Liebe Biggi Welter,
mein Sohn (6 Monate)wird seit 14 Tagen
mit einen Mittagsgläschen (Karotte/Kartoffel) zugefüttert.
Nun haben wir gelesen ,dass die Mineralstoffe(Eisen etc.) der Muttermilch nach dem 4. Monat nicht mehr
ausreichen und würden gerne auch den
Abendbrei einführen , da unser Sohn sehr
gross und aktiv ist.
Müssen wir noch 14 Tage warten und oder
können wir schon loslegen?
Vielen Dank
Margrit
Mitglied inaktiv - 05.10.2001, 20:43
Antwort auf:
Zufüttern
Liebe Margit,
die Empfehlung lautet nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird. Die Beikost sollte als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachtet werden. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden.
Es ist möglich ein Kind deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. Die Hauptsorge, die dann in Bezug auf Mangelerscheinungen erwähnt wird, ist in den meisten Fällen das Eisen. Eine finnische Studie ergab jedoch, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt.
Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen.
Hier auch noch ein Auszug aus einem Artikel von Dr. Alfredo Piscane anlässlich der 15.internationalen LLLKonferenz in Washington.
„Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein gesunder vollgestillter Säugling seinen Zeitpunkt des ersten Zufütterns selbst bestimmen kann, ohne Bedenken dadurch einem Eisenmangel ausgesetzt zu werden. Selbst bei Kindern, die sich dem ersten Geburtstag nähern, hat der Autor keine Bedenken, wenn sie einen fitten Eindruck machen. Niedriger Eisengehalt im Blut des Kindes ist nur behandlungswürdig bei gleichzeitigen anderen Krankheitsanzeichen. Seiner Meinung nach sind die festgelegten Grenzwerte (auch in der Schwangerschaft) überholungsbedürftig und wenig gesichert. Tatsächlich erhöht sich die Gefahr einer Anämie bei zu früher Beikost, wenn sie nicht sehr eisenhaltig ist, da die optimale Eisenaufnahme der Muttermilch durch Beikost behindert wird. Es wird 50% des Muttermilcheisens resorbiert, aber nur 5% bei Flaschennahrung! Zuviel Eisen erhöht evtl. eine mögliche Erkrankung wie z.B. Malaria und ist gefährlicher als ein Eisenmangel. Bei sechs Monaten ausschließlich muttermilchernährten Kindern liegt die Gefahr einer Anämie bei 4%. Bei den jetzt noch gültigen Grenzwerten ändern wir das, was sich seit einer halben Millionenjahre bewährt hat.
Bei der LLLEuropakonferenz in Nottingham im letzten Sommer hat ein spanischer Kinderarzt einen sehr interessanten Vortrag zum Thema „Essen" gehalten. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Lass dich wirklich von deinem Kind leiten und wenn es dir zeigt, dass es etwas anderes außer Muttermilch haben will, dann geh auf dieses Anzeichen ein..
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 05.10.2001