Wie soll ich Abstillen? Angst vor Beißen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie soll ich Abstillen? Angst vor Beißen

Hallo! Mein Sohn ist fast 8 Monate alt und voll gestillt. Er möchte keinen Schnuller und keine Flasche akzeptieren. Beikost gibt es seit dem 6.Monat bisher Mittags und Abends. Seit er unten Zähne hat, beißt er beim stillen zu. Ich habe ihre Tipps gelesen und ausprobiert. Mit Erfolg. Jedoch beißt er trotzdem noch wenn er nicht mehr trinken möchte oder die Brust aus anderen Gründen gerade nicht mag. 80 % der Mahlzeiten verlaufen prima. Ich sehe schon die oberen Schneidezähne durchschimmern und habe jetzt höllisch Angst. Wenn sie durch sind möchte ich Abstillen, weil ich schon jetzt bei jedem andocken Angst habe. Ich bin sehr traurig, weil ich gerne stille und er schläft Tag und Nacht nur an der Brust ein. Nun meine konkreten Fragen: - Er weigert sich aus der Flasche zu trinken. Wird er es irgendwann tun bevor er "verhungert"? Ich Pumpe dann ab. - Er wird doch nicht verstehen, dass z.B. Abends aufeinmal doch wieder die Brust kommt, aber Nachts und sonst nicht. Soll ich lieber konsequent von jetzt auf gleich abstillen? - Er darf im Familienbett schlafen. Bisher nehme ich ihn Nachts sofort an die Brust wenn er nachts aufwacht. Ich weiß, dass es für ihn nicht nur ums essen geht. Nuckeln, Geborgenheit ect...muss ich nach dem abstillen Nachts dann eine Flasche geben wenn er weint oder reicht das kuscheln? Kann er seinen Bedarf tagsüber decken? - Was mache ich wenn er die Flasche nicht nimmt? So viele Fragen. Entschuldigung. Ich könnte weinen bei dem Gedanken ihm die Brust zu entziehen. Was soll er nur denken? Das ich plötzlich gemein bin? Aber ich kann das stillen nicht mehr genießen. Immer dieser Schmerz, die Anspannung beim Anlegen... Vielen Dank für ihre Hilfe!

