Hallo,
ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen, da ich mit der derzeitigen Situation richtig unzufrieden bin.
Mein Sohn O. ist unser 2. Kind. Er ist heute genau 3 Monate alt. Die große Schwester wurde leider nur wenige Wochen gestillt, mir fehlte "der Biss" und auch ein wenig die Unterstützung, mich durch die Startschwierigkeiten zu kämpfen. Bei O. lief es von Anfang an viel entspannter, ich stillte ihn nach Bedarf, er war immer ausgeglichen und zufrieden.
Falls das relevant ist, wir hatten ca. 8-9 Stillmahlzeiten in 24 Std., er trank meist nur eine Brust für ca. 5-10 Minuten.
Vor ca. 2 Wochen begann er an der Brust immer unruhiger zu werden, weinte, dockte an, wieder ab, brüllte, dockte wieder an und wieder ab und so weiter. In meiner Verzweiflung griff ich immer mal wieder zur Prenahrung, in den letzten Tagen meist so um die 150 ml täglich. Gestern waren es schon 300 und ich merke, das ist der falsche Weg. Ich möchte das nicht. Mischbetrieb finde ich zu "stressig" und kontraproduktiv - und eigentlich wollte ich jetzt noch nicht abstillen.... und dann lief es eben die letzten Tage so aus dem Ruder. Davor war doch alles so gut. Was kann ich tun, dass wir wieder zu unserer bis dato harmonischen Stillbeziehung zurückfinden? Nachts reicht ihm das Stillen übrigens völlig aus und er trinkt sehr ruhig (im Liegen). Tagsüber ist es hier natürlich durch die 2 jährige Schwester oft unruhig und ich kann mich leider nicht einfach mal nen Tag mit ihm ins Bett verkrümeln. Aber ich weiss eben auch, dass ich es mit Zufüttern vermutlich schlimmer gemacht habe, (Angebot/Nachfrage) ... was kann ich tun? Bitte helfen Sie mir!!
Herzlichen Dank im Voraus.
von
Liese_Lotte
am 19.08.2014, 13:51
Antwort auf:
zurück zum voll stillen? Milchbildung anregen?
Liebe Liese_Lotte,
Dein Kind zeigt das typische Verhalten eines saugverwirrten Kindes.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird.
Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen.
Dein Kind kann und darf und soll(!) nach Bedarf gestillt werden, es KANN nicht überfüttert werden mit Muttermilch.
Außerdem solltest Du weiterhin oft anlegen und das Wechselstillen anwenden, dein Kind WIRD irgendwann wieder effektiver trinken.
In dieser Situation bewähren sich auch die Tipps, die bei einem Stillstreik empfohlen werden:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Außerdem solltest Du wirklich unbedingt Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 19.08.2014
Antwort auf:
zurück zum voll stillen? Milchbildung anregen?
Hallo Biggi, danke für die Antwort.
Wenn tatsächlich eine Saugverwirrung vorliegt, wieso klappt das Stillen nachts und morgens?
Und sein "merkwürdiges Verhalten" begann ja VOR dem Einsatz irgendwelcher künstlicher Sauger....
LG
von
Liese_Lotte
am 19.08.2014, 20:24
Antwort auf:
zurück zum voll stillen? Milchbildung anregen?
Liebe Liese_Lotte ,
im Halbschlaf klappt das Stillen bei saugverwirrten Kindern oft prima und vielleicht war schon ein Saugproblem da, das sich durch die Flasche noch verstärkt wurde.
Biggi
von
Biggi Welter
am 19.08.2014