Hallo,
mein Sohn ist inzwischen 14 Wochen alt. Sein Start ins Leben war nicht ganz einfach, weshalb er die ersten Tage seines Lebens auf der Neugeborenen Intensivstation verbringen musste.
Dort bekam er Fläschchen mit PreNahrung und das von mir abgepumpte Kolostrum. Um aus der Brust zu trinken war er leider zu schwach. Ich habe es regelmäßig versucht, leider erfolglos.
Auf dem Weg nach Hause kauften mein Mann und ich also PreNahrung, da ich der festen Überzeugung war ich könnte ihn niemals stillen.
Da ich aber unbedingt stillen wollte, versuche ich es weiter, legte ihn an und pumpte anschließend ab um ihm das mit der Flasche geben zu können.
Ich bin Logopädin und habe Erfahrungen mit Saugverwirrung und Trinkstörungen. Mir war klar, dass die Flasche keine Lösung ist, aber was sollte ich machen. Er schrie teilweise über eine Stunde, weil er die Brustwarze nicht zu fassen bekam. Jegliche intraorale Stimulation, oder auch Massagen im Gesicht zur Tonussteigerung scheiterten.
Irgendwann schnappte ich mir Stillhütchen. Und siehe da, plötzlich klappte es.
Ich konnte ganz normal stillen. Meine Hebamme, die wohl gemerkt eigentlich auch Stillberaterin ist, machte mir dann große Angst. Frauen die mit Stillhütchen stillen, würden tendenziell weniger Milch produzieren und könnten deshalb weniger lang stillen.
Seither versuche ich es täglich. Ich fange mit Stillhütchen an, ziehe es dann ab. Aber mein Sohn tut nichts, außer zu brüllen.
Die Aussage meine Hebamme daraufhin war, dass er so gut zunehmen würde, dass es nicht so dramatisch wäre, wenn er mal nicht satt wird. Er müsse da eben durch. Wenn der Hunger groß genug wäre, würde er schon trinken.
Ich fühle mich durch ihre Aussagen wie eine schlechte Mutter. Als würde ich es nicht auf die Reihe bekommen, meinen Sohn dazu zu bringen die Brust richtig zu nehmen und das obwohl es alle anderen schaffen.
Und natürlich habe ich Angst, dass ich ihn nicht so lange stillen kann, wie ich und er das gerne möchten.
Denn ich genieße die Zeit in der ich ihn stille jeden Tag sehr.
Bislang habe ich allerdings keine Veränderung an meiner Milchmenge bemerkt. Müsste das nicht nach über drei Monaten mit Stillhütchen spürbar sein?
Ich glaube, lieber mit Stillhütchen stillen, als das Fläschchen zu geben, oder liege ich damit falsch?
Ich bedanke mich für ihre Antworten schon im Voraus!
Liebe Grüße :-)
von
Manika6820
am 14.11.2020, 23:58
Antwort auf:
Weniger Milch durch Stillhütchen?
Liebe Manika6820,
ich ziehe meinen Hut vor Dir, da hast Du schon einiges durchstehen müssen und Du kannst stolz sein, dass es so toll klappt!
Das Trinken an der Brust ist für das Baby mit Stillhütchen erheblich anstrengender als ohne Stillhütchen, 20 Minuten Trinkzeit mit einem Saughütchen, ergibt die gleiche Menge wie fünf Minuten ohne Stillhütchen).
Stillhütchen sind ein Hilfsmittel, das in bestimmten Situationen seine Berechtigung hat. Die Kunst besteht darin, zu erkennen, wann dieses Hilfsmittel wirklich hilft und wann nicht. Wichtig ist außerdem, dass die Frau, die mit Stillhütchen stillt gut begleitet wird und da hapert es leider sehr oft.
Die Studien, die zeigen, dass Stillhütchen zu einer Verkürzung der Stilldauer führen, sind in der Regel relativ alt und berücksichtigen deshalb nicht, dass die Stillhütchen heute aus anderem Material sind und deshalb auch andere Eigenschaften haben. Doch selbst wenn die Stilldauer verkürzt ist, ist es immer noch besser, die Frau stillt eine kürzere Zeit mit Stillhütchen als gar nicht.
Ich kenne übrigens eine Frau, die über zwei Jahre mit Stillhütchen gestillt hat und nicht jede Frau wird automatisch bald abstillen, nur weil sie Stillhütchen verwendet, da spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle. Pauschal lässt sich nicht sagen, dass die Verwendung von Stillhütchen immer zum vorzeitigen Abstillen führen wird.
Wenn Du also gut zurecht kommst, besteht kein Grund zur Sorge, allerdings sind die Dinger lästig und Du kannst in diesem Alter schon versuchen darauf zu verzichten.
