Trinkschwäche, keine Milch etc. - nach Kaiserschnitt

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Trinkschwäche, keine Milch etc. - nach Kaiserschnitt

Hallo, ich habe unseren ersten Sohn vor ein paar Jahren auf natürliche Weise entbunden. Abgesehen von leichten Startschwierigkeiten hat es mit dem Stillen super geklappt. Habe ihn gerne und vor allem auch nachts recht lange gestillt. Jetzt bin ich wieder schwanger und habe mich auf die Zeit des Stillens und dieser körperlichen Nähe gefreut. Leider bekomme ich jetzt (aus medizinischen Gründen - Krankheit) Anfang Februrar einen geplanten Kaiserschnitt. Erst war ich extrem enttäuscht, aber meine Erkrankung lässt keine Alternative zu. Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden und versuche mich innerlich darauf vorzubereiten. Heute hatte ich ein Gespräch in der Klinik und einige Aussagen haben mich verunsichert bzw.mache ich mir jetzt pausenlos Gedanken. Vielleicht kann ich hier etwas Beruhigung finden: 1. Da ich ja keine Wehen haben darf bzw nicht haben werde, sollte ich mich darauf einstellen, dass ich keinen "guten" Milcheinschuss haben werde und das Kind vermutlich am Anfang die Flasche nehmen muss. Ist das denn häufig so? 2. Babys nach einem Kaiserschnitt hätten sehr oft eine Trinkschwäche und würden an der Brust nicht saugen. Die müssten fast immer zugefüttert werden. Gibt es denn keine Möglichkeit, dass ich das Kind unterstütze? Bzw wie legt sich diese Trinkschwäche wieder? 3. Die Babys wären oftmals schwächer und es wäre sinnvoll, sie am Anfang zwar anzulegen, ihnen aber auf jeden Fall auch die Nahrung mit der Flasche zu geben, damit sie gestärkt werden. Im Allgemeinen wurde mir gesagt, dass sie mir das Stillen zwar ermöglichen wollen und werden. Aber ich sollte mich aus den genannten Gründen (schlechter Milcheinschuss, Trinkschwäche und allgemeiner Schwäche des Babys) darauf einstellen, dass Stillen nicht gut klappen könnte bzw die Flaschennahrung auch notwendig wird. Es soll vermieden werden, dass ich in der Klinik enttäuscht und völlig unvorbereitet bin... Jetzt ist der Text etwas lang geworden. Aber ich bin schon nicht so glücklich über den geplanten Kaiserschnitt und jetzt soll ich mich auch noch mit dem Gedanken anfreunden, dass das Stillen auch zum Problem wird bzw ggf.gar nicht klappen wird. LG Natta

von NattaP.1984 am 09.01.2019, 21:19



Antwort auf: Trinkschwäche, keine Milch etc. - nach Kaiserschnitt

Liebe Natta, vielleicht sollten Sie sich eine stillfreundlichere Klinik suchen, wie kann man eine werdende Mutter so verunsichern??? Auch nach einem Kaiserschnitt verläuft der Milcheinschuss nicht anders als bei einer normalen Geburt. Das Signal für den Beginn der Milchbildung wird durch das Ausstoßen der Plazenta gegeben und nicht durch die Wehen. Solange die Plazenta noch im Körper der Mutter arbeitet, schüttet sie ein Hormon aus, das die Milchbildung hemmt. Wenn die Plazenta dann ausgestoßen (oder beim Kaiserschnitt entfernt) wurde, fällt dieses Hormon weg und andere Hormone, die nun nicht mehr gehemmt werden, sorgen für das Einsetzen der Milchbildung. Selbstverständlich wird auch Kolostrum gebildet und selbstverständlich können und sollen Sie sofort nach der Geburt mit dem Stillen beginnen. Es stimmt zwar, dass manchmal nach einem Kaiserschnitt der Milcheinschuss verzögert einsetzt, ABER: das liegt fast immer daran, dass die Mutter und das Kind getrennt wurden, das Kind nicht genügend Gelegenheit hatte frühzeitig und häufig an der Brust zu trinken und deshalb die Brust nicht genügend stimuliert wurde. Wenn das Baby im Anschluss an die Kaiserschnittgeburt uneingeschränkten Zugang zur Brust haben wird, dürfte alles genau so verlaufen, wie nach einer normalen Geburt. Wenn es sich um einen geplanten Kaiserschnitt handelt, sind die Voraussetzungen für das Stillen um einiges besser als bei einem Notkaiserschnitt, denn Sie sind ja nicht durch stundenlange Wehen bereits erschöpft, wenn es zur OP kommt und das Baby ist wahrscheinlich auch weniger gestresst als nach einer Notsituation. Falls Sie eine Periduralanästhesie haben werden, können Sie Ihr Baby anlegen, sobald der Bauch wieder zu ist (Sie brauchen natürlich Hilfe dabei, aber mit etwas guten Willen von Seiten des Krankenhauspersonals oder der Hilfe fes Partners ist es machbar). Nach einer Vollnarkose können Sie die Babys anlegen, sobald Sie richtig wach sind und das Baby halten können. Wichtig ist, dass Sie die Babys von Anfang an häufig anlegen, damit die Milchbildung in Gang kommt und die Babys lernen gut und richtig an der Brust zu trinken. Wird nach einem Kaiserschnitt bald und oft angelegt, verläuft das Stillen in der Regel wirklich nicht anders als nach einer normalen Geburt. Lassen Sie sich zeigen, wie Sie trotz Bauchschnitt bequem stillen können, wie Sie im Liegen stillen und wie Sie sich mit dem Baby gemeinsam umdrehen können (ein Bett mit Seitengittern und vielen Kissen ist dabei sehr hilfreich). Gönnen Sie sich alle Ruhe, die Sie nach dem Kaiserschnitt bekommen können, solange niemand diese Ruhe dahingehende interpretiert, dass Sie Ruhe vor dem Kind brauchten. Nehmen Sie jede Hilfe, die Sie für den Haushalt bekommen können an, Sie erholen sich dann nicht nur von einer Geburt, sondern von einer großen Bauchoperation. Wenden Sie sich möglichst bald an eine kompetente Stillberaterin vor Ort, die Ihnen zeigt, wie Sie Ihr Baby korrekt anlegen können. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 09.01.2019



Antwort auf: Trinkschwäche, keine Milch etc. - nach Kaiserschnitt

Hallo Natta, bei mir musste im März 2018 ein Not- Kaiserschnitt durchgeführt werden. Mit dem Stillen hatten wir keine Probleme. Lass dich vom Krankenhaus nicht verrückt machen. Ich finde es ehrlich gesagt schon unverschämt, welche Informationen die dir zum Thema Kaiserschnitt und Stillen gegeben haben.

von Piccolina am 09.01.2019, 22:38



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