Weiterstillen trotz Einnahme von Bromocriptin

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Weiterstillen trotz Einnahme von Bromocriptin

Hallo, liebe Stillberaterinnen, meine Tochter ist 8 Monate alt und ich möchte abstillen, weil ich in vier Wochen im Ausland für längere Zeit arbeiten muss. Seit drei Tagen nehme ich Bromocriptin, eine Tabelle morgens und eine abends. Die Milchmenge ist deutlich reduziert und die Brustmilchmahlzeiten habe ich auch seit zwei Wochen deutlich reduziert. Aber meine Tochter will abends und nachts fürs Einschlafen die Brust. Meine Frage ist, ob ich trotz der Einnahme von Bromocriptin zweimal am Tag stillen darf. Vielen Dank für eure Antwort.

von BlauBlume am 08.06.2017, 16:48



Antwort auf: Weiterstillen trotz Einnahme von Bromocriptin

Liebe Nata87, vielen Müttern geht es wie dir, und wir alle wissen nur zu gut, dass nicht immer die Vernunft siegt. Hey, wir sind auch nur Menschen!! Folgen beim Baby können sein - müssen aber nicht! - ein höheres Risiko für Atemwegserkrankungen und bei extrem starken Rauchen Erbrechen, Durchfall und schneller Herzschlag sein. Diese kindlichen Probleme treten aber auch bei passivem Rauchen auf. Diese Auswirkungen des Rauchens werden abgemildert wenn das Baby gestillt wird. Über Langzeitschäden liegen meines Wissens keine Erkenntnisse vor - ist auch schwer, das zu isolieren... Der Plötzliche Kindstod kommt häufiger vor bei Babys von Rauchern. Gestillte Babys von Rauchern haben ein SIDS Risiko, das dem von nicht gestillten Babys von Nichtrauchern gleich ist; nicht gestillte Babys haben ein höheres Risiko als gestillte Babys. In Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann 7. Auflage, Juni 2006 findet sich dazu folgende Information: "Stillenden Müttern ist dringend zu raten, das Rauchen einzustellen und auch darauf zu achten, dass der Säugling nicht durch andere Raucher in der Umgebung mitrauchen muss. Wenn nicht bereits während der Schwangerschaft, sollte spätestens ab der Geburt der Haushalt zur Nichtraucherzone erklärt werden. Sollte der Mutter das Einstellen des Rauchens nicht möglich sein, muss zumindest versucht werden, die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten auf 5 zu begrenzen. Ob ab 10 oder 15 Zigaretten täglich empfohlen werden sollte (Anmerkung: andere Autoren geben eine Zahl von 20 an) ist müßig zu erörtern. Es gibt keine Studien, die belegen, ab welcher Zigarettenzahl die Vorteile des Stillens von den Nachteilen des Rauchens überwogen werden. Außerdem ist nicht nur die Anzahl relevant. Das individuelle Rauchverhalten wie Inhalieren, Verwerfen von Zigarettenresten und Markenwahl beeinflusst den Toxineintrag in die Milch ebenfalls erheblich. Einige Autoren empfehlen, wenigstens 2 bis 3 Stunden vor dem Anlegen nicht zu rauchen. Dies erscheint bei Vielraucherinnen wenig praktikabel. Es mag aber als Anreiz zum Wenigerrauchen dienen." LLLiebe Grüße Biggi Wie kann ich nach dem Krankenhaus wieder vollstillen? Hallo, wir sind seit gestern und noch mindestens 4 weitere Nächte im Kinderkrankenhaus wegen late onset Neugeboreneninfektion. Unsere Kleine ist heute 13 Tage alt und eigentlich vollgestillt. Seit gestern hängt sie an einer Elektrolytinfusion und hat wegen des Fiebers und der Schwäche keine rechte Trinklust. Ich pumpe ein bisschen, wenn ich das Gefühl habe, der Druck auf den Brüsten wird zu groß (ca 70ml pro Brust, 2-3 mal täglich). Ich lege unsere Tochter alle 2-4 Stunden an und sie trinkt ein bisschen, aber nicht annähernd so viel und kräftig wie vorgestern. Ich möchte unbedingt wieder vollstillen, sobald es ihr besser geht. Was kann ich