Liebe Biggi,
meine Tochter ist jetzt fuenf Monate alt und wird voll gestillt. Ich wuerde gerne mit der Beikost so lange warten wie moeglich (Allergiegefaehrdung durch Allergien auf Seiten beider Eltern).
Spricht etwas dagegen, auch ueber den sechsten Monat hinaus voll zu stillen? Wie lange kann man theoretisch voll stillen? Und woran merke ich, dass Stillen alleine nicht mehr reicht (z.B. haeufigeres Aufwachen in der Nacht etc.)?
Vielen Dank,
Gruss aus NY,
Sabine
Mitglied inaktiv - 26.08.2001, 05:14
Antwort auf:
Wie lange voll stillen?
Liebe Sabine,
schön, dass das Stillen bei Euch so gut klappt. Um den richtigen Zeitpunkt zum Beginn des Zufütterns zu finden, sollte nicht der Kalender sondern das Baby beobachtet werden. Im Allgemeinen sind die Babys etwa um die Mitte des ersten Lebensjahres so weit, dass sie zusätzlich feste Nahrung haben möchten. Anzeichen dafür sind:
1. es ist in der Lage aufrecht zu sitzen,
2. der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
3. es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
4. es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken,
5. es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt.
Allergiegefährdete Babys lehnen häufig zusätzliche Nahrung ab bis sie 9 oder sogar 12 Monate alt sind (in Extremfällen kann es sogar noch länger dauern). Es ist möglich über das erste Lebenshalbjahr hinaus voll zu stillen, wenn das Baby sich dabei gut entwickelt.
Muttermilch sollte während des ganzen ersten Lebensjahres, die Hauptnahrungsquelle für das Baby sein. Im zweiten Lebensjahr verschiebt sich das Verhältnis Muttermilch - Beikost allmählich. Allerdings sollte nicht deshalb weiterhin ausschließlich gestillt werden, weil Stillen so bequem ist.
Die Eisenreserven, die ein Baby bei der Geburt hat und das leicht zu verwertende Eisen aus der Muttermilch reichen zusammen gewöhnlich aus, um den Hämoglobinwert auch noch ins zweite Lebenshalbjahr des Babys hinein innerhalb des normalen Bereiches (10,2 bis 15 gm/dl) zu halten (McMillan 1976; Siimes 1984; Duncan 1985). Eine Untersuchung an gestillten Babys, die weder Eisenpräparate noch mit Eisen angereicherte Getreideprodukte erhalten hatten, ergab, dass die Babys, die sieben Monate und länger ausschließlich gestillt wurden, im Alter von einem Jahr deutlich höhere Hämoglobinwerte aufwiesen, als diejenigen Babys, die mit weniger als sieben Monaten bereits feste Nahrung bekommen hatten (Pisacane 1995). Die Forscher fanden bei den Babys, die sieben Monate lang voll gestillt worden waren, keinen Fall von Anämie während des ersten Lebensjahres und folgerten daraus, dass ausschließliches Stillen während der ersten sieben Lebensmonate das Risiko einer Anämie senkt.
Beobachtet Euer Kind und sprecht unter Umständen mit Eurem (hoffentlich stillfreundlichen) Kinderarzt, dann werdet Ihr schon erkennen, wann Eure Tochter zusätzliche Nahrung brauchen wird.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 26.08.2001
Antwort auf:
Wie lange voll stillen?
huhu sabine!
du kannst dein kind problemlos 9 oder gar 12 monate voll stillen, wenn es dies moechte. wenn es so extrem allergiegefaehrdet ist, ist es ohnehin gut moeglich, dass es erst spaet interesse an anderer nahrung zeigen wird. solange es ganz nach bedarf gestillt wird, ist dies ueberhaupt kein problem, auch nicht in bezug auf eisen. dieses datum "6 monate" ist eine erfindung der babybreihersteller, es gibt keine biologische oder medizinische begruendung fuer eine zwingende beikostgabe ab diesem alter.
haeufigeres aufwachen in der nacht kann in diesem alter auch auf zahnungsbeschwerden hinweisen. der schlafrhythmus der kinder aendert sich in den ersten jahren noch haeufig. meine tochter schlief im ersten jahr fast immer durch, im zweiten wachte sie oft ein oder auch zwei mal auf, jetzt im dritten jahr (und noch immer stillen wir oft) schlaeft sie fest durch.
dass das ausschliessliche stillen nicht mehr reicht, ist beim stillen nach bedarf unwahrscheinlich. auch ein kind, das schon lange beikost bekommt, kann bei akuter krankheit (zb durchfall, magen-darm-virus) wieder mehrere tage vollstillen und saemtliche andere nahrung verweigern. dies ist das gesuendeste, was das kind tun kann in diesem fall, besser ale jedes medikament oder heilnahrung (auch wenn es schon 2 oder 3 jahre alt ist).
es ist eher interesse und forscherdrang, wenn sich die kinder im zweiten lebenshalbjahr fuer das essen der grossen interessieren. bei einem gestillten kind geht es da noch nicht um zusaetzliche kalorien, sondern um neue geschmaecker, andere konsistenzen (stueckig, breiig...), das rummatschen mit den haenden - erfahren mit allen sinnen. :-)
deine tochter wird dir zeigen, wann sie echtes interesse an anderer nahrung hat. und dann kannst du ihr einfach von eurem essen etwas abgeben, kleine stuecke in die hand (fingerfood), mit brei musst du erst gar nicht anfangen.
schau doch mal hier vorbei:
http://de.groups.yahoo.com/group/wirstillen
das ist eine mailingliste zum thema stillen. es gibt dort zb auch eine frau, die wegen extremer allergie des kindes 18 monate lang voll-(!)gestillt hat, und das kind hatte "trotzdem" prima blutwerte. und dort sind auch ein, zwei (deutschsprachige) stillmamis aus NY.
liebe gruesse,
anne
und ailinn (6/99)
Mitglied inaktiv - 28.08.2001, 01:32