Die folgenden Vorgehensweisen haben sich bewährt:
Schrittweises Abschneiden der Spitze des Stillhütchens. Einige Mütter entwöhnen ihre Babys erfolgreich von den Stillhütchen, indem diese umstülpen und dann jeden Tag (oder vor jedem Stillen, wenn das Baby dies akzeptiert) einen dünnen Streifen aus der Mitte herausschneiden, bis nichts mehr übrig bleibt. Zum Schneiden wird eine scharfe Hautschere oder eine Rasierklinge verwendet. Bei einem Stillhütchen aus Silikon darf diese Methode nicht angewendet werden, weil beim Schneiden scharfe Kanten entstehen.
Das Stillhütchen schnell wegziehen, während das Baby an der Brust trinkt. Das Baby trinkt zu Beginn mit dem Stillhütchen. Nachdem der Milchspendereflex eingesetzt hat, wird das Stillhütchen schnell weggezogen und das Baby direkt an die Brust angelegt.
Das Stillhütchen mit Stoff ausstopfen. Manche Mütter haben ihren Babys die Stillhütchen abgewöhnt, indem sie diese mit etwas sauberem Stoff ausgestopft und das Stillhütchen zu Beginn der Stillmahlzeit wie gewohnt angelegt haben. Das Baby wird merken, dass es die Milch nur direkt von der Brust bekommt und allmählich die Brust dem Stillhütchen vorziehen.
Probiers doch mal ohne Stress.
Ich wünsche Dir eine wunderbare Stillzeit, die Du einfach genießen kannst! Solltest Du noch Fragen haben, bin ich gerne für Dich da!
Liebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 15.11.2020
Antwort auf:
Weniger Milch durch Stillhütchen?
Liebe Frau Welter,
vielen Dank für ihre ausführliche Antwort. Es hat gut getan einmal zu lesen, dass ich nicht vom Grundsatz her alles falsch gemacht habe.
Letzte Woche kam ich auf die Idee, dass mein Sohn den Mund nicht weit genug öffnet und deshalb Probleme hat die Brust zu greifen.
Auch wenn ich weiß, dass gut passende Stillhütchen wichtig für die Stimulation und damit für die weitere Milchbildung sind, habe ich mir welche in einer Nummer größer bestellt.
Seit dem nimmt er ab und an die Brust ohne Hütchen. Manchmal klappt es die ganze Stillmahlzeit hindurch gut, ab und an fängt er ab der Hälfte wieder an zu weinen, sodass ich die Stillhütchen dann doch noch zum Einsatz bringe.
Für mich aber schon ein großer Erfolg, denn wir benötigen die Hütchen jetzt vielleicht noch bei etwa 50% der Mahlzeiten am Tag.
Gibt es eine Stillposition die ihm dabei helfen kann die Warze besser zu fassen?
Oder kann ich vielleicht mit meinen Händen irgendwie helfen, indem ich die Brust speziell halte?
Ich wünsche ihnen einen angenehmen Wochenstart.
Freundliche Grüße
von
Manika6820
am 16.11.2020, 11:14
Antwort auf:
Weniger Milch durch Stillhütchen?
Liebe Manika6820,
es wäre am besten, wenn Du Dich an eine Kollegin vor Ort wenden würdest, die Dir etwas zeigen kann und auch sieht, wie Dein Baby trinkt.
Ansonsten probiere einfach aus, wie es für Euch am besten klappt!
Ich freue mich, dass Du schon so viel geschafft hast und bitte Dich darum, Dich in ein paar Tagen noch einmal zu melden, ich würde gerne erfahren, ob Ihr es ganz schafft ohne Stillhütchen!
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Ganz liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.11.2020
Antwort auf:
Weniger Milch durch Stillhütchen?
Liebe Biggi,
inzwischen ist einige Zeit vergangen und das Stillen ohne Hütchen funktioniert immer besser und sicherer. Ganz verbannen konnten wir es zwar noch nicht, aber ich würde sagen, in 95% der Fälle schafft er es ohne.
Inzwischen brauchen wir es nur noch, wenn er beispielsweise Bauchschmerzen hat und ganz schlimm weint. Dann bekommt er erst ein Kümmelzäpfchen und bis es wirkt die Brust. Dabei braucht er noch das Hütchen, denn vor lauter weinen bekommt er es ohne noch nicht hin.
Aber wir arbeiten daran und ich bin mir sicher, in ein paar Wochen klappt es in solchen Situationen auch ohne.
Liebe Grüße :-)
von
Manika6820
am 22.11.2020, 22:16