Frage: Umstellung von Stillen auf Flasche

Hallo liebe Stillberaterinnen, unsere Tochter wurde am 21.07. 6 Monate alt und wir begannen langsam die Beikost einzuführen. Bisher klappt alles ganz gut. Zur Möhre kam jetzt noch die Kartoffel hinzu. Wie ich die Beikost einführe weiß ich mittlerweile. Mein Problem ist ein anderes. Ab 01.10. muss ich wieder arbeiten (entschied sich erst kürzlich). Mein Mann wird die restlichen 6 Monate Elternzeit nehmen. Nun möchte ich zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr stillen. Ich muss morgens sehr zeitig aus dem Haus (um eben nicht zu spät nach Hause zu kommen) und möchte deshalb (obwohl es mir leid tut) nicht mehr stillen oder abpumpen. Wann sollte ich denn beginnen, die noch üblichen Stillmahlzeiten nach und nach durch die Flasche zu ersetzen? Und welche "Kunstmilch" würden sie empfehlen (1er?) und dann die ganze restliche Zeit hindurch die gleiche?

Mitglied inaktiv - 06.08.2008, 20:00



Antwort auf: Umstellung von Stillen auf Flasche

Liebe UGüSchma, für das komplette Abstillen sollten Sie in etwa sechs bis acht Wochen einrechnen, dieser Zeitraum ist realistisch, wenn Sie Probleme mit der Brust vermeiden wollen und gibt auch dem Kind Zeit, sich an die Umstellung zu gewöhnen. Eine "Gebrauchsanweisung" zum Abstillen im wörtlichen Sinn gibt es nicht, nur Tipps und Vorschläge wie vorgegangen werden kann. Dabei gehen Sie am besten so vor, dass Sie Ihr Kind zunächst anlegen, aber es sich nicht vollständig satt trinken lassen, sondern anschließend noch die Flasche anbieten. Bei manchen Kinder empfiehlt sich auch die umgekehrte Vorgehensweise, zuerst Flasche anbieten und anschließend noch die Brust, das müssen Sie ausprobieren. Allmählich steigern Sie die Menge der Flaschennahrung, bis die Mahlzeit vollständig ersetzt ist. Etwa im Abstand von mindestens einer Woche können Sie dann mit dem Ersetzen der nächsten Mahlzeit durch künstliche Säuglingsnahrung beginnen. Mit welcher Mahlzeit Sie beginnen, bleibt Ihnen überlassen. Nach Möglichkeit sollten Sie nicht zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Stillzeiten direkt nacheinander ersetzen. Falls die Brust dann zu spannen beginnt, pumpen Sie gerade so viel Milch ab oder streichen von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Sie können während dem gesamten ersten Lebensjahr Pre-Milch geben. Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Wenn Sie sich die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschauen, dann können Sie sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden. Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind. Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden. Sollten Sie noch Fragen haben, bin ich gerne für Sie da. LLLiebe Grüße Biggi Welter Pre, 1 oder 2 - was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung von Denise Both, IBCLC Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten: · Säuglingsanfangsnahrung · Folgenahrung · Antigen Reduzierte Nahrung Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen. Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden. "1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden. Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch. Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden. Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).

von Biggi Welter am 06.08.2008



Antwort auf: Umstellung von Stillen auf Flasche

Liebe Frau Welter, danke für Ihre präzise Antwort, insbesondere auch zu den Säuglingsersatznahrungen und ihrer Bedeutung. Wenn ich, wie Sie vorschlugen, die erste Mahlzeit durch die Flasche ersetzte, muss ich das bei der nächsten auch so machen oder kann dann gleich zur Flasche übergegangen werden? Oder geschieht die Umstellung vom "Goldstandard" zu "Silber" ebenso wie die Beikost? Sehe ich es weiterhin richtig, dass ich bei wenig gegessenem Brei auch noch Milch aus der Flasche (wie jetzt auch beim Stillen) nachgeben kann? Liebe Frau Welter, bisher habe ich noch nirgends eine so präzise Erklärung erhalten. Man liest 1000 Dinge und lässt sich z. T. sehr verunsichern. Mit meiner Hebamme bin ich eigentlich sehr zufrieden, aber so richtig erklärt hat sie auch nicht. Sie hatte die 1er Milch empfohlen, aber ich werde Ihrem Rat als Stillexpertin (Pre) folgen. Der Hersteller ist sicher egal, oder? Beste Grüße! UGüSchma

