verändertes Trinkverhalten bei 10-Wochen-altem Baby

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: verändertes Trinkverhalten bei 10-Wochen-altem Baby

Hallo ! Ich mache mir inzwischen richtig Sorgen. Das Trinkverhalten unseres 10-Wochen-alten Sohnes hat sich komplett von heute auf morgen geändert. Bisher hat er sehr gut und immer sehr schnell getrunken, etwa 15 Minuten gesamt an beiden Brüsten und das etwa alle 3-5 Stunden. So hat er bisher sehr gut zugenommen - immer etwa 300g die Woche (Geburtsgewicht 3450g, mit knapp 10 Wochen 5960g). Seit 6 Tagen allerdings macht er meistens ein ganz furchtbares Theater, oft allein schon wenn ich ihn in Stillposition lege. Er schnappt nach der Brust und fängt kurz darauf an fürchterlich zu brüllen, löst sich sofort wieder oder geht gar nicht richtig ran, läuft manchmal hochrot an und trinkt einfach nicht. Dabei ist zu sehen, dass er Hunger hat und trinken möchte. Nachts ist das Problem nicht ganz so groß, da trinkt er besser, aber auch nicht wie früher. Das ganze würde uns nicht so große Sorgen bereiten, wenn die Abstände, in denen er dann unter Gezeter doch etwas trinkt, nicht 5 Stunden dauern würden. Beim Arzt waren wir auch schon, der konnte aber nichts feststellen und meinte, dass Babys nicht immer gleich zunehmen und es immer mal Schwankungen in der Gewichtszunahme geben würde. Gestern waren wir so verzweifelt, dass wir versucht haben, abgepumpte Muttermilch über die Flasche zu geben. Die hat er dann tatsächlich genommen - dabei hat er vorher noch nie aus der Flasche getrunken. Wir haben dann ganz schnell die Flasche weggenommen und ihn nochmal versucht an die Brust zu legen, was geklappt hat. Allerdings hat er auch hier wieder nicht die Menge getrunken, die ich sonst von ihm gewohnt bin. Und die weiteren Versuche, danach Muttermilch über die Flasche zu geben, schlugen auch fehl. Heute ein ähnliches Spiel - in Stillposition gelegt fing er an zu brüllen, ich habe ihm kurz den Schnuller gegeben und als er sich beruhigt hat, den Schnuller weggenommen und an die Brust gelegt. Hat wieder geklappt. Kann es sein, dass er an einer Saugverwirrung durch den Schnuller leidet? Wie gesagt, Fläschchen hat er noch nie bekommen, dafür nuckelt er häufig am Schnuller. Wenn es sich um diese Saugverwirrung handeln sollte - wie bekommt man diese wieder in den Griff? Den Schnuller konsequent weglassen? Auch wenn es dann stundenlanges Geschreie gibt? Wir sind wirklich ratlos und machen uns ernsthaft Sorgen und wären für schnelle Hilfe sehr dankbar. müschu

von müschu am 28.05.2012, 20:25



Antwort auf: verändertes Trinkverhalten bei 10-Wochen-altem Baby

Liebe müschu, ja, ich befürchte tatsächlich eine Saugverwirrung, das Baby zeigt ein typisches Verhalten. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. o Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. o Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. o Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. o Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht "kiefergerecht", wie es immer wieder behauptet wird. Am besten wendest Du dich einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in deiner Nähe. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann passieren, dass sich dein Kind dann zur Flasche hin abstillt. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 28.05.2012



Antwort auf: verändertes Trinkverhalten bei 10-Wochen-altem Baby

Vielen Dank für die Hilfe! Es hat wohl tatsächlich am Schnuller gelegen. Nach 1-2 Wochen lief das Stillen wieder recht gut, inzwischen so super wie zu Beginn. Was in den ersten Tagen etwas aufreibend war, war den Lütten ohne Schnuller zu beruhigen - er war es ja vorher so gewohnt. Unterwegs war es besonders schlimm, die genervten Blicke der Menschen um einen herum sprachen Bände. Inzwischen haben wir den Schnuller in Kirschform von Goldi getestet. Den nimmt er wirklich nur, wenns mal gar nicht anders geht und das Stillen scheint nicht beeinträchtigt zu sein. Nochmals vielen Dank für die ausführliche Antwort!

von müschu am 21.06.2012, 10:38



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