Wie mache ich am besten Brustentwöhnung in der Nacht?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie mache ich am besten Brustentwöhnung in der Nacht?

Hallo, mein Sohn ist jetzt 9 Monate, isst am Tag gut und gerne und ist aber leider daran gewöhnt immer an der Brust einzuschlafen und nuckelt dann leider auch oft sehr lange. Das möchte ich nicht mehr und ich bin auch wieder schwanger, deswegen möchte ich gerne abstillen, was in der Nacht das größte Problem ist. Was kann ich tun? lieben Gruß

von scarlett1000 am 11.03.2013, 13:30



Antwort auf: Wie mache ich am besten Brustentwöhnung in der Nacht?

Liebe scarlett1000, es tut mir so leid, dass Du fertig bist, aber das Abstillen wird dir leider keine Vorteile bringen. Was deinen kleinen Mann betrifft: Er verhält sich völlig normal. Du hast sicher schon gelesen, dass wir immer wieder schreiben: " Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein." Insofern ist es also völlig normal, dass er noch gern stillt. Er weiß eben, was er braucht! Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem dreiviertel Jahr noch nicht so weit sind. Wenn Dir das Stillen unangenehm ist, kannst Du sicherlich abstillen, die Nächte werden aber leider nicht länger werden. Wenn Du also für dich sicher bist, dass Du nachts nicht mehr stillen magst, dann wird das vermutlich nicht ganz ohne Trauer bei deinem Kind gehen. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. In diesen Gesprächen kannst Du dein Kind immer wieder darauf hinweisen, dass Du der Meinung bist, dass das Stillen in der Nacht nun eingeschränkt wird, dass Du es aber weiterhin genau so sehr lieb hast, wie schon immer. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt dir, dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal deinem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Du kannst dein Kind ja in der ersten Zeit zuerst stillen und dann deinem Partner übergeben. Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, dein Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Mit Geduld, Ruhe und viel Liebe, werdet ihr das schaffen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 11.03.2013



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Brustentwöhnung in der Nacht

Liebe Biggi, meine Tochter ist jetzt etwas über 8 Monate alt und ich denke über das Abstillen nach. Mittags isst sie jetzt zuverlässig ein Gläschen und auch mit dem Abendbrei klappt es langsam auch besser. Wenn sie demnächts abends eine richtige Portion Brei isst, möchte ich ihr nachts keine Brust mehr geben. Das wird allerdings ein sehr schwier...


Brustentwöhnung in der Nacht

Hallo, also ich habe mich dazu entschieden in der Nacht abzustillen, da ich denke, dass unsere fast, 14 Monate alte, Tochter (und auch ich) dadurch besser schlafen kann. Außerdem hab ich jetzt immer wieder Schmerzrn beim Stillen. Mir kommt es so vor, als schleifen ihre Zähnchen an meinen Brustwarzen. Das ist sehr unangenehm, vor allem nachts wenn ...


Brustentwöhnung in der Nacht

Liebe Biggi, meine Tochter ist nun 20 Monate alt und ich möchte allmählich zum Abstillen kommen. Nur weiß ich nicht, wie ich das bewerkstelligen soll. Wie anfangen? Sie wird noch zum Einschlafen mittags und abends, sowie nachts gestillt. Seit 2 Monaten kann Marie nur noch im Elternbett schlafen (sonst in ihrem Bettchen neben dem Elternbett) u...


Brustentwöhnung in der Nacht???

Hallo Biggi, Wiedereinmal stehe ich zwischen zwei Stühlen und wieder einmal würde ich gerne deine Meinung wissen: Mein kleiner Mann (11 Monate) wird immer noch recht häufig gestillt! Er isst zwar auch alles was ich ihm anbiete und ist sehr neugierig (kein Brei mehr, langsam Basic-Familientisch) aber stillen muss eben auch noch oft sein! Meist...


Brustentwöhnung in der Nacht

Liebe Biggi, liebe Kristina, vielen Dank für eure tolle Arbeit. Immer wenn ich im Forum lese habe ich wieder das Gefühl alles richitg zu machen. Dennoch lasse ich mich leider immer wieder verunsichern:( Im Forum von Herrn Dr. Posth habe ich nun gelesen, dass es eigentlich nun schon zu spät für das nächtliche Abstillen ist und ich mich sc...


Brustentwöhnung in der Nacht

Da ich momentan sehr erschöpft bin von häufigen nächtlichen Gewecktwerden, hoffe ich auf eine Idee, wie ich meinem Sohn häufiges nächtliches Trinken abgewöhnen kann. Mein Sohn ist jetzt knapp über 4 Monate alt, er hatte im Alter von 3 Wochen schon jede Nacht eine Schlafphase von 4 Stunden gehabt, von 9-12 Wochen sogar von 5-7 Stunden. Dies war etw...


Kann man das Schlafen im eigenen Bett mit Brustentwöhnung in der Nacht verbinden

Liebe Biggi, liebe Kristina, Unser Sohn ist 13,5 Monate alt und wird von mir in der Nacht noch häufig gestillt (Schläft mit mir im Familienbett) Seinen Mittagsschlaf macht er aber nach dem Einschlafstillen im eigenen Zimmer und schläft dort recht gut. Nun meine Frage: wenn ich plane eine "stillfreie Zeit" in der Nacht einzuführen, ob ich die...


Brustentwöhnung in der Nacht

Liebe Biggi, mein Sohn ist 9,5 Monate alt. Beikost kann ihn überhaupt nicht begeistern. Wir haben schon alles Mögliche ausprobiert (Brei, BWL), aber die Muttermilch schmeckt ihm wohl immernoch am besten. Ich stille also noch voll. Er kaut nur immer ein wenig auf dem rum, was er auf dem Teller hat, wenn wir alle am Tisch essen. Aber von ausreichend ...


Kann es sein dass Baby über Nacht saugen verlernt?

Hallo Ich habe ein 6 Wochen altes Baby, welches ich voll stille. Bislang ging das auch ganz gut, ich habe viel Milch (laufe oft aus) und das Baby wächst und nimmt ordentlich zu. Seit heute Morgen um 6 Uhr saugt es aber nicht mehr sondern hat die Brust eher zum nuckeln. Hat aber Hunger. Wir machen nichts anderes . Nachts um 2 Uhr hat es noch fun...


Häufiges Stillen in der Nacht, Zähne

Liebe Frau Welter, mein Baby ist nun 6 Monate alt und wird weiterhin nachts sehr häufig wach und möchte dann die Brust zum Einschlafen um in die nächste Schlafphase zu gelangen und trinkt dann durchaus auch. Die Beikostmengen sind bisher minimal. Nun bricht das erste Zähnchen durch und ich würde die Häufigkeit des nächtlichen Stillens gerne etwa...