Liebe Biggi,
meine Tochter, fast 10 Monate, wird nachts und fruehmorgens noch von mir gestillt, mittags, nachmittags und abends gibt es Breie, morgens bei Bedarf noch einen Babyjoghurt.
Nun bin ich wieder schwanger, und die Kleine kommt seit einiger Zeit nachts wieder bis zu sechsmal. So richtig lange trinkt sie dann, abgesehen vom ersten Mal, nicht, und ich befuerchte, sie kriegt nicht mehr genug. Ich habe das Gefuehl, dass sich die Milchmenge aber nicht mehr durch die erhoehte Nachfrage selbst vermehrt. Kann das durch die neue Schwangerschaft bedingt sein? Und was fuer Fluessigkeitsalternativen gibt es in ihrem Alter zur Muttermilch? Ich meine zu erinnern, dass Du auch bei aelteren Kindern eher zur Saeuglings-Pre-Nahrung als Alternative raetst als zu den fuer aeltere Kinder empfohlenen Produkten. Eigentlich haette ich ja gern voellig auf diese Art von Zusatznahrung verzichtet, aber Kuhmilch ist ja auch noch zu frueh, oder?
Danke fuer einen kurzen Ratschlag!
Lena
von
lena74
am 21.06.2012, 17:19
Antwort auf:
Welche Alternative zu Muttermilch
Liebe lena74,
ich kenne Frauen, die an der Brust bzw. am Stillverhalten ihres Kindes erkannten, dass sie wieder schwanger sind und bei denen die Milchmenge innerhalb von kürzester Zeit nach der Empfängnis drastisch zurückgegangen ist und andere, die bis zur Geburt weiterhin in ihrer Milch hätten baden können.
Das gleiche gilt wohl auch für das Thema Geschmack, da scheint es ebenfalls Frauen zu geben, bei denen sich der Geschmack der Muttermilch innerhalb von sehr kurzer Zeit deutlich verändert und damit auch das Trinkverhalten des Stillkindes beeinflusst - eventuell bis hin zum Abstillen.
Generell wird empfohlen, dass mit Kuhmilch und Kuhmilchprodukten gewartet wird, bis das Kind ein Jahr alt ist, es gibt aber auch Meinungen, die sagen, dass es ab zehn Monaten schon kein Problem sei, Milchprodukte einzuführen. Ab dem ersten Geburtstag kann der Milchbrei mit Vollmilch zubereitet werden, die dann auch nicht mehr verdünnt werden muss.
Wenn Du noch keine Vollmilch geben möchtest, rate ich zu Pre-Milch, die Erklärung ist ganz einfach: Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung.
Wenn Du dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden.
Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind.
Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Pre, 1 oder 2 - was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung
von Denise Both, IBCLC
Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten:
· Säuglingsanfangsnahrung
· Folgenahrung
· Antigen Reduzierte Nahrung
Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen.
Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden.
"1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden.
Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch.
Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden.
Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).
von
Biggi Welter
am 21.06.2012