Weiter stillen trotz Trinkschwäche und Anstrengung?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Weiter stillen trotz Trinkschwäche und Anstrengung?

Hallo, seit 3 Monaten versuche ich nun (mit kurzer Unterbrechung) zu stillen. Zunächst schlief er immer ein, und es hieß von meiner damaligen Hebamme, er hole sich was er braucht (zuletzt fütterte ich ca stündlich auch nachts, manchmal früher). Er wurde untergewichtig und ich fütterte letztendlich auch auf Anweisung des Arztes nach knapp 4 Wochen zu. Es wurde nicht besser, er schlief immer beim Stillen nach sehr kurzer Zeit ein (ich weckte ihn mehrfach wie empfohlen). Alle Tipps von Experten brachten nichts. Ich hörte nach 2 Monaten auf. Er trank dann aber weit mehr als einen Liter, was laut einigen Experten zu viel gewesen sein sollte, sodass ich wieder anfing zu stillen, nur um die Zeiträume der Mahlzeiten zu strecken, was auch funktionierte. Nun ist mein Sohn 13 Wochen alt und er schläft nun nicht immer dabei ein, aber, er trinkt auch nicht so lange wie Milch in der Brust ist, sondern schreit sie irgendwann an, und hechelt auch danach. Mir wurde nun von einer Osteopathin bestätigt, dass er eine Trinkschwäche hätte, bzw. auch bei zahlreichen Übungen sehr schnell außer Atem ist. Das Trinken an sich funktioniert, nur eben nicht lange. Sie glaubt, dass liege am Zwerchfell und machte Übungen (er schrie nicht nach der Geburt, sondern weinte nur, es sollte daran liegen). Leider noch keine Verbesserung seitdem. Mir wurde vor einiger Zeit, nach Beginn des Zufütterns, von meinem Frauenarzt gesagt, dass ich mein Baby quäle, wenn ich weiter versuche zu stillen. Damals tat ich es ab, weil es doch immer heißt, stillen sei das beste für das Baby. Wenn ich aber immer weiter, ohne nennenswerte Verbesserung versuche zu stillen, ca. 30 Min bis 1 Std vor jeder Mahlzeit, also ca. 5 Std am Tag und manchmal noch wesentlich länger, wenn er nachts immer wieder einschläft und so auch mal keine Flasche über 6 Std bekommt, ist es dann nicht doch Quälerei, weil er immer wieder vor Hunger aufwacht? Das spukt mir nun im Kopf und ich mache mir Sorgen, dass ich ihm schade. Die Kinderärztin meinte damals, er fühle sich nur bei mir sehr wohl, weshalb er immer einschlafe, aber da wusste ich noch nicht, dass er auch bei allem anderen was anstrengend ist, sehr schnell aus der Puste ist. Die ersten 4-6 Wochen hatte er nahezu verschlafen und verbrachte die Zeit wg Unterkühlung fast ausschließlich auf meinem Arm und hatte auch fast nie die Augen auf. Damals erhielt er Säuglingsnahrung 210 ml bei 7-8 Mahlzeiten ohne stillen, mit stillen nur noch 180 ml bei 5 Mahlzeiten, aber das nun seit mehr als einem Monat ohne Verbesserung, trotz aller Hilfestellungen von Experten und deren Tipps! Soll ich weiter so machen, auch wenn es ihn wahnsinnig anstrengt? Mir wurde nämlich nun auch von 2 Ärzten bestätigt, dass der Liter Richtwert überholt sei, und die Nieren nicht geschädigt werden, sodass ich auch ausschließlich Säuglingsmilch geben könnte. Vielen Dank für die Unterstützung. LG Selly

von Selly am 05.12.2018, 13:56



Antwort auf: Weiter stillen trotz Trinkschwäche und Anstrengung?

Liebe Selly, es ist ganz schwer für mich, von hier aus zu beurteilen, was wirklich das Beste für euch ist. Wenn dein Kleiner stillt, dann sollte es ok sein, ihn zu stillen. Würde es ihn quälen würde er es wohl verweigern. Ich vermute, dass dein Baby, wenn ihn das Stillen stark anstrengt, eben öfter und dafür kürzer trinkt, und das wäre so auch absolut ok, solange er dabei genug zunimmt. Die Menge von 180 ml ist für sehr viele Babys an sich schon viel zu viel für eine Mahlzeit. Es ist viel gesünder für sie, wenn sie weniger trinken pro Mahlzeit, aber eben häufiger. Egal ob PRE- oder Muttermilch. Was die Trinkmenge betrifft kann ich verweisen auf diese Tabelle: https://www.babytipps24.de/wp-content/images/Trinkmengen-des-Saeuglings-im-ersten-Jahr.jpg Wichtig ist, wie gesagt, dass er gut genug zunimmt. Und wenn er an der Brust ist, kannst du ihm helfen, in dem du die Brustkompression anwendest (s.u.) Hilft dir das weiter? Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Kristina Wrede am 05.12.2018



Antwort auf: Weiter stillen trotz Trinkschwäche und Anstrengung?

