Frage: Trinkstreik

Liebe Biggi, mein Baby ist 10 Wochen alt. Seit einer Wocher verweigert er immer wieder die Brust. Dann pumpe ich ab und gebe ihm die Milch durch die Flasche. Ich biete ihm die Brust immer wieder an. Ganz selten nimmt er sie, trinkt sie aber nie leer und wenn, auch immer nur an einer Seite. Ich überlege nun wie lange ich noch ausprobieren soll ihm überhaupt die Brust zu geben? Da es jedesmal für mich und auch für meinen Sohn, denke ich, eine enorme Belastung ist wenn er dann nur schreit. Wie lange dauert denn so ein trinkstreik in der Regel? Und wieviel Milch braucht er pro Mahlzeit? Wenn er garnicht trinkt, pumpe ich auf jeder Seite zwischen 100 und 120 ml ab. Manchmal trinkt er 180ml spuckt dann aber manchmal nur 100ml. Was kann ein Grund sein für den Streik? Ich habe versucht ganz in Ruhe zu stillen: bringt garnichts. Komischer weise trinkt er unterwegs noch am besten. Heute im Biergarten und letzte Woche im Schwimmbad oder auf dem Spielplatz klappt es ohne Probleme. Zu Hause schreit er schon wenn ich ihn in "Stillposition" bringen will. Vielen Dank für deine Hilfe.

Mitglied inaktiv - 01.06.2009, 21:19



Antwort auf: Trinkstreik

Liebe Shell, ich denke, dass dein Kind nicht nur streikt, sondern auch saugverwirrt ist. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge "Beschäftigung". Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Du deine Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringst. Versuche, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Du deinen Sohn anlegst. Warte nicht, bis dein Sohn sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Wähle eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achte auf eine korrekte Anlegetechnik (eine gute Beschreibung der Anlegetechnik findest Du in dem Info-Blatt "Stilltechniken, die funktionieren", das Du bei der La Leche Liga Deutschland und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) bestellen kannst. Das Stillen im Rückengriff (auch Unter-dem-Arm-Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in deiner Hand und seine Beine liegen seitlich neben deinem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Du in dieser Haltung den Kopf deines Sohnes gut kontrollieren kannst und genau siehst, was er macht. Vermeide es, deinen Sohn am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Du im Rückengriff stillst, kannst Du eine Windel zwischen deine Hand und den Kopf deines Sohnes legen oder ihn fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Du unter seinen Kopf legst. Stütze den Kopf und den Nacken deines Babys in Höhe der Ohren mit deiner Hand. Will dein Sohn nicht an der Brust bleiben, nachdem er sie zunächst erfasst hat, kannst Du während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der seine Lippen deine Brust berühren. Er wird die Milch schlucken und dabei seine Zunge abflachen, so dass er die Brust richtig fassen kann. Um ein Wundwerden (bzw. eine Verschlimmerung des Wundseins) deiner Brustwarzen zu verhindern, musst Du darauf achten, dass dein Sohn die Brust richtig erfasst und korrekt saugt. Es wäre günstig, wenn Du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden würdest, die dir im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie dein Sohn an der Brust trinkt. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 01.06.2009



Antwort auf: Trinkstreik

denke auch es ist ehr eine saugverwirrung, hatten wir auch, da mein mann der kleinen 2 tage lang (1 mal am abend) abgepumpte milch geben mußte... da ich nicht zu hause sein konnte. am dritten tag ging dann das theater los. wir haben nach anleitung meiner hebamme schnuller und auch flasche also auch kein tee weg gelassen, in den ersten zwei tagen hat sie fast die ganze nacht geschriehen, später wurden die abstände dann kürzer bis sie die brust wieder genommen hat. meine hebamme meinte das es bis zu einer woche dauern kann bis das kind die brust wieder voll akzeptiert... und so war es auch bei uns. aber gib nicht auf... wünsche dir viel kraft und glück das ihr das problem schnell wieder im griff habt. Lg Steffi

Mitglied inaktiv - 02.06.2009, 16:16