Hallo,
meine Frau möchte voll stillen und legt auch entsprechend oft und lange an.
Unser Sohn ist jetzt 5 Wochen alt.
Die Hebamme hat uns aber schon seit längerem nahe gelegt, dass wir bei jedem Stillen immer 30 ml zufüttern sollen, weil der Kleine immer nicht übermäßig viel zugenommen hat. Es war immer im Rahmen, aber hätte eben mehr sein können.
Haben wir natürlich auch getan, da er ja gut zunehmen soll – hat er dann auch „nach Plan“.
Die letzten 4 Tage sollten wir immer nur früh und Abends zufüttern um zu sehen, wie wir hinkommen.
Prompt hat unser Kleiner nur 35 Gramm innerhalb von 4 Tagen zugenommen. Könnte ja eigentlich das doppelte sein…
Allerdings ist er auch seit der Geburt um gut 6 cm gewachsen.
Jetzt ist meine Frau entsprechend frustiert, weil wir wieder jedes Mal die 30 ml per Flasche zugeben sollen…obwohl sie so gerne voll stillen möchte.
Sollte man per Flasche geben oder lieber mit einem Fingerfeeder?
Er saugt auch ordentlich an der Brust und hängt auch immer recht lange dran (Seitenwechsel inbegriffen). Er hat eine schöne Hautfarbe und ist auch in den Wachphasen gut drauf und schaut sehr interessiert (wenn er nicht schreit ;-) )
Meine Bedenken sind aber, dass wenn wir zufüttern, die Brüste ja nicht „wissen“, dass sie mehr produzieren müssen, da das Baby die fehlenden Milch ja von wo anders herbekommt. Somit würde das ja nie was werden mit dem vollen Stillen.
Ich habe hier im Forum jetzt auch schon öfters in den Antworten gelesen, dass die Zusammensetzung der Milch bei jeder Frau ähnlich ist. Meine Frau ist normalgewichtig, isst ausgewogen und trinkt auf Anraten der Hebamme inzwischen jeden Tag um die 3 Liter.
Also müsste die Milch ja eigentlich nahrhaft genug sein?!
Die Menge sollte sich ja auch irgendwann regulieren, weil meine Frau oft anlegt?!
Was gibt es für Tipps und Tricks, die man anwenden könnte, dass man das Ziel des vollen Stillens erreichen könnte.
Vielen Dank im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
von
Wastl91
am 21.08.2019, 11:24
Antwort auf:
Wie können wir voll Stillen? Wir sollen aktuell zufüttern.
Lieber Wastl91,
wenn ein Baby so zögernd zunimmt, sollte erst einmal die Anlegetechnik überprüft werden, um zu sehen, ob das Kind effektiv saugt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat!
Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern.
Wie oft wird Euer Baby denn gestillt in 24 Stunden?
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollte Deine Frau das Baby in den nächsten Tagen oft anlegen.
Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kann sie es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legt sie das Baby an und stillt es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmt sie es sanft von der Brust und lässt es aufstoßen, streichelt seine Fußsohlen oder massiert es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Deine Frau es wieder etwas ermuntert hat. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst müsst Ihr das Zubehör selbst zahlen).
Außerdem solltet Ihr Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die Deine Frau und Dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass sie korrekt anlegt und dass Euer Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass das Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann Euch nicht sehen.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Ich würde Euch zusätzlich noch empfehlen, ihm eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass Deine Frau Milch ausstreicht oder abpumpt, diese in 10 ml Spritzen aufzieht und dann kopfüber in ein Glas stellt (also mit der Spitze nach unten). Lasst aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden könnt Ihr den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und dem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Statt mit leeren Spritzen könnt Ihr natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die Ihr die gewonnene Muttermilch gebt. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, Ihr könnt ihn mit einem Löffel abschöpfen und dem Baby geben.
Wenn Ihr das 3-4 Tage lang macht (je mehr, desto besser), wird er ganz sicher einen Schub machen.
Probiert es mal aus!
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.08.2019
Antwort auf:
Wie können wir voll Stillen? Wir sollen aktuell zufüttern.
Liebe Biggi,
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Er wird tagsüber schon so alle 2-3 Stunden gestillt. Nachts dann je nach Bedarf, wenn er aufwacht, ca. alle 3-4 Stunden.
Wir werden deine Tipps beherzigen :-)
Liebe Grüße
von
Wastl91
am 21.08.2019, 17:29
Antwort auf:
Wie können wir voll Stillen? Wir sollen aktuell zufüttern.
Lieber Wastl91,
meldet Euch doch in den nächsten Tagen bitte noch einmal, wie es klappt!
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.08.2019
Antwort auf:
Wie können wir voll Stillen? Wir sollen aktuell zufüttern.
Hallo Biggi,
naja es hat sich nicht wirklich was geändert.
Von letzte Woche Donnerstag (Kinderarzt) auf Montag (Hebamme) waren es 35 Gramm mehr (aber das waren auch unterschiedliche Waagen).
Von Montag auf Donnerstag hat er wieder nur 30 Gramm zugenommen.
Die Hebamme meinte, dass sie das jetzt auch nicht soo schlimm findet aber die Ärzte eben immer Druck machen. Andererseits hat sie uns jetzt wieder gesagt, dass wir zufüttern sollen.
Hinzu kommt jetzt noch, dass meine Frau eine Brustentzündung hat und die letzten 2 Tage mit Fieber zu kämpfen hatte. Die Hebamme lasert die Brustwarzen jetzt und meine Frau nimmt einige Homöopathische Mittel gegen Brustentzündung.
Sie legt häufig an und das mit dem Abpumpen und der "Sahne" haben wir auch ein paar mal gemacht.
Kann es einfach sein, dass manche Kinder langsamer zunehmen?
Viele Grüße
von
Wastl91
am 29.08.2019, 11:08
