Frage: Wie Abstillen bei viel zu Milch

Liebe Biggy, liebe Kristina, meine Kleine (jetzt 10 Wochen), hat bis etwa 7 Wochen sehr gut fast ausschließlich an der Brust getrunken und hat sich auch durch eine Flasche täglich nicht verwirren lassen. Nachdem sie aber leider einige Tage auf Intensivstation lag und nur Flaschenmilch bekam, klappte es nicht mehr so gut und es wurde ein richtiger Stillstreik daraus. Ich habe 2 Wochen lang alles versucht, am Ende hat sie wirklich jedesmal jämmerlich geweint, wenn ich sie anlegen wollte. So haben wir nach und nach (am Anfang immer noch probiert ob sie nicht vielleicht doch an der Brust trinkt) jede Mahlzeit durch abgepumpte Milch aus der Flasche ersetzt. Ich wollte sie auch nicht quälen. Es war wirklich nicht einfach für sie. Da ich zu viel Milch habe, kam entweder gleich zu viel, sodass sie sich verschluckte und spuckte, oder wenn ich vorher Milch abgepumpt hatte, dauerte es zu lange, bis der nächste Milchspendereflex eintrat. Jedesmal war sie frustriert und ich habe nie das richtige Mittelmaß für sie gefunden. Als sie dann nicht eine vernünftige Mahlzeit mehr an der Brust trank, haben wir es aufgegeben. Ich hatte gehofft, die Milch wird wenigstens weniger. Bei meiner ersten Tochter waren es nur mit Abpumpen ca. 1l. Vorher bei Luise mit Vollstillen waren es 2l, jetzt pumpe ich 3l täglich. Nur 4x täglich, ich warte immer bis zur Schmerzgrenze und nehme auch mal eine Ibuprofen. Mein Fehler ist bestimmt, dass ich leer pumpe so gut es geht (ich sitze jedesmal bis zu 1h), aber alles andere fühlt sich falsch an. Außerdem bekomme ich ständig Milchstaus, wenn ich Milch drin lasse, und davor habe ich zu große Angst. Eine Mastitis hatte ich zum Glück noch nicht. Pfefferminz und Salbeitee trinke ich schon, jeweils 6 Beutel pro Tag. Mir fällt nichts mehr ein. Wenn Luise 6 Monate alt ist, will ich abstillen. Ich frage mich wie das gehen soll. 2 Tabletten Cabergolin und dann gar nicht mehr abpumpen? Das hält doch kein Mensch aus... außerdem ist man dann doch handlungsunfähig? Als meine Große etwa 1/2 Jahr alt war, hatte ich einen Unfall, lag im Krankenhaus, bekam starke Medikamente und wurde „zwangsabgestillt“. Trotz der Schmerzmittel und der Sedierung war es immer noch unerträglich (schlimmer als die gebrochenen Knochen) und dauerte etwa eine Woche. Im normalen Alltag kann ich mir das nicht vorstellen, wenn ich die Milch nicht vorher reduziere? Wäre es möglich nach Rücksprache mit dem Frauenarzt einfach mehr Cabergolin einzunehmen bis eine relevante Wirkung eintritt? Haben Sie noch eine andere Idee? Vielen Dank für Ihre Hilfe! Liebe Grüße Charlotte

