Frage: Wir stillen fast nur noch nachts

Hallo guten Morgen, mein Sohn ist jetzt fast 7 Monate alt. Wir haben Beikost bereits eingeführt. Mittags ißt er ca. 45 g Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei, abends ca. 100 ml Milchbrei, und ich versuche, ihm jetzt nachmittags dann auch den Getreide-Obst-Brei anzubieten. Zu den Mahlzeiten trinkt er jeweils ein paar Schlucke Wasser. Wir stillen noch, und jetzt läuft es aber so, daß er den ganzen Tag über so gut wie garnicht mehr gestillt werden möchte - dafür aber immer nachts, und das immer noch stündlich. Er trinkt dann auch und hat morgens eine sehr nasse Windel. So langsam streßt mich der ständige Schlafmangel, und ich habe das Gefühl, daß er nachts nachholt, was er tagsüber nicht trinken will. Wenn das ein paar Mal wäre, gut, aber jede Stunde schlaucht mich inzwischen. Kann ich etwas versuchen, um das zu ändern? Immer wieder tagsüber probieren, öfters anzulegen? Natürlich ist er inzwischen auch super abgelenkt von allem drum rum,.... Ich habe auch schon versucht, ihm ein Fläschchen zu geben, aber da ist momentan keine Chance. Er trinkt keine Säuglingsnahrung, weder aus der Flasche, noch aus dem Becher. Für Tipps wäre ich sehr dankbar! Liebe Grüße!

Mitglied inaktiv - 27.09.2010, 09:00



Antwort auf: Wir stillen fast nur noch nachts

Liebe Bounty1970, Ihr Sohn ist gerade erst knappe sieben Monate alt und damit noch am Beginn der "Beikostkarriere" und in dieser Zeit sollte der Begriff "BEI Kost" wörtlich verstanden werden. Beikost ist etwas, was die Muttermilch ergänzt und nicht ersetzt. Es ist deshalb normal und richtig in Verbindung mit der Beikost zu stillen, nicht zuletzt deshalb, weil auf diese Weise bestimmte Bestandteile der Beikost vom Kind besser verwertet werden können. Sie können also ruhig versuchen, tagsüber vermehrt anzulegen, allerdings kann es sein, dass die Nächte nicht ruhiger werden. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von etwa vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 27.09.2010



Antwort auf: Wir stillen fast nur noch nachts

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Mitglied inaktiv - 27.09.2010, 11:44