Hallo liebe Stillberaterinnen,
ich schreibe weil ich sehr traurig und niedergeschlagen bin. Ich still unsere Tochter (neun Wochen alt) voll und das klappt auch sehr gut. Unser Papi ist aber schon von Beginn an daran interessiert mehr mit ihr machen zu wollen - z.B. Flasche geben.
Leider klappt das nicht, wir schaffen es einfach nicht sie an die Flasche zu gewöhnen. Ich habe alles ausprobiert - verschiedene Flaschen, Materialien (Silikon oder Kautschuk), verschiedene Positionen - sie möchte einfach nur an die Brust . Das funktioniert auch mit stillhütchen, aber das wars! Auch kein Schnuller ist ihr Recht.
Das Problem ist, dass mein Partner immer trauriger ist und sich das schon langsam in Frust umwandelt! Da sich unsere kleine nur bei mir beruhigt. Wenn er sie mir abnehmen will schreit sie wie am Spieß- sie schwitzt und wird rot. Ich geh dann manchmal aus dem Raum und denke ich lass die beiden machen. Aber es zerreißt mich. Gestern hat mein Partner mir dann Vorwürfe gemacht, dass ich schuld sei, weil ich sie nicht an die Flasche gewöhne. Ich bin grad echt verzweifelt und habe Angst das er sich von ihr entfernt, da sie bei ihm nur schreit. Ist das eigentlich normal - oder können wir auch dagegen was machen? Bzw. ist unser Gedanke sie schnell an die Flasche zu gewöhnen gut? Damit er sie füttern kann...
Ich merke hinter meiner Frage stecken eigentlich gleich zwei Probleme . Aber vielleicht haben sie auch für beides einen Rat, hängt ja irgendwie miteinander zusammen. Über eine schnelle Antwort würde ich mich ganz doll freuen, merke das ich grad richtig fertig und ängstlich bin deswegen!
Lg
von
Susan1312
am 14.02.2020, 15:43
Antwort auf:
Tips um Baby an die Flasche zu gewöhnen
Liebe Susan1312,
ich erinnere mich noch gut daran, wie bei meinem ersten Kind der Papa auch unbedingt Flasche geben wollte. Er dachte, das sei das "einzige", was die beiden wirklich nah bringen könnte. Auch unsere Tochter hat sich erfolgreich gewehrt... Die Kleinen sind einfach klüger als wir, wenn es darum geht, was sie brauchen.
Natürlich verstehe ich die Trauer deines Partners, aber füttern ist nur EINE der vielen Möglichkeiten, dem Baby nah zu sein. Lad ihm doch mal dieses Väter-Infoblatt von LLLD herunter: https://www.lalecheliga.de/images/Infoblaetter/LLL_Infoblatt_Vaeter.pdf
Auch von der AfS gibt es ein schönes Infoblatt für Väter: http://www.afs-stillen.de/wp-content/uploads/flyer_stillkinder_vaeter.pdf
Es ist übrigens auch ganz normal, dass du jetzt gerade die Hauptbezugsperson für euer Baby bist. Dass dein Partner dir Vorwürfe macht lässt vermuten, dass die aktuelle Situation etwas in ihm triggert, was aus seiner eigenen Kindheit stammt. Das ist natürlich ein sensibles Thema, und dennoch tritt es ja gerade deshalb auf, damit JETZT etwas bei ihm heilen kann, was noch weh tut. Es würde ihm helfen, wenn er sich professionelle Unterstützung von jemandem holt, der therapeutisch arbeitet. Oft bieten die Gemeinden Familienberatung an.
Euer Baby jetzt abzustillen (denn genau das wäre die Einführung der Flasche, auch wenn ihr vielleicht "Glück" hättet und das Baby mit beidem klar käme) wäre schade, denn deine Milch ist das Beste, was dein Kleines bekommen kann. Und deine Nähe ist überlebenswichtig, darum solltest du bei aller Liebe für deinen Partner nicht die Lösung am falschen Ort suchen...
Ich hoffe, meine Antwort hilft dir weiter und möchte dir Mut machen, für euch alle stark zu sein. Mitgefühl ist gut, doch es geht vor allem darum, den wirklich "richtigen" Weg für euch zu finden.
