Liebe Stillberaterinnen,
unser Sohn ist 17 Wochen alt, bekommt seit 3 Tagen Beikost zum Mittag (selbstgekochter Karottenbrei), wird aber noch viel und umfangreich nach Bedarf gestillt. Das stillen laeuft super, wir hatten nie Probleme.
So, die Frage die ich habe ist folgende, unser Sohn schlaeft tagsüber nur beim stillen ein und schlaeft dann auch nur weiter, wenn er in meinen Armen liegt. Am Abend, wenn es gegen 20:00 ins Bettchen (Babybalkon) geht macht mein Mann ihn bettfertig, sehr liebevoll und mit sehr viel Ruhe, traegt ihn anschliessend noch eine Weile rum, bis unser Sohn ganz muede ist und gibt ihn mir schliesslich zum einschlafstillen. Nach ca. 30 Minuten schlaeft er oft ein, manchmal dauert es auch laenger, und ich kann ihn neben mich in sein Bettchen legen. In der Nacht wacht er dann meistens noch 2x auf, wird wieder gestillt, bis er schlaeft, schafft er es aber nicht in seinem Bettchen weiter zu schlafen nehme ich ihn zu mir und lasse ihn so lange nuckeln wie er es braucht.
Mein Mann sagt immer das ich alles richtig mache und er es schoen findet, wie ich mich kuemmere ... und das, obwohl er deutlich zu kurz kommt :-)... mein Problem ist mein Umfeld... alle sagen mir das Gleiche, das ich unseren Sohn verziehe,er sich angewoehnt nur noch so zu schlafen etc... ich habe labgsam keine Kraft mehr michzu rechtfertigen
Als ich mit unserem Sohn aus dem Kh kam, hatte ich mir nicht einmal die Frage gestellt ob es richtig oder falsch ist, was ich mache...ich tates einfach. Doch bei Familienbesuchen werde ih doof angesehen, als wenn ich einen am Kopp habe...
Immer mehr draengt sich mir nun die Frage auf, ob ich etwas falsch mache?
Ausserdem liegtunser Sohn auch nicht im Kinderwagen, mag kein Tragetuch, Bondolino etc... d.h. wir tragen ihn so... auch das wird belaechelt, aber, was sollen wir denn machen? Ihn im Kiwa schreien lassen? Er schreit uebrigens auch im Tragetuch und Bondolino ...
Also, ist es falsch, was wir machen?
Liebe Gruesse und danke fuer Ihre Arbeit,
Anne.
von
AnneB79
am 01.07.2013, 21:25
Antwort auf:
Ist das falsch?
Liebe Anne,
NICHTS machen Sie falsch .
Genau so wie Sie es beschreiben, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat
noch nie einem Baby geschadet. Ein 17 Wochen altes Baby muss mit Sicherheit NICHT alleine
einschlafen müssen!
Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten.
Ein so kleines Kind kann nicht „verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Eine Kollegin von mir hat dazu einen schönen Text geschrieben, aus dem ich jetzt einen Abschnitt zitiere:
„Das Kind wird verwöhnt und verzogen.
"Ja, das ist jetzt schon total verwöhnt" "Ihr verzieht das Kind, nachher will es nur noch auf den Arm" "So lernt das Kind ja nie alleine einzuschlafen, alleine zu spielen, sich mit sich selbst zu beschäftigen ..." "Wie soll das Kind denn seinen Rhythmus finden, wenn Du es ständig mit der herumziehst".
So und ähnlich lauten viele Aussagen wohlmeinender Freunde, Verwandte und auch wildfremder Menschen, von denen man auf der Straße angesprochen wird.
Was ist dran an dieser Theorie, dass das Baby durch die Zuwendung, die es erhält verwöhnt und verzogen wird?
Bernadette Stäbler beschreibt in ihrem Buch "Mama" die Angst, sein Kind nicht richtig zu erziehen: "Und schon ist sie da, diese Angst, sein Kind zu verziehen. Welche Ursachen hat sie? Denn, wer dieses unschuldige Baby anschaut, fühlt sich sehr glücklich. Niemand kann sich vorstellen, dass es eines Tages unerwünschte Handlungen vollbringen wird. Wenn wir also von "verziehen" sprechen, haben wir ein älteres Kind vor Augen. Das Kind im Trotzalter, das immer "nein" ruft, lässt seine Mutter denken: "Was für einen Dickkopf habe ich mir großgezogen. Sicher habe ich es falsch gemacht!"
Ist es wirklich so wichtig, dass unsere Kinder vor der Zeit lernen, alleine zu schlafen, alleine zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ist es notwendig, dass wir Erwachsenen unseren Lebensrhythmus ändern und an das Baby anpassen, damit sich das Kind gut entwickelt?
Auch hierzu möchte ich wieder aus dem Buch von Bernadette Stäbler zitieren: "In vielen ursprünglich lebenden Kulturen, die wir "primitiv" nennen, wurden inzwischen Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse eine Umwälzung unserer Ansichten über die herkömmliche Kindererziehung mit sich brachten. Ich möchte eine afrikanische Studie herausgreifen und vereinfacht darstellen:
Die erste Gruppe gebar ihre Babys zuhause und ließ diese keinen Moment allein. Geborgen bei der Mutter, wurden sie nach Bedarf gestillt und mussten niemals schreien. Bald ging die Mutter wieder auf das Feld, um die gewohnte Arbeit zu verrichten, das Neugeborene in ein Tragtuch geschlungen.
