Hallo,
da ich seit 5 Monaten erfolglos versuche abzustillen und weder Ärztin, noch meine sehr erfahrene Hebamme mit weiterhelfen können, erhoffe ich mir hier ein paar Tipps.
Mein zweiter Sohn (11Mon) wird noch voll gestillt. Er nimmt den Schnuller aber keine Flasche, keinen Brei, kein Fingerfood. Außer Muttermilch ist also noch nie etwas in seinem Magen gelandet. Ich bin wirklich eine emotionale Mama und will ihm geben was er braucht. Aber abgesehen davon, dass ich nervlich echt fertig bin durch den 2std Rythmus nachts (hab auch noch den 2,5 jährigen Bruder zu Hause), haben wir ein Problem weil in einem Monat schon die Eingewöhnung bei der Tagesmutter losgeht. Ab Sommer MUSS ich leider wieder arbeiten gehen.
Der kleine Mann hat sich bisher vor jeglichem essen geekelt. Er verzieht sein Gesicht als würde ich ihm Zitrone geben und würgt dann. Wenn man ihn ganz in Ruhe lässt in seinem Stuhl und ihm was auf den Tisch legt, dann nimmt er manchmal was in die Hand und untersucht es lange. Sobald was im Mund landet spuckt er es aus.
Gegen die Flasche wehrt er sich mit Händen und Füßen- auch wenn ich nicht da bin und mein Mann es versucht!
Ich höre immer wieder: "du musst für ein Wochenende weg- dann muss er die Flasche nehmen!" Aber ich weiß nicht, ob ich das kann.
Ich bin dankbar für jeden Ratschlag, den ich nicht schon ausprobiert habe.
Liebe Grüße,
Christina
von
Christinasa
am 10.04.2017, 13:30
Antwort auf:
Wie kann ich meinem Sohn (11Monate) etwas anderes als Mumi schmackhaft machen?
Liebe Christina,
wurde der Eisenwert des Kindes schon einmal kontrolliert? Kann Euer Kind eventuell einen Zinkmangel haben? Beides kann die Ursache für ein schlecht essendes und/oder schlecht gedeihendes Kind sein.
So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach bitte keinen Kampf ums
Essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern
sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften
Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter.
Im ersten Lebensjahr IST Milch die Hauptnahrungsquelle und viele Babys essen noch nicht viel feste Kost.
Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst".
Ganz sicher ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich.
Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken:
Energie: 830 kcal = 1185 ml MM
Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM
Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM
Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM
Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM
Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen.
Ich zitiere dir noch aus einem Artikel, den Denise Both IBCLC geschrieben hat:
"Das am heißesten gehandelte Thema, wenn es um Mangelerscheinungen bei gestillten Kindern ist das Eisen. Stillende Frauen dürfen sich immer wieder anhören, dass Muttermilch ja nur wenig Eisen enthält und dass die Eisenspeicher des Kindes nur bis etwa sechs Monate ausreichen und dann sei es unabdingbar Beikost einzuführen, um einen Eisenmangel abzuwenden. Es stimmt, dass Muttermilch im Verhältnis zu Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung nur wenig Eisen enthält, demgegenüber steht jedoch die bessere Bioverfügbarkeit des Muttermilcheisens für das Kind. Dennoch kann es zu einem Eisenmangel bei gestillten Kindern kommen. Besonders gefährdet dafür sind Frühgeborene, Kinder deren Mütter in der Schwangerschaft einen Eisenmangel hatten und Kinder, deutlich länger als sechs Monate jegliche feste Nahrung ablehnen.
Man muss zwischen Eisenmangel und einer Eisenmangelanämie unterscheiden. Eisenmangel lässt sich nicht unbedingt an einem niedrigen Hämoglobinwert (Hb) erkennen. Es reicht also nicht, beim Kind regelmäßig den Hb zu bestimmen, um einen Eisenmangel auszuschließen, sondern es muss zusätzlich auch noch der Serum Ferritin Wert bestimmt werden. Ein Eisenmangel im Kindesalter kann wirklich schwer wiegende und vor allem nicht immer wieder behebbare Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dazu kommt, dass sich ein unguter Kreislauf entwickeln kann, wenn das Kind erst mal in eine Mangelsituation geraten ist: Der Eisenmangel macht das Kind appetitlos, das Kind mag erst recht keine Beikost essen, der Eisenmangel verschärft sich. Deshalb ist es sinnvoll, dass bei einem Kind, das lange jegliche Beikost verweigert, Hämoglobin und Ferritin bestimmt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich ein Mangel bestätigt. Der Pieks für die Blutuntersuchung ist weniger traumatisch für das Kind, als ein unentdeckter Eisenmangel.