Danke für die ausführliche Antwort. Ich habe auch die Brustkompression bereits versucht und wende sie noch regelmäßig an. Die 180 ml trinkt er sehr schnell leer und auch ohne zu spucken behält er sie drin (habe zwischendurch von Pre auf 1 gewechselt, aber Milchmenge wurde auch nicht weniger, weshalb ich wieder stillte und nun wieder Pre gebe). Er ist aber auch weit über dem Durchschnitt groß. Mit 11 Wochen 66 cm bei 6,0 Kilo. Der Arzt war nun mit Gewicht zufrieden und ist auch einverstanden mit der Milchmenge, aber das Gewicht ist immer noch wenig. Daher frage ich mich, ob er wirklich genug bekommt, also ich durch das Stillen es nicht zu weit nach hinten ziehe mit dem Zufüttern. Er trinkt höchstens 3-5 Minuten effektiv. Dann einschlafen oder nuckeln, und ab dann versuche ich alle Techniken, die mir von Hebammen, Arzt, Osteopathin, Stillexpertin etc. empfohlen wurden - bis ich wegen zu häufigem Anlegen ihn dann zufüttere oder er die Brust quasi anschreit. Langsam bin ich mit meinem Latein am Ende. Ich würde es auch weiter machen, aber nicht wenn ich ihn seiner letzten Kräfte beraube. Danke für die Hilfe. LG Selly

von Selly am 05.12.2018, 15:55



Antwort auf: Weiter stillen trotz Trinkschwäche und Anstrengung?

Liebe Selly, ich verstehe nicht ganz, du schreibst, der Arzt ist mit dem Gewicht zufrieden, aber gleichzeitig, dass das Gewicht zu wenig ist? Kann es vielleicht sein, dass doch alles ok ist und du nur meinst, dass er mehr trinken müsste? Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 05.12.2018



Antwort auf: Weiter stillen trotz Trinkschwäche und Anstrengung?

Hallo, ich habe mich wohl schwer verständlich ausgedrückt, laut BMI vom Arzt bei der U4 war das Gewicht im Verhältnis zur Größe zu wenig, aber der Arzt fand es dennoch O.K., da er mittlerweile insbesondere im Vergleich zur ersten Zeit sehr gesund aussieht, was ich genauso sehe. Ich würde mich freuen, wenn das Trinken so ausreichen würde... Ich mache mir nur Sorgen, weil er nach 1-2 Minuten bereits erschöpft ist. Wollte mit meiner Anfrage schauen, ob Sie vielleicht andere Fälle kennen, wo auch die Kinder nach Monaten noch zu schwach zum Trinken waren. Vielen Dank und Alles Gute.

von Selly am 05.12.2018, 20:06



Antwort auf: Weiter stillen trotz Trinkschwäche und Anstrengung?

Ich skizziere nochmal den Zeitablauf: 1-2 Min effektiv und richtiges Trinken (bestätigt!), dann wird er müde, trinkt nicht mehr effektiv bzw nuckelt oder schläft. Lasse ich ihn schlafen (seit dem Zufüttern weckte ich ihn nicht mehr absichtlich) wacht er in der Regel nach spätestens 5 Min wieder auf, außer nachts, ca 30 Min bis 1 Std. Er geht dann regelrecht gierig an die Brust, aber wieder nur 1-2 Min effektiv, so zieht sich das tagsüber bis 1 Std , bis er schreit und ich zufüttere (180 ml). Habe auch schon Tage nur im Bett zum ausschließlichen Stillen verbracht, nach kurzer Zeit wacht er immer vor Hunger auf (beim ausschließlichen Stillen im ersten Monat habe ich gen Ende ebenfalls alle paar Min. angelegt, höchstens mal 1 Std Pause, die schlief ich mit ihm im Sitzen, wo er untergewichtig wurde). Mir wurde nun bestätigt, dass er richtig trinkt, dass die Milch noch vorhanden ist, aber mir wurde gesagt ich quäle ihn so, da er in der Zeit nicht richtig schlafen kann (Kinderarzt, Stillexpertin usw. einverstanden mit Methode, Frauenarzt sagt Quälerei). Wenn das stimmen sollte, kann ich schlecht weiter stillen! Mir war eine weitere Meinung einer Stillexpertin wichtig, da erst jetzt gesagt wurde, dass er sehr schwach beim Trinken und bei anderen Anstrengungen ist. Lg Selly

von Selly am 06.12.2018, 08:20



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