(Achtung lang... hoffe das ist in ordnung)
Liebe Stillberaterin,
Ich wende mich hier online an Sie, da mir meine Stillberaterin mir vor einigen Wochen einen solchen negativen Druck gemacht hatte, dass ich Wochen gebraucht habe um wieder entspannt zu stillen.
Meine Tochter ist am 01.02.geboren. spontan Geburt. Saugglocke. 3 Stunden austreibungsphase. Ich habe die Geburt als schön empfunden. Die kleine hatte dann 10% des Gewichts verloren und brauchte 14Tage um ihr geburtsgewicht wieder zu erlangen (3335g).
Ihr trinkverhalten war seit Beginn folgendermaßen: 2 bis 3 min. Trinken dann eindösen und weiter nuckeln/Trinken. Egal was ich tue.. Sie schlummert ein. Dadurch nimmt sie nur zaghaft zu. Mal 80g die Woche, mal 150, mal 200. Allerdings ist sie mit ihrer Perzentille von 35 auf ca 8 bis 10 (WHO, nach deutscher Liste 25%) gefallen als sie aufgrund ihrer Hüftdysplasie eine Pavlik Bandage bekommen hat (mittlerweile sind wir mit der Behandlung durch). Heute mit 3.5monaten wiegt sie 5300g. Seit Woche 5 ist sie aber konstant auf ihrer Kurve.
Laut KiA geht es ihr Wunderbar. Sie sieht sie des öfteren da wir gartennachbarn sind.
Ich mache mir dennoch durchweg Sorgen. Ich schaffe es nicht ihr trinkverhalten auf "Ich trinke wenn ich wach bin" zu ändern. 1 bis 2 mal am Tag trinkt sie wie ein normales Baby ca 5 bis 10 Minuten.
Von 20uhr bis 7uhr schläft sie durch. Seit Beginn an Versuche ich sie um 23h, 02h und 5h an die Brust zu nehmen. Dann trinkt sie im Schlaf aber zaghaft... alle raten mir sie durschlafen zu lassen aber da sie morgen dennoch nicht schreit oder extrem stark trinkt,.bevorzuge ich irgendwie ihr nachts was zu geben.
Wenn ich sie zu früh oder zu oft anlege schreit sie mich leider an... das geht so seit 2 Wochen. Mittlerweile geht nur noch stillen im Liegen.
Die linke Seite hat sie anfangs nur schwer angenommen, jetzt nach über 3Monaten trinkt sie an beiden Brüsten. Früher war die rechte immer voller, jetzt fühlt sich die linke aber schwerer an(wobei diese Brust immer schon größer war). Soll ich dahe vermehrt die vollere Anbieten damit sie mehr bekommt?
Seit April wiege ich ihre Windeln, das gab mir irgendwie eine Sicherheit. Jetzt geht das Gewicht aber runter und ich weiß nicht warum. Von Anfang 370/tag im Wochendurschnitt ging es hoch auf 470 Durchschnitt. Jetzt hatte sie aber paar Tage nur 360g.... gestern aber wieder 460g.
Soll ich sie wenn sie eindöst und nur nuckelt abdocken? Sie hängt sonst meist zwischen 20 und 40 Minuten an der Brust. Insg. Am Tag zwischen 200 bis 300 Minuten.
Wie schaffe ich es dass sie ein andere trinkverhalten bekommt?
Und wie werde ich all die Sorgen los? Durch die alte Stillberaterin wurden diese erst ausgelöst da sie auf ihre 35g pro Tag pochte und meine Tochter es natürlich nie geschafft hatte. Ich bin richtig enttäuscht gewesen dass ich mich garnicht mehr getraut hatte jmd von den Problemen zu erzählen. Mehrere befreundete KiA haben sich die Kleine angeschaut und ihre gewichtskurve und fanden alles in Ordnung. Täglich wiegen würde nur in den ersten Wochen sinnvoll sein. Das sah aber die Stillberaterin anders und hat es so geschafft einen tierischen Druck aufzubauen....
Können sie mir Tipps geben wie ich ihr Trinkverhalten ändern kann? Soll ich wirklich warten bis sie nach der Brust fragt? Das wäre dann ein 3 Stunden Rhythmus (das kommt mir aber immer so wenig vor...). Stimmt es dass die kleinen sich schon das holen was sie brauchen? Zufüttern mit Flasche klappte nur 2 Monate gut. Seitdem schiebt sie die Flasche immer raus und meckert. Soll ich sie wecken wenn sie tagsüber zu lange schläft? (Sprich über Stunde)
Sie sehen... einiges an Fragen. Ich hoffe das ist in Ordnung.
Meine Tochter ist an sich ein sehr liebes aufgewecktes Kind und ich bin sehr glücklich mit ihr. Aber die 24h/24h Sorgen um ihr Gewicht machen mich leider sehr fertig.
von
Yoshiya!988
am 22.05.2019, 10:51
Antwort auf:
Trinkverhalten ändern - leichtes Baby 3,5 Monate
Liebe Yoshiya!988,
ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann.
All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Gerade Babys, die in der ersten Zeit sehr gut zugenommen haben, stagnieren dann auch um den vierten, fünften Monat gerne einmal. Babys nehmen ohnehin in Schüben zu und nicht linear und mit zunehmendem Alter verlangsamt sich die Gewichtszunahme. Die durchschnittliche Gewichtszunahme bei einem gestillten Baby beträgt in den ersten drei bis vier Monaten 150 bis 227 Gramm pro Woche, bei
einem vier bis sechs Monate alten Stillkind beträgt sie noch 85 bis 142 Gramm wöchentlich. Das nimmt dann immer weiter ab, was verständlich ist, denn sonst wären unsere Babys irgendwann Riesen!
Das durchschnittliche Längenwachstum
bewegt sich bei etwa 1,27 cm pro Monat, und die Zunahme des Kopfumfangs liegt bei etwa 6,4 mm monatlich. Du kannst also auch mal im U Heft schauen, wie es mit dem Längenwachstum und Kopfumfang ausschaut.
Wird das Baby bei einem (tatsächlichen) Gewichtsstillstand häufiger angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal "mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Du hast dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf deines Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, um so mehr Milch wird gebildet.
Ich werde dir jetzt allgemeine Tipps geben, wie Du deine Milchmenge steigern kannst. Allerdings solltest Du erst einmal abwarten und dein Kind auf deiner Waage beobachten.
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen.
Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys.
Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung.
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Ich kann Dir gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in Deiner Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wirst Du sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Dein kleines Menschlein.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 22.05.2019