Wie schläft meine Tochter schneller und früher ein?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie schläft meine Tochter schneller und früher ein?

Hallo Frau Welter, meine Tochter (1,5 Jahre) hat Probleme beim Einschlafen. Am Abend bekomme ich sie erst sehr spät ins Bett und möchte solange gestillt werden, bis sie im Tiefschlaf ist. Wenn sie nur eingedöst ist und ich dann weggehe, wird sie gleich wach und findet nur mit der Brust wieder in den Schlaf. Eigentlich ist es seit ihrer Geburt so, allerdings hatte es mich früher nie gestört, da Säuglinge am Abend häufig unruhig sind. Auch wenn sie früher oder weniger Mittagsschlaf macht, ist sie meistens erst gegen 21 oder 22 Uhr müde und dann möchte sie noch mindestens eine Stunde gestillt werden, bis ich mich davonschleichen kann. Auf Dauer ist das extrem anstrengend, da man auch am Abend zu Nichts kommt und ich alleine mit meiner Tochter wohne. Sie schläft ca von 22 bis 8 Uhr morgens und Mittags von 13 bis 15 Uhr. Wenn der Mittagsschlaf etwas kürzer war, passiert es häufig, dass Sie mir gegen 17/18 Uhr auf kurzen Wegen im Auto einschläft. An solchen Tagen bekomme ich sie erst recht nicht ins Bett. Von allen Seiten wurde mir geraten doch endlich (?) abzustillen aber das ist für uns keine Option - meine Tochter soll sich selbst abstillen. Ich persönlich denke auch nicht, dass dadurch die Schlafsituation besser wird. Ich hoffe sie können mir einen Rat geben. Liebe Grüße JanaM92

von JanaM92 am 16.07.2018, 20:23



Antwort auf: Wie schläft meine Tochter schneller und früher ein?

Liebe JanaM92, ich kann Dich so so gut verstehen, Schlafentzug ist Folter :-(. Du musst dir bewusst sein, dass sich durch das Ab- oder Wenigerstillen dein Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern würde. Falls Du diese Vorstellung haben solltest, könntest Du eine herbe Enttäuschung nach dem Abstillen erleben. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Dein Baby schläft eigentlich schon recht lange, es braucht wahrscheinlich einfach viel Zeit, bis es zur Ruhe kommt (aber dann lange!). Schau du, dass du gut auf dich achtest, Ruhepausen findest, vielleicht mal jemanden, der morgens oder am Nachmittag mit dem Kleinen im Tragetuch spazieren geht, damit du dich ausruhen oder in die warme Wanne legen kannst. Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 16.07.2018



Antwort auf: Wie schläft meine Tochter schneller und früher ein?

Huhu Zum Abstillen rate ich dir auch nicht. Ich bin absolute Stillbefürworterin. Habe meine Tochter selbst 2,5 Jahre gestillt, bis sie selber nicht mehr an die Brust wollte. Ich bin total dafür, es den Kindern selber zu überlassen wann sie bereit für ein Ende des Stillens sind..... ABER: stillen ist keine "Einbahnstraße " und muss von Mama und Kind gleichermaßen gewollt sein, sei es die Länge oder die Dauer betreffend. Wenn dir eine Stunde stillen am Abend zu lang dauert, ist es in Ordnung die Zeit einzukürzen (zumal deine Tochter sicher nicht eine Stunde lang trinkt sondern irgendwann nur noch nuckelt) Ein Kind mit 1,5 Jahren darf auch erfahren, dass Mama ein Recht auf ihren Körper hat. Das kann man einem Kind in diesem Alter auch schon verständlich erklären. An deiner Stelle würde ich die Zeit an der Brust nach und nach einkürzen, auch wenn es Protest gibt (was ihr gutes Recht wäre), ihr kuscheln anbieten, aber liebevoll konsequent deutlich machen, dass deine Brust nicht zum "Dauernuckeln" da ist. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und auch so junge Kinder begreifen recht schnell, dass Mama zwar gern da ist zum stillen aber auch ihre persönlichen Grenzen hat. Und tatsächlich könnte ich mir sogar vorstellen, dass mein Vorschlag auf kurz oder lang tatsächlich dafür sorgt, dass deiner Tochter etwas schneller einschläft. Aber das ist nur meine persönliche Vermutung ;) LG und alles Gute für euch!

von Amphibia am 16.07.2018, 20:58