von Charlotte16 am 09.04.2019, 11:07



Antwort auf: Wie Abstillen bei viel zu Milch

Liebe Charlotte, Sie sollten langsam und allmählich vorgehen und auch nicht gleich komplette Pumpzeiten ausfallen lassen, sondern eine Pumpzeit nach der anderen langsam immer weiter verkürzen und verringern. Pumpen Sie anfangs zu den gewöhnlichen Pumpzeiten ab, aber immer etwas kürzer. Irgendwann können Sie dann eine Pumpsitzung ganz auslassen. Sollte die Brust auch bei dieser langsamen Vorgehensweise zu voll werden und zu spannen beginnen, können Sie zwischendurch gerade so viel Milch vorsichtig ausstreichen oder abpumpen, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch entleeren als unbedingt notwendig, da sonst die Milchbildung weiter angeregt wird. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Die Erfahrung zeigt, dass es beim Abstillen hilfreich sein kann, wenn die Frau den Salzkonsum einschränkt. Keinesfalls einschränken sollten Sie Ihre Trinkmenge. Sie sollten sich weiterhin nach dem Durstgefühl richten. Ehe sich die Milchmenge durch eine Verringerung der Flüssigkeitszufuhr vermindern würde, bekämen Sie massive Kreislaufprobleme und Kopfschmerzen. Die Empfehlung die Trinkmenge zu reduzieren gehört wirklich endgültig in die Mottenkiste der nicht ratsamen Tipps. Abstilltabletten sind mehr als umstritten und wirken keineswegs so, dass sofort die Milchbildung unterbunden wird. Im Gegenteil: Außerhalb der unmittelbaren Neugeborenenperiode kann er sogar gar nicht wirken, so dass nur die nicht unerheblichen Nebenwirkungen bleiben können. Auch unter Medikamenteneinnahme muss die Brust immer so weit entleert werden, dass die unangenehme Spannung nachlässt. Anschließend empfiehlt es sich die Brust zu kühlen (20 Minuten). Wichtig ist, dass die Frau weiß, dass es nach dem Absetzen des Medikamentes wieder zu einer erneuten Milchbildung kommen kann. Wegen der Tabletten hänge ich Ihnen noch einen Leserbrief eines Hamburger Gynäkologen an, den sich die Frauenärzte alle einmal durchlesen sollten. LLLiebe Grüße Biggi Welter Leserbrief Pädiatrische Praxis 60, 561 562 (2001/2002) Abstillen - natürlich oder medikamentös Zu Umfrage in Pädiatrische Praxis 59, 583 587 (2001) In der Umfrage haben Vertreter namhafter Geburtskliniken Stellung genommen. Zu den Risiken der Einnahme von Ergotaminabkömmlingen - und das sind alle dort genannten Medikamente zum medikamentösen Abstillen - hat sich kein Experte sachgerecht geäußert. Die Umfrage erweckt den Eindruck, als seien früher einmal in den USA Zwischenfälle aufgetreten, die jedoch in Europa nie Bedeutung erlangt haben und vernachlässigbar sind. Ein Studium der verfügbaren Literatur vermittelt jedoch ein etwas anderes Bild. Hinzu kommen immer wieder mündliche Berichte von Hebammen sowie Kolleginnen und Kollegen über Herzinfarkte und zerebrale Krampfanfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von Bromocriptin. Die jüngste Veröffentlichung aus Deutschland über solche Zwischenfälle stammt aus dem Jahr 2000 (1). Sie arbeitet auch die derzeitig verfügbare Literatur auf. Danach sind folgende berichtete Nebenwirkungen von Bromocriptin postpartal bisher beobachtet worden: Herzinfarkt (1, 2), Bluthochdruck (3), Schlaganfall (4), Krampfanfall (5), Psychose (6). Außerdem konnte von Larazet et al. (7) erstmals ein Koronararterienspasmus nach Bromocriptingabe oral im Herzkatheterlabor nachgewiesen werden. Unter einer Einmalgabe von Bromocriptin war ein Vasospasmus der rechten Koronararterie mit einer Lumeneinengung von 70 % angiographisch nachweisbar. Es besteht also kein Zweifel daran, dass Ergotaminerderivate zu Vasospasmen führen können und damit auch zu den genannten erheblichen Nebenwirkungen teilweise mit Todesfolge. Das Potenzial zu diesen Nebenwirkungen haben auch alle neueren Ergotaminderivate (z.B. Cabergolin), da sie der gleichen Stoffgruppe entstammen. Sie sind lediglich noch nicht über so lange Zeit und so gründlich untersucht worden. Freilich sind die genannten erheblichen Risiken gering; sie haben aber immerhin dazu geführt, dass die Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung von Bromocriptin zum Abstillen widerrufen hat. Offenbar unbeachtet geblieben ist die Empfehlung der Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer von 1989, die die Anwendung von Bromocriptin zum Abstillen nur in medizinisch begründeten Situationen empfiehlt (8). In den Umfragen wurde festgestellt, dass das Abstillen häufig auf Wunsch der Mütter erfolgt und es selten medizinische Gründe zum Abstillen gibt. Dementsprechend dürften auch Ergotamtinabkömmlinge zum Abstillen nur selten angewendet werden, würde man der Empfehlung der Arzneimittelkommission folgen. Dass dem nicht so ist, ist seit Jahren bekannt. Der Grund liegt darin, dass das "natürliche Abstillen" erst in den letzten Jahren bekannter geworden ist. Es ist mühsamer als das medikamentöse Abstillen, und es dauert länger. Die Befürchtung, es könnte sich eine Mastitis entwickeln ist nur selten berechtigt, da die Übertragung der Keime aus dem Mund des Kindes auf die Brustwarze (immer noch der häufigste Übertragungsweg!) normalerweise nicht wirksam ist. Aufgrund der Datenlage habe ich keinen Zweifel, dass es ein juristisches Erfordernis ist, die betroffenen Mütter über die alternativen Möglichkeiten zum Abstillen aufzuklären und die seltenen Risiken auch zu nennen. Die Begründung, es fehle die Kontrollmöglichkeit des gewünschten Effektes bei natürlichem Abstillen greift nicht, da heute jeder betroffenen Frau eine Nachsorgehebamme und eine Frauenarztpraxis zur Verfügung stehen, die diese Kontrolle ausüben können. Bei den Ausführungen über natürliches Abstillen verwundert es immer wieder, dass die Reduktion der Flüssigkeitsaufnahme durch die Mutter immer noch genannt wird. Schon seit vielen Jahren ist aus der Literatur bekannt, dass eine Einschränkung der Trinkmenge nur eine eingeschränkte Harnproduktion, jedoch keine Verminderung der Milchproduktion zur Folge hat. Zusätzlich verschlechtert sich auch noch das Allgemeinbefinden der betroffenen Mutter, so dass diese unnütze Maßnahme endlich aus dem Repertoire gestrichen werden sollte! Literatur: Arzneimittelkommission Bundesärztekammer: Medikamentöses Abstillen nur in medizinisch begründeten Fällen. Dtsch. Ärzteblatt 86 (1989), 1232. Canterbury, R. J., et al: Post partum psychosis Induced by Bromocriptine. South Med J. 1987; 80:1463 4. Hopp, L., et al: Myocardial infarction post partum in patients taking Bromocriptine for the prevention of breast engorgement. Int J. cardiol 1996; 1957: 227 32. Iffy, L.: Post partum intracerebral haemorrhag in a patients receiving Bromocriptine. Pharmacoepidem Drug Safety 1994; 3: 247 9. Katz, M., et al: Puerperal hypertension, stroke and Seizures after suppression of lactation with Bromocriptine. Obstet gynecol. 1985; 66: 822 4. Lindner, M., et al: Ergotamininduzierter postpartaler Myocardinfarkt. Herz/Kreisl. 2/2000; 32: 65 68. Larrazet, F. et al; Possible bromocriptine induced myocardial infarction. Ann. Int. Med. 1993, 118: 199 200. Lawrence, R.A.: Breastfeding: Mosby Baltimore, Berlin 1999, 305. Dr. Michale Scheele Stillberater IBCLC Stillbeauftragter des Berufsverbandes der Frauenärzte und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

von Biggi Welter am 09.04.2019



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