Frage: weiter Stillen oder Flaschenmilch?

Hallo Frau Welter und Frau Heindel, ich habe vergangenen Donnerstag mit der Beikost bei meiner 7 Monate alten Tochter angefangen (wenige Löffel Brei mittags). Nun ist es auch so, dass ich (gefühlsmäßig) nicht mehr so viel Muttermilch habe. Die Kleine meckert und schreit zwar nicht, aber vor allem nachts haben sich die Abstände zwischen den Mahzeiten verkürzt. Bis vor kurzem wachte sie meistens immer nach 4-5 auch mal nach 6 Stunden auf, jetzt sind es nur noch 3-4 Stunden. Würden Sie jetzt zum Übergang aufs Fläschchen raten oder soll ich einfach weiter stillen, bis die Beikost besser "sitzt"? Danke für eine Info. Freundliche Grüße Tanja mit Emely

Mitglied inaktiv - 03.11.2008, 14:31



Antwort auf: weiter Stillen oder Flaschenmilch?

Liebe Tanja, sicher ist es richtig und gut, einem sechs oder sieben Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit "ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Zu Beginn des Zufütterns stellt Muttermilch immer noch den Hauptanteil im Speiseplan des Kindes und es ist ganz normal, dass es nach der Beikost noch gestillt werden möchte. Die Muttermilch zusätzlich zur Beikost hat auch viele Vorteile. So sorgt das in der Muttermilch vorhandene Laktoferrin zum Beispiel dafür, dass das Eisen besser aufgenommen werden kann, das Fett der Muttermilch verbessert die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine in der Beikost. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Nun zum Schlafen. Sehr viele Kinder wachen etwa in der Mitte des ersten Lebensjahres (wieder) häufiger in der Nacht auf. Dafür gibt es viele Gründe (einer kann die Einführung der Beikost sein). Meist ist der Grund für das Aufwachen auch gar nicht Hunger, sondern Zahnen, ein hektischer Tag oder überhaupt die Tatsache, dass das Leben für so ein kleines Menschenwesen sehr aufregend ist und es die Erlebnisse des Tages in der Nacht verarbeiten muss. Wenn Sie nun aber nicht mehr stillen möchten, können Sie zur Flache hin abstillen. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 03.11.2008