warum wacht mein baby halbstündlich nachts auf?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: warum wacht mein baby halbstündlich nachts auf?

Hallo liebe Stillberaterinnen, Meine Tochter Emilie ist jetzt 6 1/2 Monate alt und hat schon von Geburt an schlecht - besonders tagsüber - geschlafen. Tagsüber schläft sie maximal eine halbe Stunde und dass sie einschläft da braucht es entweder das Tragetuch, die Brust oder spaziergang. Abends ist es sogar noch anstrengender. Ich stille noch, sie bekommt aber schon mittags und abends Brei, welchen sie auch aufisst. Abendessen so gegen 18.30/19.00, dann Dusche, dann Vorlesen in unserem Bett. Sobald wir sie aber in ihr Bettchen legen schreit sie, egal in welcher Position und das auch tagsüber. Ich habe ihrBett versucht schon zu verschönern aber nichts hilft, auch nicht es woanders hinzuschieben. Sie schläft übrigens bei uns im Zimmer. Als sie noch kleiner war hat sie bei mir geschlafen, und das tut sie auch jetzt noch wenn wir so gegen 11 Uhr ins Bett gehen, aber es ist für mich unerträglich geworden. Sie wird jede halbe Stunde wach, obwohl sie nach dem Brei noch gestillt wird, anders schläft sie ja leider nicht ein. Warum nur? Wir haben auch die Zimmertemperatur kontrolliert, sie zahnt auch zur Zeit aber auch ansonsten wenn sie aufwacht und nicht die Brust bekommt schreit sie richtig laut und lange. Ich bin schon echt verzweifelt, Schnuller nimmt sie nicht und Ich habe ea auch schon mit dem Finger unter die Unterlippe versucht. Was mache Ich nur falsch? Soll Ich vielleicht besser auf Flaschenmilch umstellen? Danke schonmal im Voraus, Lg Lisa

von annalisa1981 am 11.11.2014, 21:41



Antwort auf: warum wacht mein baby halbstündlich nachts auf?

Liebe Lisa, seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 11.11.2014



Antwort auf: warum wacht mein baby halbstündlich nachts auf?

Liebe Biggi, Vielen Dank für Deine ermutigende Worte. Auch mein Mann und Ich sind keine Befürworter der Einschlaftrainings und deswegen werden wir weiterhin Emilie Zeit und Zuneigung 'schenken' wie Du so schön gesagt hast. Alles Gute Lisa p.s.danke für die Broschüre, auch diese habe Ich gerne gelesen.

von annalisa1981 am 13.11.2014, 21:35