Zahn OP und stillen

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Zahn OP und stillen

Hallo, meine Maus ist 6 Monate alt und bekommt seit 2 Wochen mittags ihre Beikost. Ansonsten wird sie von mir noch voll gestillt. Nun habe ich am 16.05. vormittags eine Zahn OP wo mir der Weisheitszahn entfernt wird. Wie sieht es da mit dem stillen aus? Geht die Betäubung in die MuMi über? Wenn ja wie lange bleibt sie da oder muß die erst ausgetrunken werden? Sorry muß selber drüber schmunzeln. Ich wollte dann eventuell nachmittags etwas obst anbieten und abends einen Milchbrei versuchen und in der Nacht dann wieder stillen. Hoffe nur das die Milch dann auch noch ausreichend da ist wenn ich den Tag über aussetze. Was empfehlen Sie mir? Leider kann die OP nicht weiter hinausgezögert werden. Vielen lieben Dank und einen schönen Tag. Nicole

Mitglied inaktiv - 28.04.2011, 11:51



Antwort auf: Zahn OP und stillen

Liebe Nicole, eine Zahn-OP ist kein Grund um abzustillen und erfordert auch keine Stillpause oder Verwerfen von Muttermilch. Meist ist die Betäubung ja lokal und geht gar nicht in den gesamten Blutkreislauf über (sonst würden ja auch andere Körperteile betäubt werden!). Ich zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Sollten danach Medikamente nötig sein, gibt es auch genug Alternativen, die mit dem Stillen vereinbar sind. Milch in der Brust, die nicht getrunken wird, wird im Übrigen resorbiert, und durch "frische" ersetzt (es sind ja eh nur kleine Mengen, denn wir haben keinen "Euter", unsere Milch muss sich nicht sammeln sondern wird bei Bedarf ganz frisch produziert!). Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 28.04.2011



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