Hallo Frau Welter und Frau Wrede,
meine Tochter ist jetzt 6,5 Wochen alt und trinkt nicht so effektiv an der Brust, dass sie satt wird. Seit 4 Wochen muss ich zusätzlich abpumpen und sie bekommt nach dem Stillen noch abgepumpte Milch, weil sie schon abgenommen hatte. Jetzt hat sie gut zugenommen und ich habe versucht, einzelne Mahlzeiten nur noch zu stillen aber sie leert die Brust nicht und wird auch nicht satt, obwohl ich genug Milch habe.
Ich denke, dass das Problem bereits in den ersten Tagen im Krankenhaus entstanden ist, da ich aufgrund von Geburtsverletzungen nicht so anlegen konnte, wie ich wollte und dann schnell wunde Brustwarzen hatte. Daher habe ich dann nicht so oft gestillt wie sie gewollt hätte und hab sie mit dem Schnuller beruhigt. Außerdem habe ich dann mit Stillhütchen gestillt, um die Schmerzen etwas erträglicher zu machen.
Was kann ich jetzt tun? Ich möchte das Stillen nicht aufgeben. Ich habe meine beiden großen Kinder auch problemlos gestillt, obwohl meine erste Tochter zuerst Muttermilch über eine Magensonde und dann in der Flasche bekommen hat, bevor ich sie zum ersten Mal anlegen konnte.
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Claudia
von
leandra80
am 31.01.2018, 20:55
Antwort auf:
Wie kann ich meine Tochter dazu bringen effektiv zu saugen?
Liebe Claudia,
ich kenne dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie Du weiter vorgehen kannst.
Eben so wenig wie ein Arzt, dem Du am Telefon sagen „mir tut mein Rücken weh" eine Ferndiagnose stellen kann, kann eine Stillberaterin bei Saugproblemen aus der Ferne sagen „genau das ist es".
Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC.
Bitte hole dir schnell Hilfe, mit kompetenter Unterstützung schaffst Du das!
Bis du eine Kollegin gefunden hast, hier einige Tipps in Sachen Anlegetechnik:
Beim korrekten Anlegen wartest Du, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind "aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens.
Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein.
Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik findest Du in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen", das du dir bei La Leche Liga herunterladen kannst:
http://lalecheliga.de/images/Infoblaetter/LLL_Anlegen_und_Stillpositionen.pdf
Wichtig wäre vor allem erst einmal herauszufinden, warum sie sich an der Brust so schwer tut. Du fütterst mit der Flasche, korrekt, da könnte es eine Saugverwirrung sein, weil sich die erforderlichen Trinktechniken stark unterscheiden. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird.
Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung".
Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden.
Auch hier wäre es gut, wenn dich jemand vor Ort unterstützen könnte.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 31.01.2018