tun, damit das auch klappt? Ich befürchte dann zu wenig Milch zu haben oder gar keine mehr... Der Stress hier ist der Situation auch nicht zuträglich :-( Vielen Dank für die Hilfe, Hallo, liebe Stillberaterinnen, meine Tochter ist 8 Monate alt und ich möchte abstillen, weil ich in vier Wochen im Ausland für längere Zeit arbeiten muss. Seit drei Tagen nehme ich Bromocriptin, eine Tabelle morgens und eine abends. Die Milchmenge ist deutlich reduziert und die Brustmilchmahlzeiten habe ich auch seit zwei Wochen deutlich reduziert. Aber meine Tochter will abends und nachts fürs Einschlafen die Brust. Meine Frage ist, ob ich trotz der Einnahme von Bromocriptin zweimal am Tag stillen darf. Vielen Dank für eure Antwort. von Liebe BlauBlume, ja, Du kannst anlegen und auch langsam ohne Tabletten abstillen. Tatsache ist, dass Bromocriptin (Handelname in Deutschland z.B. Pravidel) in den USA schon lange nicht mehr als Abstillmittel zugelassen ist und dass die Wirkung von Prolaktionhemmern nach der unmittelbaren Neugeborenenperiode nicht nachgewiesen ist. Nach 18 Monaten Stillzeit ist ein Abstillen mit einem Prolaktinhemmer keineswegs mehr sinnvoll (da wirkungslos abgesehen von den Nebenwirkungen). In „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann steht dazu Folgendes: „Zum Abstillen ist vor allem Bromocriptin eingesetzt worden. Angesichts möglicher Risiken für die Mutter soll es nicht mehr routinemäßig zu diesem Zweck genommen werden (Arzneimittelkommission 1989). Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat aufgrund der mütterlichen Risiken die Zulassung für Bromocriptin zum Abstillen zurückgezogen (Herings 1995). Statt dessen sollen physikalische Maßnahmen wie gut sitzende, unterstützende Bekleidung sowie Kühlung und Entleerung bis zur Erleichterung den Vorzug gegenüber Ergotaminderivaten erhalten. Ich hänge dir einen Leserbrief eines Hamburger Gynäkologen an. LLLiebe Grüße Biggi Welter Leserbrief Pädiatrische Praxis 60, 561 562 (2001/2002) Abstillen – natürlich oder medikamentös Zu Umfrage in Pädiatrische Praxis 59, 583 587 (2001) In der Umfrage haben Vertreter namhafter Geburtskliniken Stellung genommen. Zu den Risiken der Einnahme von Ergotaminabkömmlingen – und das sind alle dort genannten Medikamente zum medikamentösen Abstillen – hat sich kein Experte sachgerecht geäußert. Die Umfrage erweckt den Eindruck, als seien früher einmal in den USA Zwischenfälle aufgetreten, die jedoch in Europa nie Bedeutung erlangt haben und vernachlässigbar sind. Ein Studium der verfügbaren Literatur vermittelt jedoch ein etwas anderes Bild. Hinzu kommen immer wieder mündliche Berichte von Hebammen sowie Kolleginnen und Kollegen über Herzinfarkte und zerebrale Krampfanfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von Bromocriptin. Die jüngste Veröffentlichung aus Deutschland über solche Zwischenfälle stammt aus dem Jahr 2000 (1). Sie arbeitet auch die derzeitig verfügbare Literatur auf. Danach sind folgende berichtete Nebenwirkungen von Bromocriptin postpartal bisher beobachtet worden: Herzinfarkt (1, 2), Bluthochdruck (3), Schlaganfall (4), Krampfanfall (5), Psychose (6). Außerdem konnte von Larazet et al. (7) erstmals ein Koronararterienspasmus nach Bromocriptingabe oral im Herzkatheterlabor nachgewiesen werden. Unter einer Einmalgabe von Bromocriptin war ein Vasospasmus der rechten Koronararterie mit einer Lumeneinengung von 70 % angiographisch nachweisbar. Es besteht also kein Zweifel daran, dass Ergotaminerderivate zu Vasospasmen führen können und damit auch zu den genannten erheblichen Nebenwirkungen teilweise mit Todesfolge. Das Potenzial