Eine vegetarische Ernährung ist übrigens nicht gleichzusetzen mit einer zu geringen Eisenzufuhr. Vegetarisch lebende Familien sollten jedoch unbedingt auf eine bewusste Zusammenstellung ihrer Ernährung achten, denn das Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird nur zu 3 bis 8 Prozent verwertet, also deutlich weniger als das hämgebundene Eisen aus Fleisch, dessen Verwertbarkeit bei etwa 23 % liegt."
Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, das sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen.
Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden.
Probier es einfach weiterhin immer wieder aus und gib deinem Kind noch etwas Zeit.
Ich gebe dir noch ein paar Tipps, wie dein Kind evtl. die Flasche besser nimmt, damit der Druck von DIR etwas geringer wird.
Wenn Du arbeite bist, kann es aus einem Becher trinken, hast Du die Becherfütterung schon einmal probiert?
Wenn du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt.
Wenn Du das nicht magst, helfen folgende Tipps:
- Lass immer JEMANDEN ANDEREN die Flasche anbieten, mach es nie du selbst (vielleicht kannst du den nächsten Versuch ja auf ein Wochenende legen?). Es gibt einige Tricks, die helfen können:
- versucht die Flasche anzubieten, wenn das Baby nicht allzu hungrig (zur regulären Stillzeit wird es keine Experimente mitmachen wollen) ist;
- lass die fütternde Person das Baby ganz liebevoll halten, während die Flasche angeboten wird;
- anstelle den Sauger in den Mund zu schieben, die Unterlippe damit kitzeln, damit das Kind selbst ihn nimmt;
- dein Baby könnte in ein Kleidungsstück eingewickelt werden, welches nach dir riecht;
- der Sauger der Flasche könnte mit warmen Wasser auf etwa Körpertemperatur gebracht werden;
- probiert verschiedene Sauger - Silikon + Kautschuk, verschieden Formen, größere oder kleinere Sauger;
- probiert verschiedene Trinkpositionen aus;
- vielleicht geht es mit rhythmischen Schaukeln besser, auch Gehen kann Erfolg bringen. Einige Babys nahmen die Flasche, wenn sie im Autositz saßen, besser;
- probiere, die Flasche zu geben, wenn dein Baby schläft;
- gib nicht sofort auf, wenn es nicht klappt, probiert es weiter - aber bedenke auch, dein Baby kann auch (tagsüber) aus einer Tasse, vom Löffel, mit der (Kunststoff-) Pipette oder dem "Soft Cup" gefüttert werden - es muss nicht zwangsläufig eine Flasche sein.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 10.04.2017
Antwort auf:
Wie kann ich meinem Sohn (11Monate) etwas anderes als Mumi schmackhaft machen?
Liebe Biggi,
vielen Dank für die schnelle Antwort.
Da sind auf jeden Fall noch Sachen dabei, die wir probieren werden.
Vor 2 Monaten wurde ihm Blut abgenommen , um auf eine Lebensmittelallergie zu testen weil er sich in unregelmäßigen Abständen sehr stark übergeben hat. Es wurde nichts festgestellt. Jedoch habe ich festgestellt, dass das passiert wenn ich mehr als 3 Eier (zB Rührei) am Tag esse. Das lasse ich nun !
Sein Eisenwert war zu dem Zeitpunkt auch gut aber ich lasse es nochmal kontrollieren.
Ich werde ihn auch auf keine Fall zum Essen zwingen. Habe heute das erste mal den doidy Cup ausprobiert. Aber er dreht direkt den Kopf weg und schlägt ihn weg. Das werde ich über Ostern mal die Oma probieren lassen.
Vielen Dank schonmal und ich gebe nicht auf:)
von
Christinasa
am 10.04.2017, 21:59