Sehr geehrte Frau Walter,ich habe eine 2 jährige Tochter, die ich während meiner zweiten Ssw trotz Komplikationen während der ersten gestillt habe. Ich versuchte schon während Ssw abzustillen,aber das war viel stressig und zu belastenden für mich und für sie. Schon in der letzten Wochen der Ssw haben wir besprochen, dass Baby auch Mama trinken wird. Jetzt ist das Baby da, die Ssw und die Geburt waren sehr schön
und seit gestern sind wir zu Hause. Meine grosse Tochter hat sich für Baby gefreut, aber wirkte auch gleichzeitig traurig und eifersüchtig. Jetzt will sie ständig an die Brust. Wenn das Baby trinkt, will sie unbedingt auch. Manchmal klappt gut,wenn beide gleichzeitig trinken.Die Große streichelt die kleine und sagt "Baby lieb". Für mich ist das schon wegen Position so schnell nach Geburt anstrengend und das funktioniert nicht immer. Wenn ich nur die kleine Stille, versucht die große Tochter die kleine wegzuschieben.Wenn ich Frage,ob ich dem Baby Brust geben soll,sagt sie "ja, Baby essen", aber nach 2-3 Minuten will sie selbst dran. Die große Tochter rennt weg,legt sich irgendwo hin und weint. Sie kommt auch nicht,wenn ich sie rufe.Das tut mir weh, weil ich sie ja auf keinem Fall abstoßen will. Seit gestern hat sie kaum was anderes gegessen und ich wäre glücklich, wenn ich sie wieder ein wenig weniger stillen könnte.
Vielleicht haben Sie einen Rat für uns...
Danke schön vorher,
mit freundlichen Grüßen,
z.
von
Zuze
am 05.02.2020, 15:18
Antwort auf:
Tandemstillen
Liebe z.,
Deine kleine und doch schon so große Tochter braucht im Moment sicher viel Rückversicherung und das Gefühl, dass sie genau so wichtig ist wie das Baby.
Versuche Zeiten zu finden, die Deiner großen Tochter ganz alleine gehören, gehe mit ihr alleine spazieren oder lese ihr abends eine Geschichte vor, zeige ihr einfach, dass sie immer genau so wichtig ist.
Ich habe meinem Sohn damals erzählt, dass die Maus ja nur Mamamilch trinken kann und er doch schon mal ein Brot oder Wasser (oder manchmal auch Gummibärchen) bekommt. Er fand das sehr lustig und hat Anna immer sehr bedauert ;-).
Außerdem habe ich die Stillzeit immer dazu genutzt und habe meinem großen Sohn viele viele Geschichten erzählt, wie es so war, als er noch ganz klein war. Ich erzählte ihm, dass ich zu nichts anderem gekommen bin damals und dass er die ganze Zeit nur an der Brust hing und immer immer an die Brust wollte. Dann sagte ich ihm, dass es ja so viel viel einfach für mich ist, weil er mir jetzt ja helfen kann und mal eine Windel oder ein Glas Wasser holen kann und weil es so schön ist mit ihm zu reden.
Moritz war lange Zeit kein bisschen eifersüchtig (erst als Anna ihm die Legohäuser zerstörte) und für ihn waren die Stillzeiten immer besonders schön - er fragte oft, wann die Kleine endlich Hunger hat ;-).
Deine Tochter muss nun lernen, dass da noch jemand ist, dass sie nicht mehr nur alleine die ganze Aufmerksamkeit bekommt - und das tut weh.
Du machst alles richtig, aber Ihr beide braucht Ruhe und Zeit, um Euch an das neue Menschlein zu gewöhnen. Kann dein Mann ein paar Tage daheim bleiben und die ältere Tochter übernehmen?
Wie wäre es, wenn Du während dem Stillen ein Buch vorliest?
Mir persönlich gefällt das Buch "Ich will auch Geschwister haben" von Astrid Lindgren für diesen Zweck sehr gut. Ein Buch, das sich vor allem auch mit dem Thema Stillen beschäftigt und mit liebevoll gezeichneten Bilder aus der Sicht des größeren Bruders vom Auf die Welt kommen, dem Stillen und Tragen erzählt ist "Busi sagte Henriette" von Edith Seitz. "Busi sagt Henriette bekommst Du im Buchhandel (Edition buntehunde, ISBN 3 934941 03 6).
Weitere Tipps für die Zeit nach der Geburt:
o dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). Entscheidend ist, dass Deine Maus sich wichtig fühlt und weniger zurückgesetzt durch das Baby.
o dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch "Du bist jetzt schon so groß" führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn "groß sein" bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden).
o ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen.
Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.Ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern.
Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine "Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen.
Wenn Du mit beiden Kindern unterwegs bist, sind die Kombination Buggy (großes Kind und/oder Einkäufe) und Tragetuch (Baby) optimal.
Nur Mut, auch der (Still)Alltag mit zwei kleinen Kindern ist meisterbar, Ihr braucht nur Zeit dazu!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 05.02.2020