Frage: Wie lange nachts stillen?

Hallo, ich habe mal eine Frage bezüglich des nächtlichen Stillens. Unser Sohn ist 10,5 Monate alt und schläft immer noh nicht durch. Ich stille noch zwischendurch und das auch gern. Tagsüber isst er schon ganz gut seine Beikost. Zum Aufstehen wird noh gestillt, um zehn gibt es ein bisschen Brot zum Matschen und Getreide-Obst-Brei. Um zwei gibt es Gemüse-Brei in allen Variationen was er mal gut mal weniger gut isst, von der Menge her meistens nicht ganz ein Gläschen, zum Nachtisch noch Obst. Wenn er wenig Gemüse gegessen hat, gibt es noch mal die Brust hinterher. Abends dann noch seinen Milchbrei, welchen er liebt und zum Schlafen noch mal die Brust gegen sieben. Er fordert aber immer noch mal gegen 24 Uhr und zwischen 3 und 4 Uhr früh die Brust. Ich kann ihn dann auch nicht beruhigen oder Flasche geben. Er trinkt dann auch immer noch eine viertel Stunde, zumindest bis keine Milch mehr kommt. Ich denke mal, dass er es immer noch braucht.... heißt das, dass er tagsüber nicht genügt isst? Ich hab gelesen, dass die Babys eigentlich nachts nichts mehr brauchen? Ich wollte auf jeden Fall bis ein Jahr stillen zumindest solange er mag, aber alle vier Stunden essen sollte doch langsam weniger werden oder? Danke für einen Rat. Lieben Gruß loewemay

Mitglied inaktiv - 27.09.2011, 12:32



Antwort auf: Wie lange nachts stillen?

Liebe loewemay, es ist abgesehen von der Anwendung der sehr umstrittenen und von Stillexperten einhellig abgelehnten Schlaftrainingsprogrammen nicht möglich ein Kind an das Durchschlafen zu gewöhnen, ehe es nicht von selbst dazu reif ist. Es ist ja auch nicht möglich ein Kind an das freie Laufen oder das Sprechen zu gewöhnen. All diese Fähigkeiten entwickelt jedes Kind dann, wenn der für das jeweilige Kind richtige Zeitpunkt gekommen ist. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht ebensowichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 27.09.2011