Mitglied inaktiv - 07.08.2008, 09:46



Antwort auf: Umstellung von Stillen auf Flasche

Kann man das Abstillen "homöopathisch" unterstützen. Salbeitee oder ähnliches?

Mitglied inaktiv - 07.08.2008, 10:10



Antwort auf: Umstellung von Stillen auf Flasche

Liebe UGüSchma, es ist sinnvoll, wenn Sie alle Stillmahlzeiten langsam ersetzen, da dann auch die Brust Zeit hat, sich an die Veränderung zu gewöhnen. Sicherlich könnten Sie darauf verzichten, sollten dann aber abpumpen oder ausstreichen, um einen Milchstau zu verhindern. Sie können nach dem Brei noch Milch geben, wenn Sie das möchten. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Naturheilkundliche Mittel wie Salbeitee können beim Abstillen helfen. Keinesfalls sollten Sie jetzt jedoch "literweise" Salbeitee trinken, zwei bis drei Tassen über den Tag verteilt sind normalerweise sinnvoll. Pfefferminztee hat ebenfalls eine milchreduzierende Wirkung und schmeckt nicht so scheußlich wie Salbeitee. Ein Einschränken der Trinkmenge (wie es leider immer noch häufig empfohlen wird) ist nicht empfehlenswert. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Was hingegen hilfreich sein kann, ist das Einschränken des Kochsalzkonsums. Auch sollten Sie keinesfalls die Brust hochbinden. Manche Frauen empfinden einen gut sitzenden, stützenden BH, der jedoch keinesfalls einengen darf, als angenehm. Es gibt auch homöopathische Mittel, die zum Abstillen eingesetzt werden können. Wenn Sie sich hierfür interessieren, wenden Sie sich bitte an eine entsprechend ausgebildete Ärztin/Arzt oder Hebamme LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 07.08.2008



Antwort auf: Umstellung von Stillen auf Flasche

Hier sehe ich kaum Probleme, da ich schon vor der Schwangerschaft täglich mind. 2 l, Rotbuschtee oder Wasser getrunken habe. Ich weiß mittlerweile gar nicht mehr, was "richtiger Durst" eigentlich ist. Danke für Ihre Antworten und Grüße

Mitglied inaktiv - 07.08.2008, 16:56



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Umstellung von Flasche auf Brust

Hallo liebe Stillberaterinnen, ich wende mich mal an sie, weil ich ein bisschen verzweifelt bin. Mein Baby kam vor 2 Wochen vier Wochen zu früh per Kaiserschnitt auf die Welt, weil es in mir nicht mehr richtig gewachsen ist, sie wog gerade mal 2100 gr. Sie war danach zwei Wochen im Krankenhaus, in dieser Zeit durfte ich sie nicht anlegen, weil es e...


Umstellung von Flasche auf Brust

Hallo, aufgrund eines Kaiserschnitts hatte ich nach der Geburt mit wenig Milch zu kämpfen. Aus diesem Grund habe ich angefangen zu Pumpen und zuzufüttern. Dies hat dazu geführt, dass meine Tochter die Flasche bequemer fand und nicht mehr an die Brust wollte Mittlerweile habe ich sie wieder an die Brust gewöhnt, nur trinkt sie deutlich weniger al...


Wie funktioniert die Umstellung zur Flasche?

