Wie gewöhne ich Baby tagsüber die Brust ab?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie gewöhne ich Baby tagsüber die Brust ab?

Liebe Stillberaterinnen, Mein Sohn ist nun 11 Monate alt. Ich Stille ihn nach wie vor voll. Beikost ißt er nur sehr sehr wenig, d.h. vielleicht 5-6 Löffel pro Tag (vorzugsweise Apfelmus). Er knabbert gerne selbst an rohem Obst usw herum, aber da geht nicht wirklich viel in den Bauch ;-) Ich habe das Gefühl, daß er einfach kein Interesse am Essen hat, eher an dem Geschirr, mit dem er gerne spielt. Wenn es nach meinem Sohn geht, würde er wahrscheinlich den ganzen Tag (und die ganze Nacht sowieso) an der Brust hängen. Schön langsam möchte ich jedoch tagsüber nicht mehr stillen, sondern nur mehr abends zum Einschlafen, in der Nacht und in der Früh. Wie mache ich ihm die Beikost schmackhaft, so daß ich in den nächsten Wochen wirklich tagsüber nicht mehr stillen muß? Soll ich Milch abpumpen und versuchen ihm diese mit einem Fläschchen zu geben, damit er sich die Brust abgewöhnt? Flasche habe ich bis jetzt noch nicht versucht, Trinklernbecher geht nur wenn ich das Ventil rausnehme (habe den von Avent). Ist mein Baby auch wirklich gut versorgt wenn ich bis jetzt wirklich fast hauptsächlich gestillt habe?? Danke für eure Hilfe! Liebe Grüsse

von Smurf2011 am 29.02.2012, 11:05



Antwort auf: Wie gewöhne ich Baby tagsüber die Brust ab?

Liebe Smurf2011, voll gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben. Ein Kind, das lange jegliche feste Nahrung verweigert, kann aber wohl kaum zum Essen gezwungen werden, denn: was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, um so schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer. Verweigert ein Kind deutlich länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Bitte also zum einen Geduld bewahren, dem Kind fingergerechte Nahrung und gemeinsames Essen am Familientisch und mit anderen Kindern (Nachahmungseffekt) anbieten und einmal von der Kinderärztin/arzt nachschauen lassen. Du kannst sicherlich versuchen, abgepumpte Milch mit dem Becher zu geben, die Flasche würde ich in diesem Alter nicht mehr einführen. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 29.02.2012



Antwort auf: Wie gewöhne ich Baby tagsüber die Brust ab?

Liebe Biggi, vielen Dank für die Antwort! Hab allerdings noch eine Frage: Wenn ich Muttermilch abpumpe, wieviel sollte es pro Mahlzeit sein? Da ich nach Bedarf Stille, habe ich absolut keine Ahnung wieviel der Kleine eigentlich so trinkt. Wie lange kann ich abgepumpte Milch im Kühlschrank aufheben? Und wenn ich jetzt beginne ihm Muttermilch im Becher zu geben, soll ich ihm anfangs während der Umgewöhnungsphase trotzdem noch zusätzlich die Brut geben oder konsequent nur den Becher und stillen erst wieder abends. Mein Sohn stillt halt meistens nicht nur zur Nahrungsaufnahme sondern oft auch zwischendurch zum Nuckeln und kuscheln. Danke und liebe Grüsse

von Smurf2011 am 29.02.2012, 15:50



Antwort auf: Wie gewöhne ich Baby tagsüber die Brust ab?

Liebe Smurf2011, da sich nur schwer vorhersagen lässt wie viel ein Baby bei einer Mahlzeit trinken wird, empfiehlt es sich die Milch in kleinen Portionen von etwa 60 ml einzufrieren. Diese kleinen Portionen sind schnell aufgetaut und es bleibt kein so großer Rest, der weggeworfen werden müsste. So lange das Baby trinkt, ist es auch hungrig, denn Babys haben da noch ein sehr gutes Gefühl dafür und mit Muttermilch kann ein Baby nicht überfüttert werden. Eine Formel "Gewicht des Kindes geteilt durch sechs und das wiederum geteilt durch die Zahl der Stillzeiten" gibt es nicht. Wenn ein Kind häufiger mit abgepumpter Milch gefüttert wird, lässt sich meist ein Erfahrungswert erkennen, nach dem sich der Babysitter in etwa richten kann. Bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch: Bei Raumtemperatur Reife Muttermilch o 24 Stunden bei 15 ° C (Hamosh 1996) o 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987) o 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985) Im Kühlschrank Reife Muttermilch o 8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994) Im Tiefkühlgerät o 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank o 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird) o 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant 19 ° C. (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997) Ich würde nicht abrupt abstillen, das ist weder für das Kind noch für die Brust sinnvoll. Für ein Kind ist das Stillen viel, viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Das Abstillen bedeutet daher auch mehr als das reine Ersetzen einer Nahrung durch eine andere. Im Alter deines Sohnes ist es dem Kind auch sehr bewusst, dass Stillen mehr als nur Trinken bedeutet. Ich werde dir jetzt ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind von der Brust zu entwöhnen. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt `biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du Deinem Kind die Brust nicht von Dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, könnt ihr einen Weg zum allmählichen Abstillen finden. Du kannst als Übergangslösung mit deinem Kind vereinbaren, dass er in bestimmten, klar erklärten und für das Kind erkennbaren Situationen nur ganz kurz trinken darf und so einen allmählichen Übergang schaffen. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Außerdem möchte ich dir das Buch `Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also auch bei uns) und im Buchhandel erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 29.02.2012



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