Wie lange kann Regression (stilltechnisch) nach Geb. von Geschwisterchen dauern?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie lange kann Regression (stilltechnisch) nach Geb. von Geschwisterchen dauern?

Hallo, ihr habt mir schon oft geholfen, danke erstmal dafür! Ich brauche mal wieder moralische Unterstützung. Mein Sohn ist 2,5 J, meine Tochter nun schon stolze 4 Monate alt, beide werden voll gestillt. Naja, fast, also ich habe das Gefühl, dass der Große sich mehr Milch holt als die Kleine (nachts kommt er manchmal stündlich, sogar halbstündlich, manchmal auch "nur" alle 2 bis 3 Std.. sie ist da sehr viel genügsamer). Essen tut er wie ein Spatz, Obst und rohes Gemüse isst er noch aber kaum mal etwas, was Kalorien hat. Schokolade natürlich, wenn er welche bekommt.. Wir hatten viele, viele Startschwierigkeiten, in der Schwangerschaft (trank tagsüber sowieso durch leichte Unterstützung meinerseits tagsüber gar nicht mehr und dann habe ich nachts MIT DRUCK oder "Konsequenz", wie es so viele euphemisieren, abgestillt) kurz vor Geburtsereignis wollte er aber immer länger trinken..... hab wieder lockerer gelassen... seit sie da ist, haben wir immer mehr Regeln gestrichen, wohinter ich auch stehe (das Buch "wir stillen noch" hat mir gute Anreize gegeben und außerdem denke ich, dass das eine Form von Regression ist, die, wenn ihr möglichst nach gegangen wird, dazu führen müsste, dass er seine momentane Entwicklungsaufgabe lösen können wird, naja, und die Liebe, ich will halt sein bestes und deshalb kriegt er mein bestes aber das macht mich langsam verrückt..). Derzeitige Situation: Er darf zuhause immer, wenn es nicht gerade total unpassend ist, trinken. Wenn wir unterwegs sind und es möglich ist (jemand Involviertes auf die Kleine achtet), dann verziehe ich mich mit ihm schon mal auf eine öffentliche Toilette, schließe uns ein und lasse ihn dort nuckeln - klingt eklig aber vor anderen Leuten lehne ich es strikt ab (leider werden es wohl alle so oder ähnlich handhaben, ich habe noch nie so ein großes Baby stillen sehen aber es gibt sie doch, die LZ-Stillenden...? Nur wo?) Kurz, ich denke, ich kann damit mittlerweile recht gut umgehen, seit ca 1,5 oder 2 Monaten habe ich so extrem locker gelassen, dass ich es wirklich fast immer versuche, ihm dahingehend recht zu machen. Nun warte ich darauf, dass sich die psychischen Wogen glätten und er wieder weniger verlangt..? Auch am Esstisch versuche ich so locker wie möglich zu sein, hab leider immer versucht, ihn zum Essen zu überreden, vielleicht war das auch ein großer Fehler..? Wenn er jetzt nur etwas Obst und Gemüse zum Abend isst, dann belasse ich es dabei und freue mich auf die Nacht...... Klingt nach Resignation aber Druck erzeugt Gegendruck und ich hoffe, hoffe, hoffe..................... Im August kommt er für bis 5 Std. am Tag in die Kita, wieder etwas Neues, muss ich damit rechnen, dass es dann NOCH mehr wird? Was mich nervt ist, dass die Kleine so viel weniger einfordert und ich immer Bedenken habe, dass er ihr gerade die Vordermilch schon weggetrunken hat. Sie ist sehr groß und recht pummelig, was ja schön ist aber wenn es daher kommt, dass sie ZU fetthaltig gestillt wird? Andererseits würde sie wahrscheinlich auch öfter trinken wollen, wenn sie keine Vordermilch abbekommen würde oder? Wie lange dauert es denn nach einer Stillmahlzeit, bis diese wieder vorhanden ist? Wenn ich ihn zB nur rechts trinken ließe und sie gleich darauf links, wäre in der Linken dann Vordermilch oder schon die sättigendere Milch enthalten? Hmm.... Ich will nicht abstillen, nein, das soll er selber machen dürfen und wenns wirklich nur zum Einschlafen wäre, vielleicht ein mal nachts und meinetwegen kurz morgens, dann kann das auch noch ewig dauern, so lange ich ihm zur Klassenfahrt keine Milch abpumpen muss.... Aber so zerrt das doch echt an meinen Nerven, er ist ja nicht das einzige Stillkind..... Wie lange dauert so etwas erfahrungsgemäß, gibt es da Erfahrungswerte? Ich will nicht mehr künstlich eingreifen, er soll alles bekommen, was er braucht und nachholen können, was ich ihm irgendwann verwehrt habe, so lange er das noch kann und wenn das heißt, dass ich den Belastungen einer Zwillingsmutter ausgesetzt bin.. Ich würde nur gerne wissen, wie lange das noch dauern kann.... Ich ärgere mich so, da ich mir vorstellen könnte, dass die Phase weniger heftig wäre, wenn ich nicht in der Schwangerschaft so drastisch und auch unter Tränen reduziert hätte... Danke schon mal und liebe Grüße!