LIeben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 15.02.2020
Antwort auf:
Tips um Baby an die Flasche zu gewöhnen
Hallo Kristina, erstmal danke für deine tolle und ausführliche Antwort. Als ich deine Zeilen gelesen habe, ging mir sofort ein Licht auf, was dahinter steckt. Mein Partner hat aus einer früheren Beziehung bereits eine große Tochter (20J.). Damals war er noch jung als er Vater geworden ist und die Beziehung endetet schnell. So dass er nichts von seiner ersten Tochter mitbekam. Die Mutter hatte ihm sein Kind komplett genommen, erst seit zwei drei Jahren besteht wieder guter Kontakt. Vielleicht sind es diese Gefühle die wieder hoch kommen. Da ich ihn so gut kenne und weiß er würde nicht zu einem Psychologen oder einer Beratung gehen, kannst du mir noch ein Rat geben wie ich mit ihm da ran kommen könnte.
Achso und wegen den Flasche geben... ich will auf gar keinen Fall abstillen. Viel zu sehr liebe ich die Momente mit meiner Tochter und sehe auch wie sie durchs stillen gedeiht... und dass sieht auch der Papa, er ist immer stolz wenn er sagt dass seine Partnerin stillt. Ich glaube er ist nur traurig weil die kleine oft weint wenn sie bei ihm ist.
Der Gedanke von uns war, dass ich abpumpe und er sozusagen eine Mahlzeit am Tag mit Muttermilch aus der Flasche geben kann. Oder meinst du, dass dies auch nicht gut für unsere kleine ist?
Ich würde mich freuen, wenn du noch einen Moment hättest um zu antworten... und schonmal Danke im Voraus
von
Susan1312
am 15.02.2020, 08:25
Antwort auf:
Tips um Baby an die Flasche zu gewöhnen
Liebe Susan1312,
das Problem ist, das schon eine einzige Flasche Probleme verursachen kann. Denn ein Säugling benötigt eine komplett andere Tricktechnik an der Flasche und die Flasche reagiert ganz anders als die Brust. Leider sind es nicht wenige Babys, die damit nicht klarkommen und beim Stillen Schwierigkeiten bekommen. Darum ist schon die erste Flaschen auch der erste Schritt zum Abstillen.
Zu der Frage, wie du deinem Partner helfen kannst: Vielleicht sprichst du einfach an, was du hier schon vermutet hast. Es gibt so viele Möglichkeiten, Nähe zu seinem Kind zu haben (siehe Infoblätter)... Schon in wenigen Monaten kann er derjenige sein, der das Baby füttert - jetzt ist das deine Aufgabe.
Vielleicht fällt es ihm leichter zu verstehen , dass das Verhalten seines Kindes keine Ablehnung ihm gegenüber ist und keine Manipulation deinerseits, wenn er sich seine Trauer um die erste Tochter zugestehen kann. Euer Baby ist neun Monate lang in deinem Leib gewachsen, es hat jeden deiner Atemzüge und jedes Klopfen deines Herzens erlebt, der Klang deiner Stimme und dein Geruch sind für sie als wären es ihre eigenen. darum kannst du sie am besten beruhigen und darum braucht sie (noch) dich, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist.
Gewässer der Papa das akzeptieren kann und je weniger Druck aufbaut, um die Nähe und das Vertrauen zu erzwingen , desto schneller wird es auf ganz natürliche Weise entstehen. Vielleicht ist er offen für diese Informationen... .Es wird für dich nicht ganz einfach sein , wenn du möchtest ja auch nicht zur Therapeuten deines Mannes werden . Gleichzeitig trägst du die Verantwortung dafür, dass die “Themen“ von euch Erwachsenen nicht auf das Baby übertragen werden.
Ich spüre aus dem, was du schreibst , dass du reif und klug und voller Liebe bist und bin daher sicher, dass du diese Aufgabe meistern wirst.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 15.02.2020
Antwort auf:
Tips um Baby an die Flasche zu gewöhnen
Hallo Susan,
Ich wollte dir auch kurz schreiben, da bei uns das gleiche Thema war .
Ich habe für mich selber entschieden auch die Flasche zu geben. In meinem Fall klappt es hervorragend. Ich Stille gerade und der Papa kann heute Abend die Flasche geben. Wir nehmen die lansinoh Flaschen. Na klar kann es zur Saugverwirrung kommen, aber meine Maus macht es super. Ich denke es muss jeder das tun, was er für richtig hält.
Liebe Grüße
von
Johanna1368
am 17.02.2020, 09:25