Ihr lieben Still-Expertinnen,
ihr macht einen wahnsinnig tollen Job! Mehr und mehr stelle ich fest wie wertvoll Stillen ist und ohne euch würden wahrscheinlich viele Frauen vorzeitig aufgeben.
Nun habe aber auch ich zwei Probleme….denn immer wieder stelle ich fest wie „verwundbar“ Stillen macht, schließlich bin ich für das Wachstum meiner Tochter verantwortlich.
Sie kam vor 12 Wochen mit 3300g und 51cm zur Welt. Nun wiegt sie ungefähr 5500g bei 62cm.
Generell ist meine Tochter agil, hat eine gute Hautfarbe, schläft nachts auch mal bis zu 6h am Stück, weint relativ selten. Das mit den nassen Windeln ist so eine Sache…sie pullert nachts und auch manchmal tagsüber fast gar nicht, dafür ist dann die erste Windel nach dem Aufstehen sehr schnell sehr voll. Habe auch schon mal einen Tag über „gesammelt“ und gewogen, da kam sie auf ca. 300g „Pipiinhalt“. Dennoch hat sie in den letzten 6 Wochen (da waren wir beim KiA) nur 700g zugenommen. Sollten es nicht mindestens 900g sein?
Zusätzlich ist es seit einer Woche so, dass sie tagsüber manchmal stündlich an die Brust will – sie schafft auch mal 2h, aber im Moment nicht mehr die 3h, bei denen wir „früher“ schon mal waren. „Früher“ habe ich immer nur eine Brust gestillt und sie war eine absolute Schnelltrinkerin, hat sich nach 5min wieder abgedockt und war 3 Stunden zufrieden. Mittlerweile biete ich beide Seiten an, die sie auch trinkt, dennoch meldet sie sich nach 1-maximal 2 Stunden wieder. Eben auch daraus resultiert meine Sorge nicht mehr genug Milch zu haben :-( Wobei ich sagen muss: selbst wenn sie dann fertig mit dem Trinken ist, kann ich danach noch Milch "ausdrücken".
Mein zweites „Problem“ ist, dass meine Tochter tagsüber momentan nur noch an der Brust (ein)schläft und sofort wach wird wenn ich versuche sie abzudocken oder sogar wenn sie sich selbst abdockt. Sie verfällt dann in einen regelrechten „Milchrausch“ und bewegt ihren Kopf mit halbgeschlossenen Augen schnell vor und zurück bis sie endlich wieder dran ist. „Verwehre“ ich ihr das erneute Andocken fängt sie an zu weinen bis die Augen irgendwann wieder ganz auf sind und an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Generell hätte ich gar kein Problem damit, dass sie an der Brust EIN-schläft, aber dass sie tagsüber gar nicht mehr allein schläft, ist ein wenig anstrengend. Denn „nur“ auf dem Arm schläft sie schon ewig nicht mehr ein. Gibt es hier irgendwelche Tipps zum „schonenden“ Abdocken?
Liebe Grüße
Hämamatom
von
Hämamatom
am 24.10.2016, 09:54
Antwort auf:
Zu wenig Milch? Und: Schlafen nur noch an der Brust?
Liebe Hämamatom,
gerade Babys, die in der ersten Zeit sehr gut zugenommen haben, stagnieren dann auch um den vierten, fünften Monat gerne einmal. Babys nehmen ohnehin in Schüben zu und nicht linear und mit zunehmendem Alter verlangsamt sich die Gewichtszunahme.
Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat!
Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
Auch wenn es anfangs anders war, so ist es normal, dass sich der Rhythmus eines Babys immer und immer wieder verändert.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Hast du schon den Kinn-Trick beim Abdocken mal ausprobiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen...
Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein.
Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-).
Und dann würde ich, wäre ich an deiner Stelle, probieren ob es hilft, wenn du eine gefaltete Decke auf seine Beine legst. Etwas, das ihm das Gefühl gibt, dass da noch jemand ist, der ihn berührt…
Ich hoffe, die Tipps helfen dir weiter.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 24.10.2016
Antwort auf:
Zu wenig Milch? Und: Schlafen nur noch an der Brust?
Oh noch ganz vergessen. Sie steckt sich auch häufig direkt nach dem Stillen die Faust in den Mund und saugt wie wild daran rum. Mein Umfeld reagiert dann eben auch mit Sprüchen wie "Na? Kriegst du sie nicht mehr satt". Ich hatte das eigentlich eher auf einen Entwicklungsschub geschoben?!
Sie bekommt nur in Ausnahmesituationen (wie z.B. lautes schreien im Auto) einen Nuckel. Aber durch das Dauer-Schlafnuckeln überlege ich schon ihn ihr auch dann mal anzubieten...oder ist das nur eine Phase die vergeht?
von
Hämamatom
am 24.10.2016, 09:58