von Vivien Si am 03.07.2013, 23:26



Antwort auf: Wie lange kann Regression (stilltechnisch) nach Geb. von Geschwisterchen dauern?

Liebe Vivien Si, es kann gut sein, dass dein Sohn deshalb so sehr klammert, weil doch Eifersucht da ist und er immer und immer wieder die Sicherheit braucht, dass er genau so wichtig ist wie das Baby. Du könntest mit viel Ruhe versuchen, ihn abzulenken und Du kannst mit ihm darüber sprechen, dass dir das alles zu viel wird. Wie reagiert er, wenn Du ihn in den Arm nimmst und sagst, dass Du jetzt gerade nicht stillen magst, ihm dafür aber ein Buch vorliest? Oder Du gehst mit den beiden auf den Spielplatz? Wie Du jetzt weiter vorgehst, musst Du jedoch ganz alleine entscheiden. Vielleicht kannst Du dich in einer ruhigen Stunde einmal hinsetzen (oder spazierengehen oder ...) und dir überlegen, was Du für dich und dein Kind für den richtigen Weg hältst. Mach dir dabei bewusst, dass der Weg für euch beide richtig sein muss, nicht nur für dein Kind oder dich. Wenn Du dann zu dem Entschluss kommst, dass für euch beide das Abstillen besser sein wird und Du dich glücklicher und zufriedener fühlen wirst, wenn Du deinen Sohn weniger stillst, dann solltest Du hinter dieser Entscheidung stehen. Dein Kind muss spüren, dass DU ÜBERZEUGT bist! Ist die Mutter nämlich innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind abstillen (oder weniger stillen) will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann "Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für "geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist, dass Du dir Klarheit verschaffst und dann zu deiner Entscheidung stehst ganz gleich wie diese ausfällt. Wenn Du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es Euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Wenigerstillen, dann wird dein Kind fühlen "Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Fällt deine Entscheidung für das Weiterstillen, bedeutet dies keineswegs zwingend, dass dein Kind noch jahrelang gestillt werden will, im Gegenteil: es kann sein, dass dein Kind sich dann sehr bald von selbst abstillt, eben weil es auch dann nicht mehr mit einem Zwiespalt leben muss. Wurde den einmal ein Blutbild gemacht? Vielleicht ist es sinnvoll, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Die Unterteilung der Milch in Vordermilch und Hintermilch ist nicht so, wie es immer wieder zu lesen ist und ist für die Praxis abgesehen von wenigen, besonderen Fällen kaum relevant. Der Milchspendereflex setzt beidseitig ein, so dass das Kind an der zweiten Brust dann eine „Mischmilch" erhält. Die Unterscheidung in „Vordermilch" und „Hintermilch" ist in aller Regel allerdings eine akademische Frage, die für den normalen Stillablauf keine Bedeutung hat. Solange das Kind gedeiht und sich wohl fühlt, muss keine Mutter über die Anteile an Vorder oder Hintermilch nachdenken. Ich hoffe, ich konnte dir ein klein wenig weiterhelfen. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 04.07.2013