oder besser noch die von 24 Stunden sammeln, wiegen, und das Gewicht mit der gleichen Anzahl trockener Windeln vergleichen. So erhalten wir über die Ausscheidungen grob Aufschluss darüber, wie viel dein Kind trinkt. Es sollten um die 400 Gramm Gewichtsunterschied sein, dann wäre alles im "grünen Bereich". Auch in eurem Fall wäre es gut zu wissen, wie die Entwicklung des Babys auf den Gewichtskurven hinten im U-Heft aussieht. Liegen die Kreuze immer auf der gleichen Kurve, auch wenn es die unterste wäre, dann entwickelt es sich normal und bekommen auch genug Milch. "Rasselt" er durch die Kurven nach unten, will heißen: Liegen die Kreuze, die beim Kinderarzt eingetragen werden, jedes Mal auf einer tieferen Kurve, dann muss wirklich was unternommen werden, damit das Baby mehr Milch bekommt Prinzipiell ist es tatsächlich so, dass dann häufigeres Anlegen die beste Möglichkeit ist, die Milchmenge zu erhöhen, wenn sie nicht genügen sollte. Die Unruhe an sich könnte viele Ursachen haben. Wenn sie etwa auch die Flasche bekommt, könnte es daran liegen, dass sie zu ungeduldig ist, wenn der Milchspendereflex zwischendurch nachlässt - denn aus der Flasche fließt die Milch ja immer gleichmäßig, anders als aus der Brust. Oder sie beginnt zu zahnen. Oder hat Ohrenschmerzen. Manchmal ist es aber auch ohne ersichtlichen Grund so. :-( Und nicht immer ist es Hunger, manchmal auch "nur" das Bedürfnis zu saugen, über das ein Säugling Beruhigung, Befriedigung und z.B. Linderung von Schmerzen finden kann. Darum ist das mit der Gewichtsentwicklung so wichtig: Nimmt ein Baby genug zu und ist trotzdem unruhig oder weint oder quengelt, hat es andere Bedürfnisse, die es durchs Stillen zu befriedigen sucht. Helfen kann da, es intensiv zu tragen, z.B. in einem Tragetuch oder einer GUTEN Tragehilfe. Wenn das Baby mehr Milch brauch könnte die Brustkompression helfen, weil sie dazu führt, dass pro Saugen mehr Milch fließt (und das kann dann wiederum auch dazu beitragen, dass mehr Milch gebildet wird). Ich hänge dir die Beschreibung unten an und hoffe, es hilft euch weiter. Ich könnte mir vorstellen, dass dir der Besuch einer Stillgruppe gut tun könnte, denn dort findest du Frauen, die ganz ähnliche Fragen haben wie du, oder schon Antworten darauf gefunden haben. Kompetente Unterstützung und der Austausch von Mutter zu Mutter sind unendlich wertvoll, wenn wir die neue Erfahrung des Mutterseins machen. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Kristina Wrede am 21.12.2018



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