zu diesen Nebenwirkungen haben auch alle neueren Ergotaminderivate (z.B. Cabergolin), da sie der gleichen Stoffgruppe entstammen. Sie sind lediglich noch nicht über so lange Zeit und so gründlich untersucht worden. Freilich sind die genannten erheblichen Risiken gering; sie haben aber immerhin dazu geführt, dass die Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung von Bromocriptin zum Abstillen widerrufen hat. Offenbar unbeachtet geblieben ist die Empfehlung der Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer von 1989, die die Anwendung von Bromocriptin zum Abstillen nur in medizinisch begründeten Situationen empfiehlt (8). In den Umfragen wurde festgestellt, dass das Abstillen häufig auf Wunsch der Mütter erfolgt und es selten medizinische Gründe zum Abstillen gibt. Dementsprechend dürften auch Ergotamtinabkömmlinge zum Abstillen nur selten angewendet werden, würde man der Empfehlung der Arzneimittelkommission folgen. Dass dem nicht so ist, ist seit Jahren bekannt. Der Grund liegt darin, dass das „natürliche Abstillen" erst in den letzten Jahren bekannter geworden ist. Es ist mühsamer als das medikamentöse Abstillen, und es dauert länger. Die Befürchtung, es könnte sich eine Mastitis entwickeln ist nur selten berechtigt, da die Übertragung der Keime aus dem Mund des Kindes auf die Brustwarze (immer noch der häufigste Übertragungsweg!) normalerweise nicht wirksam ist. Aufgrund der Datenlage habe ich keinen Zweifel, dass es ein juristisches Erfordernis ist, die betroffenen Mütter über die alternativen Möglichkeiten zum Abstillen aufzuklären und die seltenen Risiken auch zu nennen. Die Begründung, es fehle die Kontrollmöglichkeit des gewünschten Effektes bei natürlichem Abstillen greift nicht, da heute jeder betroffenen Frau eine Nachsorgehebamme und eine Frauenarztpraxis zur Verfügung stehen, die diese Kontrolle ausüben können. Bei den Ausführungen über natürliches Abstillen verwundert es immer wieder, dass die Reduktion der Flüssigkeitsaufnahme durch die Mutter immer noch genannt wird. Schon seit vielen Jahren ist aus der Literatur bekannt, dass eine Einschränkung der Trinkmenge nur eine eingeschränkte Harnproduktion, jedoch keine Verminderung der Milchproduktion zur Folge hat. Zusätzlich verschlechtert sich auch noch das Allgemeinbefinden der betroffenen Mutter, so dass diese unnütze Maßnahme endlich aus dem Repertoire gestrichen werden sollte! Literatur: Arzneimittelkommission Bundesärztekammer: Medikamentöses Abstillen nur in medizinisch begründeten Fällen. Dtsch. Ärzteblatt 86 (1989), 1232. Canterbury, R. J., et al: Post partum psychosis Induced by Bromocriptine. South Med J. 1987; 80:1463 4. Hopp, L., et al: Myocardial infarction post partum in patients taking Bromocriptine for the prevention of breast engorgement. Int J. cardiol 1996; 1957: 227 32. Iffy, L.: Post partum intracerebral haemorrhag in a patients receiving Bromocriptine. Pharmacoepidem Drug Safety 1994; 3: 247 9. Katz, M., et al: Puerperal hypertension, stroke and Seizures after suppression of lactation with Bromocriptine. Obstet gynecol. 1985; 66: 822 4. Lindner, M., et al: Ergotamininduzierter postpartaler Myocardinfarkt. Herz/Kreisl. 2/2000; 32: 65 68. Larrazet, F. et al; Possible bromocriptine induced myocardial infarction. Ann. Int. Med. 1993, 118: 199 200. Lawrence, R.A.: Breastfeding: Mosby Baltimore, Berlin 1999, 305. Dr. Michale Scheele Stillberater IBCLC Stillbeauftragter des Berufsverbandes der Frauenärzte und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und

von Biggi Welter am 08.06.2017



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