Frage: Wieso nimmt mein Baby so wenig zu?

Um ein besseres Bild zu bekommen, versuche ich mal die Situation darzustellen: Meine Tochter ist 5,5 Monate alt. Sie hatte normales Geburtsgewicht (3200 g). Doch von Anfang an hat sie nur sehr langsam zugenommen. Sie hat momentan bei 62 cm nur 5300 g. Sie nimmt langsam aber sehr stetig zu. Sie ist fit ausgeglichen und sehr interessiert an ihrer Umwelt. Ich habe sie bis vor ca 5 Wochen voll gestillt. Doch vor ca 5 Wochen riet mein Kinderarzt mir, mit der Beikost anzufangen. Den Brei ist sie sehr gerne - sie schafft ca. 120 g. Wir waren in den letzten Wochen regelmäßig beim Wiegen erst hatte sie nur 15 g in 10 Tagen zugenommen, dann 350 g in zwei Wochen und jetzt wieder nur 60 g in zwei Wochen (hatte aber letzte Woche Durchfall). Wobei sie in den letzten 3 Wochen zusätlich PRE-Nahrung bekommen hat und ich immer wieder abgepumpt habe, da sie dann besser trinkt. Ich frage mich, woran es liegt, dass sie so wenig zunimmt. Heute sprach mich eine Mama an, ob sie vielleicht ein Problem mit dem Reflux hat. Das hat mich verunsichert. Was ich bisher in den Foren gelesen habe bestärkt meine Beobachtungen eher. In den ersten Wochen hatte sie vor allem Abends das Problem, das sie getrunken hat, dann gespuckt, geweint, getrunken gespuckt.... Daraufhin hat mir meine Hebamme empfohlen ihr wegen dem starken Bedürfnis zu Saugen einen Schnuller zu geben. Damit wurde es besser. Oft weint sie die Brust an und trinkt erst dann. Wenn sie wirklich satt ist, fängt sie fröhlich das erzählen an. Hin und wieder meckert sie nach dem Trinken. Dann gibt es Tage, an denen sie ohne Probleme trinkt - vorallem Nachts klappt es gut. Ob sie viel spuckt weiß ich nicht. Sie braucht immer ein Lätzchen. Anfangs konnte man beobachten, dass sie plötzlich anfing zu schlucken oder ihr etwas aus dem Mund lief. Jetzt spuckt sie seltener nach dem Trinken (zähflüssige nichtverdaute Milch) und häufig in allen möglichen Situationen (flockige Milch) - sie hat auch grundsätlich ein Sabbertuch an. Seit sie Brei ißt, spukt sie deutlich weniger. Aber es ist schon mehrmals täglich wenig und und einmal täglich etwas mehr. Sie hustet immer wieder mal - ohne dass sie krank ist und hatte schon im Bauch sehr viel Schluckauf - auch jetzt mehrmals pro Woche. Ungefähr 4 - 5 Windeln braucht sie am Tag. Da sie aktuell Durchfall hat, tauschen wir in den nächsten Tagen die Pre-HA-Milch gegen die SL-Milch um eine Kuhmilchunverträglichkeit auszuschließen. Ach so - aktuell ißt sie ca alle 3 Std - bekommt also min. 6 Milch-Mahlzeiten - manchmal mehrere dafür kürzer. Mittags und Abends Brei. Mein Mann und ich sind beide eher klein - ich war wohl als Kind auch eher klein und zart...

von fuxn am 20.12.2012, 06:12



Antwort auf: Wieso nimmt mein Baby so wenig zu?

Liebe fuxn, ich glaube eher, dass Ihr Kind saugverwirrt ist und deshalb nicht effektiv trinkt. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger, also Schnuller) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprechen Sie mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe, wie Sie vorgehen können. Die Kollegin kann Ihnen dann im persönlichen Kontakt gezielte Tipps und Hinweise geben, auch zum Thema Steigerung der Milchmenge und Wachstumsschübe. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis Sie eine Kollegin erreichen können, hier einige allgemeine Tipps: Sie können versuchen Ihr Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Sie können ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, drängen Sie aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby wieder an Ihrer Brust trinkt, sollten Sie sich darauf einstellen, sich in den nächsten Tagen fast ausschließlich Ihrem Kind zu widmen. Wenn Sie es viel im Arm haben, zärtlich streicheln und es Sie in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine hat, beruhigt es sich vielleicht und lässt sich dazu bewegen, wieder bei Ihnen zu trinken. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 20.12.2012