Hallo, gestern Abend war ich so verzweifelt, weil meine Julia den ganzen Tag nur Theater "beim" Stillen machte, daß ich ihr abends die einen Tag lang gesammelte Muttermilch vom Pumpen aus der Flasche geben wollte. Ich habe mir den Calma-Aufsatz von Medela besorgt. Gott sei Dank hab ich nach dem Warmmachen in einer Tasse mit kochendem Wasser probiert und mit Entsetzen festgestellt, dß die Milch sauer war. Sie schreiben, daß man abgepumpte Milch von 24 Stunden zusammenschütten kann. Allerdings habe ich immer die noch warme Milch auf die kalte gegossen. Kann das der Grund fürs Sauerwerden sein? Ich habe dann ein bißchen "frisch" abgepumpt (nur ca. 10 ml) und sie hat wirklich nach einigen Anlaufschwierigkeiten aus der Flasche getrunken. Ich werde jetzt versuchen, immer abzupumpen und ihr die Muttermilch mit der Flasche zu geben, denn so kann ich nicht weitermachen. Julia schreit nur noch, wenn sie an die Brust soll und ich stehe schon kurz vorm Nervenzusammenbruch. Die Stillberaterin, welche bei mir war, meinte, eine Saugverwirrung hätte sie nicht. Ich denke eher an Bauchschmerzen. Wir waren gestern auch beim Orthopäden, der ein ein paar Blockaden bei ihr festgestellt und "behoben" hat. Ich war echt geschockt, wie er an ihr ( vor allem am Kopf) rumgeruckelt hat. Sie war auch gestern extrem weinerlich und heute nacht auch. Dabei meinte er, jetzt würde sie wieder wie eine Weltmeistern trinken. Gestern war eher das Gegenteil der Fall. In welchem Zeitfenster muß die gesammelte Milch eingefroren werden? Vielen Dank für Ihre Antwort. MfG Grit
von
julchen-mama
am 05.04.2011, 12:09
Antwort auf:
Zusammenschütten abgepumpter Milch
Liebe Grit,
Reife Muttermilch ist bei 15 ° C 24 Stunden haltbar (Hamosh 1996), 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987), 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985). Im Kühlschrank hält sich reife Muttermilch
8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994).
Was bei dir passiert ist, kann ich nicht sagen von hier aus, aber es lässt mich daran denken, was manche Frauen beobachten, die ihre Milch eingefroren und dann wieder aufgetaut haben, und deren Milch dann sauer oder seifig schmeckt. Das kommt einigermaßen häufig vor. Es gibt einige Erklärungsversuche für das Phänomen der "seifigen" oder "sauren" Milch, doch eine letztendlich sichere Erklärung gibt es bisher noch nicht.
Das einzige was wohl feststeht ist, dass sich die Milchfette aus noch nicht richtig geklärten Gründen verändern und die Milch dann seifig schmeckt und riecht. Diese Milch ist nicht verdorben in eigentlichen Sinne und es gibt Babys, die diese Milch trinken, während andere Kinder sie (verständlicherweise) strikt ablehnen. Seltsamerweise ist nicht immer alle Milch der gleichen Frau (trotz gleicher Behandlung) betroffen. Auch dafür gibt es noch keine Erklärung.
Ruth Lawrence gibt in ihrem Buch "Breastfeeding: A Guide for the Medical Profession" 6. Auflage, 2005 folgende Erklärung für diese Geruchs und Geschmacksveränderung der Muttermilch:
"Frauen haben dem Lactation Study Center berichtet, dass ihre frisch eingefrorene Muttermilch sauer und sogar ranzig riecht und von ihrem Säugling abgelehnt wird. Ein leicht seifiger Geruch wurde gelegentlich festgestellt, doch es wurde nie davon berichtet, dass dies gefährlich für den Säuglings sei oder die Milch vom Kind abgelehnt wurde. Dieser seifige Geruch wird einer Veränderung der Lipidstruktur in Zusammenhang mit der Wirkung der Abtauautomatik von selbstabtauenden Gefriergeräten zugeschrieben.
Die Fälle, die dem Lactation Study Center jedoch berichtet wurden, weisen darauf hin, dass dieser ranzige Geruch mit einer tatsächlichen Fettaufspaltung verbunden ist. Es wird spekuliert, dass manche Frauen eine höhere Lipaseaktivität haben als andere, wie es in der Studie über Lipase und Hyperbilirubinämie beobachtet wurde. Einige Mütter berichteten, dass ihre Milch bereits zu riechen begann, sobald sie abkühlte, ob nun im Kühlschrank oder im Gefriergerät. Andere haben festgestellt, dass ihr Milchvorrat, den sie peinlichst sauber für ihre Rückkehr an den Arbeitsplatz aufbewahrt hatten, ranzig geworden war und von ihrem Säugling abgelehnt wurde. Wenn diese Mütter ihre Milch sofort nach dem Abpumpen bis zum Siedepunkt erhitzten (nicht kochen) und schnell abkühlten und einfroren, kann es nicht zu dieser Veränderung und ihre Kinder nahmen die hitzebehandelte Milch an. Dieser Prozess inaktivierte die Lipase und stoppte den Prozess der Fettverdauung. Allerdings verbessert es den Geschmack oder Geruch der bereits ranzigen Milch nicht, wenn sie erhitzt wird."
Vielleicht also wird das wieder auftreten bei euch, vor allem wenn du nun auch einfrieren möchtest, und es wird daher eher sinnvoll sein, dass du mit Hilfe deiner Stillberaterin schaust, ob ihr nicht zum Stillen zurück kehren könnt. Es ist gut möglich, dass sich das durch die Behandlung zunächst verschlechtert, um dann gut zu werden. Wichtig ist, dass dein Behandler sich wirklich gut mit Säuglingen auskennt! Zuweilen sind mehrere Behandlungen nötig...
Milch die über einen Zeitraum von 24 Stunden hinweg abgepumpt wird kann gesammelt, zusammengeschüttet und dann eingefroren werden. Es ist möglich frisch abgepumpte Milch auf bereits gefrorene Milch zu geben, vorausgesetzt die Milch wurde zunächst gekühlt und es ist nicht mehr frische Milch als bereits gefrorene Milch.
Aber wie gesagt: Möglicherweise wird diese gefrorene Milch dann auch sauer oder seifig schmecken und vom Baby abgelehnt werden.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 05.04.2011