Warum ist mein Sohn so fixiert auf meine Brust?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Warum ist mein Sohn so fixiert auf meine Brust?

Mein Sohn wird Ende November drei Jahre alt. Ich stille ihn derzeit noch abends zum Einschlafen, nachts zum Weiterschlafen und morgens wenn er aufwacht. Meine Hebamme sagte zu mir vor ca. eineinhalb Jahren, dass ich doch (solange es mich nicht stört) so lange weiterstillen soll, bis mein Sohn von sich aus nicht mehr gestillt werden möchte. Das wäre das beste für die Entwicklung des Kindes und die Bindung zwischen Mutter und Kind. Ist dies wirklich so? Oder ist es überhaupt nicht realistisch, dass ein Kind von sich aus die Stillbeziehung beendet? Bzw. in welchem Alter setzt ein Kind von sich aus denn ca. den "Schlussstrich"? Ich merke in letzter Zeit immer deutlicher, dass ich so langsam eigentlich froh wäre, wenn er nicht mehr an der Brust trinken würde. Zumal er in letzter Zeit sehr fixiert auf die Brust ist. Er möchte tagsüber ständig von mir getragen werden. Dabei hat er die Hände dann immer an meiner Brust. Er streichelt sie durch das T-Shirt durch und beklagt sich auch wenn ich z.B. einen Pullover trage, da ihn dann der dicke Stoff stört. Das wird mir momentan einfach etwas zu viel, dass ich tagsüber ständig seine Hände an meiner Brust habe. Abends braucht er auch ziemlich lange zum Einschlafen. Ein bis zwei Stunden in denen ich abends mit ihm im Bett liege bis er eingeschlafen ist, sind völlig normal. In dieser Zeit will er auch ständig trinken und mit der dann nackten Brust kuscheln. Ihm das jetzt alles zu verweigern, traue ich mich aber irgendwie auch nicht, da ich Angst habe, es dann später zu bereuen, da die Kleinen ja sowieso so schnell groß werden. Irgendwie fühle ich mich bzgl. des Stillens auch so, wie wenn ich jetzt auf der Zielgeraden aufgeben würde, wenn ich ihn jetzt von mir aus abstille. Dass diese von mir ausgehende Unentschlossenheit schlecht ist, ist mir auch klar. Man liest ja immer, dass langgestillte Kinder ein tiefes Vertrauen in sich selbst entwickeln. Diese Ausgangsbasis würde ich meinem Sohn auch gerne geben. Aber ich kann eben auch nicht ignorieren, dass es mich stört wenn mir ständig jemand an der Brust herummacht. Wenn mein Sohn sich irgendwie weh tut, eine Enttäuschung erlebt oder einfach nur müde ist, ist es auch immer dasselbe. Zuerst weint er nach seinem Schnuller, dann möchte er von mir hoch genommen werden und dann wandern seine Hände an meine Brust. In wie weit ist dies für dieses Alter denn normal oder akzeptabel? Gibt es irgendeinen Rat, wie ich mit der Situation besser umgehen kann und irgendwie für uns beide den richtigen Weg finden kann? Vielen Dank und viele Grüße

von Lilie2017 am 06.07.2020, 09:34



Antwort auf: Warum ist mein Sohn so fixiert auf meine Brust?

Liebe Lilie2017, statistisch gesehen stillen sich die Mehrzahl der Kinder, denen der Zeitpunkt des Abstillens selbst überlassen wird irgendwann zwischen den zweiten und vierten Geburtstag ab, wobei es Abweichungen nach unten wie nach oben gibt. Wenn es dir und deinem Kind beim Stillen gut gehen würde, dann gäbe es keinen Grund zum Abstillen. Du schadest damit weder dem Kind noch dir, im Gegenteil es gibt eine ganze Reihe von gut dokumentierten Vorteilen sowohl für dich als auch dein Kind, die sich aus einer längeren Stillzeit ergeben. Statistisch gesehen stillen sich die Mehrzahl der Kinder, denen der Zeitpunkt des Abstillens selbst überlassen wird irgendwann zwischen den zweiten und vierten Geburtstag ab, wobei es Abweichungen nach unten wie nach oben gibt. Trotzdem ist das Stillen eine ZWEIERbeziehung und wenn sich einer nichtmehr wohl fühlt, müssen Lösungen her. Das Wichtigste ist jetzt, dass du Klarheit für Dich bekommst. Möchtest Du sofort komplett abstillen, oder wäre ein "wir stillen nur noch abends zum EInschlafen und morgends vor dem Aufstehen" auch ok für einige Zeit? Je klarer du für Dich hast, was dein Ziel ist, desto besser lässt es sich erreichen. Denn unsere Kinder spüren jeden Zweifel in uns und dann fällt es ihnen schwerer, uns zu folgen (im wahrsten Sinne des Wortes). Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für Dich, in der Du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach Dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Wenigerstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke Deine Beziehung zu Deinem Kind. Dein Kind wird Regeln lernen und das kann es auch in diesem Alter! Auch DEINE Gefühle sind wichtig und wenn Du Dich unwohl fühlst, dann ist es Dein gutes Recht, etwas zu ändern! Wenn Du Dir Deiner Entscheidung sicher bist, wird es Euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von Deiner Seite für das Weniger- oder Abstillen, dann wird Dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Vielleicht ist es aber auch so, dass Du gar nicht sooo sehr genervt bist und merkst, dass es so noch okay ist für dich. Dein Kind wird diese Phase hinter sich lassen, auch ohne Druck. Ich kann Dir noch einen Tipp geben: In diesem Alter hilft es oft, einen "Abstilltag" zu definieren. Dazu kannst Du eine "Abstillparty" ansetzen, oder ihr vereinbart ein besonderes Abstillgeschenk, das sich Dein Kleiner jetzt schon aussuchen darf, und welches er an dem Tag X, den ihr vorab vereinbart, bekommen wird, weil er ja dann nicht mehr stillen wird. Erfahrungsgemäß ist ein Zeitraum von 10 bis 14 Tagen ganz gut. Ihr könnt jeden Tag darüber sprechen, dass am Tag X das letzte Mal (zumindest in der Nacht) gestillt wird, und Deine Kleiner dann sein Abstillgeschenk bekommen wird. So kann er sich mental auf den Wechsel vorbereiten, und die Vorfreude lässt bei ihm den Verzicht aufs Stillen in den Hintergrund rücken. Ich wünsche Euch einen friedlichen Weg, der für alle passt! Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 06.07.2020



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