von Lihannon am 12.10.2017, 11:47



Antwort auf: Wie soll ich Abstillen? Angst vor Beißen

Liebe Lihannon, dein Baby KANN lernen , nicht zu beißen! Babys können nicht GLEICHZEITIG an der Brust trinken und zubeißen. Aber sie können aufhören zu saugen und dann beißen. Wenn dein Kleiner dich beim Stillen beißt, kannst Du ihm durchaus vermitteln, dass dir das weh tut. Ein Baby verbindet das Gefühl der Beruhigung und der Sicherheit ebenso wie das Stillen des Hungers mit seiner Mutter. Es versteht nicht, dass es der Mutter Schmerzen verursacht, wenn es seine Zähne auf ihre Brustwarze drückt. Babys beißen nicht aus Boshaftigkeit. Ein Baby muss lernen, was es beim Stillen mit neuen Zähnen tun muss. Oft lernt es durch Ausprobieren und dem, was darauf folgt. Sobald dein Baby zubeißt, reiß es bitte nicht von der Brust weg, sondern ziehe es nahe an dich heran. Wenn Du es nahe an dich heranziehst, muss es los lassen, weil es sonst nicht mehr atmen kann. Es ist besser für deine Brust, wenn das Baby loslässt, als wenn Du es von der Brust wegreißt. Es gibt einige Tipps, wie man einem „bissigen" Baby das Beißen an der Brust abgewöhnen kann: - das Baby ohne großes Aufheben von der Brust nehmen, damit es nicht versucht ist zu probieren, ob es die Mutter nochmals zusammenzucken lassen kann. - etwas Angemessenes zum Beißen anbieten. Sobald es zu einem Biss oder einem Beinahe Biss kommt, bietest Du dem Baby einen Beißring oder ein Spielzeug an, damit es weiß, wo es seine Zähne (oder vorher eben den Gaumen) einsetzen darf. - das Baby schnell auf den Boden legen. Einige Mütter wollen auf das Beißen strenger reagieren. Nach ein paar Schrecksekunden für das Baby, die dem Ablegen folgen, sollte es beruhigt werden und die Rückmeldung bekommen, dass Beißen unangenehme Folgen hat. - einen Finger in die Nähe des Mundes des Babys legen, um den Saugschluss schnell zu unterbrechen, wenn es seinen Kopf dreht. Manche Babys lieben es, die Brustwarze nicht loszulassen, wenn sie abgelenkt werden und ihren Kopf drehen. Dies kann verhindert werden, wenn die Mutter einen Finger bereithält, um den Saugschluss zu unterbrechen. Es wird nicht lange dauern, bis das Baby gelernt hat, dass sich wegdrehen bedeutet, die Brustwarze zu verlieren. - mit dem Baby reden und ihm erklären, dass Du das Beißen nicht lustig findest (klingt vielleicht noch verfrüht bei einem Baby, aber es funktioniert vielfach tatsächlich). Er beißt auf keinen Fall aus böser Absicht, sondern weil er probiert, was diese Dinger in seinem Mund mit dir machen. Eigentlich gehen da fast alle Stillkinder "durch" und es vergeht in der Regel auch ganz schnell wieder… Natürlich kannst Du auch abstillen und dein Baby wird auch das akzeptieren! Wenn Du also abstillen möchtest, dann sprich mit deinem Kind darüber, dass eure Stillzeit nun langsam zu Ende geht und zeige ihm, dass Du es selbstverständlich noch genau so lieb hast wie schon immer. Du entziehst ihm die Brust aber nicht dich selbst und deine Liebe. Dazu kannst Du die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten. Ich persönlich würde langsam abstillen, da dein Kind sich dann langsam umstellen kann, auch für Deine Brust ist das besser. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, Euer Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. Natürlich kannst Du auch versuchen, deinem Baby noch die Flasche schmackhaft zu machen. Ich gebe dir jetzt Tipps, wie dein Baby die Flasche nimmt. Lass immer JEMANDEN ANDEREN die Flasche anbieten, mach es nie du selbst (vielleicht kannst du den nächsten Versuch ja auf ein Wochenende legen?). Es gibt einige Tricks, die helfen können: - versucht die Flasche anzubieten, wenn das Baby nicht allzu hungrig (zur regulären Stillzeit wird es keine Experimente mitmachen wollen) ist; - lass die fütternde Person das Baby ganz liebevoll halten, während die Flasche angeboten wird; - anstelle den Sauger in den Mund zu schieben, die Unterlippe damit kitzeln, damit das Kind selbst ihn nimmt; - dein Baby könnte in ein Kleidungsstück eingewickelt werden, welches nach dir riecht; - der Sauger der Flasche könnte mit warmen Wasser auf etwa Körpertemperatur gebracht werden; - probiert verschiedene Sauger - Silikon + Kautschuk, verschieden Formen, größere oder kleinere Sauger; - versuche, verschiedene Trinkpositionen ausprobieren zu lassen; - vielleicht geht es mit rhythmischen Schaukeln besser, auch Gehen kann Erfolg bringen. Einige Babys nahmen die Flasche, wenn sie im Autositz saßen, besser; - probiere, die Flasche zu geben, wenn dein Baby schläft; gib nicht sofort auf, wenn es nicht klappt, probiert es weiter - aber bedenke auch, dein Baby kann auch (tagsüber) aus einer Tasse, vom Löffel, mit der (Kunststoff-) Pipette oder dem "Soft Cup" gefüttert werden - es muss nicht zwangsläufig eine Flasche sein. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 12.10.2017



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