wie kommt man sanft von stillen weg?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: wie kommt man sanft von stillen weg?

hallo biggi, meine tochter ist fast 19 monate und wird sowohl tagsüber, als auch zum einschlafen/weiterschlafen gestillt. ich habe schon oft gelesen, dass man das stillen reduzieren kann, indem man nur noch stillt, wenn das kind danach verlangt. wenn ich das so machen würde, würde ich ungefär alle 30 min stillen, sofern wir daheim sind. auswärts vergisst sie das stillen stundenlang, aber kaum betreten wir unsere wohnung zeigt sie sofort auf die couch, in die stillecke. ich hab jeden tag schon volles programm, aber ab und zu ist man doch mal nen nachmittag zu haus und dann stillen wir dauer. ist das langeweile? essen/trinken anbieten klappt dann nur selten bzw. will sie dann trotzdem gestillt werden, sobald sie getrunken/gegessen hat. sie trinkt wasser, saft u kuhmilch. ein großer esser ist sie nicht. sie probiert zwar alles und isst ständig kleinigkeiten, aber zu den eigentlichen mahlzeiten isst sie dann nur ein paar happen. gewichtsmäßig hab ich keine bedenken. sie ist weder dick noch dünn. das einschlafstillen und weiterschlafstillen in der nacht ist für mich kaum belastend. allerdings planen wir bald ein 2. kind. ich weiß, dass es auch tandem stillen gibt. nur, 2 kinder in der nacht stillen kann ich mir nicht vorstellen. abgesehen davon frage ich mich, wie ich das mit der geburt mache, sollten wir ausgrechnet nachts ins krankenhaus müssen. die prio liegt aber auf jedem fall auf dem tag. ich wäre superzufrieden nur noch zum ein- und weiterzuschlaf zu stillen. hast du tipps? lg pulci

von Pulci am 14.05.2013, 13:58



Antwort auf: wie kommt man sanft von stillen weg?

Liebe pulci, es ist absolut nicht ungewöhnlich, dass ein 19 Monate altes Kind noch gestillt wird, es ist lediglich in unserer Kultur nicht so verbreitet. Allerdings gibt es sehr viele Kleinkinder, die gestillt werden, aber ihre Mütter gehen damit nicht an die „Öffentlichkeit", um eben Anfeindungen aus dem Weg zu gehen. Die Empfehlung der WHO (Weltgesundheitsorganisation) lautet, dass JEDES Kind (auch die Kinder, die in unserer westlichen Welt aufwachsen) mindestens zwei Jahre gestillt werden sollte und deine Tochter ist noch deutlich jünger als zwei. Jedes Kind stillt sich irgendwann ab. Wird die Entscheidung über den Zeitpunkt des Abstillens dem Kind überlassen, dann fällt das Abstillen meist in den Zeitraum zwischen zwei und vier Jahren. Eben so wenig ist es ungewöhnlich, dass ein Kleinkind nachts aufwacht. Wäre es übrigens sooo außergewöhnlich, dass ein Baby oder Kleinkind nachts aufwacht, dann gäbe es wohl kaum eine solche Flut von Ratgeberbüchern, was zu tun sei, um das Kind zum Durchschlafen zu bringen. Allein die Tatsache, dass Bücher zu diesem Thema in riesigen Mengen verkauft werden zeigt, dass es wohl der „Normalzustand" ist, dass kleine Kinder nun einmal nicht durchschlafen. Für ein Kind ist das Stillen viel, viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Das Abstillen bedeutet daher auch mehr als das reine Ersetzen einer Nahrung durch eine andere. Im Alter deiner Tochter ist es dem Kind auch sehr bewusst, dass Stillen mehr als nur Trinken bedeutet. Ich werde dir jetzt ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind von der Brust zu entwöhnen. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du Deinem Kind die Brust nicht von Dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Außerdem möchte ich dir das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also auch bei uns) und im Buchhandel erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 14.05.2013