Hallo, ich bin neu hier und hoffe auf Antworten. Meine kleine Prinzessin wird voll gestillt ( 4 Monate alt jetzt ) .. ich möchte das stillen abet jetzt beenden .. ich bin noch nie wirklich glücklich gewesen damit.. hab mir aber immer vor Augen gehalten es ist das beste fürs Kind und dann muss ich es halt tun... Aber ich kann nicht mehr und will au...


Umstellung auf Flasche

Mein Sohn ist 10 Wochen alt, habe bis jetzt vollgestillt. Fühle mich aber dabei nicht wohl und ich möchte nicht mehr stillen bin total gestresst und traurig meine Frage ist jetzt, wie stelle ich auf die Flasche? habe seit 3 Tagen angefangen ihn morgens eine Flasche pre Nahrung zu geben (Bebivita) und wollte alle 3 Tage eine Flasche dazugeben ist ...


Umstellung von Stillen auf Flasche

Mein Sohn ist nun 11 Monate alt. Bis anhin trinkt er ausschliesslich von der Brust. Verweigert Flasche und Nuggi komplett. Über 24h komme ich so auf 5 Stillmahlzeiten (8.00, 13.00, 19.30 und zwei Mal nachts). Zusätzlich noch 50g Getreidebrei am Morgen und je ca. 100g Gemüse zum Mittag- und Abendessen. Der Brei muss ganz fein püriert sein, sonst geh...


Umstellung vom Stillen auf Flasche und Beikost

Guten Tag, ich habe einen Sohn, der nun gerade 4 Monate alt geworden ist. Bisher stille ich ihn voll. Da ich aber ab April wieder arbeiten gehen muss und ihn dann zu einer Tagesmutter gebe, möchte ich ihn bis dahin auf die Flasche (künstliche Milch) und Beikost umgestellt haben. Wie kann ich dies am Besten machen? Beides gleichzeitig zu machen, ...


Umstellung von Stillen nach Bedarf auf Flasche

Guten Tag, meine Tochter ist 5 1/2 Monate alt und vor 2 Wochen haben wir den Mittagsbrei eingeführt, den sie recht gut isst. Bis dahin habe ich sie entgegen den Anweisungen meiner Hebamme nach Bedarf gestillt, weil sich das mit dem festen Stundenrhythmus für uns nicht etabliert hat. Nun möchte ich allmählich abstillen, in erster Linie tagsüb...


Schnelle Umstellung Brust zur Flasche mit Pre

Hallo Biggi, meine Tochter wird morgen 21 Wochen alt und ich stille voll (seit einer Woche gibt es ein paar Löffel Brei mittags). Ich habe kurzfristig einen Corona Impftermin bekommen und möchte deswegen abstillen. Nun ist das alles sehr schnell, meine Tochter hat noch nie aus der Flasche getrunken und soll, da sie angeblich eine Kuhmilchallergi...


Umstellung von Flasche auf Brust

Liebe Frau Welter, Ich habe jetzt viel versucht selbst heraus zu finden, habe auch Kontakt zu einer Stillberaterin, diese kommt aber erst in 2 Wochen, da sie viel zu tun hat. Ich bin so verunsichert, ist mein erstes Kind. Meine Tochter kam mit 2120 gramm zur Welt, 3 Tage früher, durch Einleitung und dann Not Kaiserschnitt! Ich hatte eine Plaze...


Umstellung von Flasche auf stillen bei frühchen mit trinkschwäche

Guten Morgen, Meine Tochter wurde am 17.01. in der 35+1 ssw per kaiserschnitt geholt. Sie brauchte etwas Unterstützung beim atmen für einen Tag und hatte mit dem Trinken Schwierigkeiten. Sie war 1,5 Wochen auf der neo und ist jetzt seit fast 2 Wochen zu Hause. Am Anfang hatte sie Probleme zuzunehmen und hat sehr wenig getrunken, weswegen sie Nah...