Die Kontrollgruppe bekam ihre Babys im Krankenhaus mit aller medizinischen Hilfe, einschließlich schmerzlindernden Medikamenten. Gleich nach der Geburt wurden Mutter und Kind getrennt, um zu ruhen. Die Babys bekamen Fläschchen und Schnuller, weil dies "das Moderne" war. Daheim schliefen die Kinder in ihrem Bettchen, in ihrem eigens dafür hergerichtetem Zimmer. Allein, ohne Körperkontakt. Alles ging recht zivilisiert zu, nämlich nach einem genauen Zeitplan, denn die Kinder sollten sich früh an ein geordnetes Leben gewöhnen und weder kleine Tyrannen noch nervös werden.
Ein Jahr später offenbarte sich das Unerwartete: Die Kinder der ersten Gruppe waren in allem den anderen voraus: Sie waren intelligenter in ihren Verhaltensweisen und auch viel sozialer eingestellt, selbst die körperliche Entwicklung war besser, obwohl sie die ganze Zeit "festgebunden" waren.
Ähnliche Ergebnisse ergaben vielseitige Studien in den verschiedensten Kulturkreisen.
Wenn wir versuchen, dies mit einer natürlichen, einfühlsamen Intelligenz nachzuvollziehen, wissen wir, warum das Ergebnis so ausfallen musste.
Das Baby fühlt sich bei seiner Mutter geborgen. Es muss seine Kräfte nicht für das Weinen verbrauchen. Der mütterliche Körper gibt ihm Wärme. Wenn das Baby sich an seine Mutter schmiegt, fühlt es ein wenig von dem Glück, das es neun Monate lang im Mutterleib haben durfte. Es kennt von daher ja auch schon die Herztöne seiner Mutter, es kennt sogar schon ihre Stimme und nun sieht es endlich ihr Gesicht, ihre Augen und darf an der Brust trinken, wenn es möchte. Das ist das Glück, die mütterliche Liebe, die Impulse gibt für die Intelligenz und das soziale Verhalten. Wenn das Baby sich an die Körperbewegungen der Mutter anpassen muss, während sie ihre alltägliche Arbeit verrichtet, übt es in wundervoller Weise seine Muskeln und den Gleichgewichtssinn." (Aus: Denise Both: „Tragen")
Lassen Sie sich nicht verunsichern, in Ihrem Innern wissen Sie, dass Ihr Kind nicht Ihr Feind ist, der bekämpft werden muss.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 01.07.2013
Antwort auf:
Ist das falsch?
Hallo,
wie schön, dass Du solch eine Unterstützung und Wertschätzung durch Deinen Mann erfährst! Klasse!
Gebt nicht auf, was Tragetuch und Bondolino betrifft. Jendrik mochte das Tragetuch nicht als er ca. 4-6 Monate alt war. Nun ist er 7 Monate alt und seit einigen Wochen ist er wieder lang und gern darin.
Gruß
Sarah und Jendrik
von
Jendriks_Mama
am 02.07.2013, 01:21
Antwort auf:
Ist das falsch?
... fuer die Beitraege!!!
@ Jendriks ...
Wie seit ihr in der Zeit spazieren gegangen? Unser Sohn kommt dadurch wirklich selten an die frische Luft. Ich schaffe es ihn so immer nur max. 45 Min. zu tragen, danach bin ich ein Fall fuer den Orthopaeden...
Herzliche Gruesse,
Anne
von
AnneB79
am 02.07.2013, 10:48
Antwort auf:
Ist das falsch?
Hallo :-)
Es ist tatsächlich wahnsinnig anstrengend!
Ich hatte den Kinderwagen mit um ihn zur Not ablegen zu können. Außerdem unten im Kinderwagen ein kurzes Tragetuch. Kennst Du die? Das wäre vielleicht auch noch eine Möglichkeit. Da machst Du einen Knoten rein und hängst es Dir um (Kopf und einen Arm durchstecken). Du kannst den kleinen Spatz dann einfach hineinsetzen und herausnehmen ohne groß zu binden oder einen Knoten lösen zu müssen. Jendrik hat das kurze Tuch akzeptiert, weil er da quasi im Hüftsitz an mir sein konnte. Das kam dem auf-dem-Arm-tragen sehr nah, erleichterte es mir aber ein wenig. Du kannst natürlich auch ein langes Tragetuch entsprechend kurz knoten ;).
Ich hoffe, ich habe einigermaßen verständlich beschreiben können, was ich meine. ..
Liegt euer Schatz gern auf dem Bauch? Wir haben eine zweite Matratze in den KiWa gelegt, so dass Jendrik seine Umwelt aus der Bauchlage anschauen kann. Das findet er auch ganz spannend :).
LG :)
Sarah
von
Jendriks_Mama
am 02.07.2013, 11:25
Antwort auf:
Ist das falsch?
... das Du Dir das kurze Tragetuch wie eine Art Schaerpe umbindest? Wie sitzt/sass Dein Sohn dann genau drin?
Mit unserem muss ich, wenn wir rausgehen zu jeden Baum, Strauch etc. rennen, damit er ihn sich ansehen kann... er streckt dann immer seine Arme dorthin wohin er gern moechte ...
Naja, viele Gruesse,
Anne.
von
AnneB79
am 02.07.2013, 11:42
Antwort auf:
Ist das falsch?
Hi hi,
das ist ja süß!
Ja, wie eine Schärpe. Dann lege ich ihn über die Schulter auf der das Tuch nicht ist, stecke seine Füße hindurch und lasse ihn hineingleiten. In der anhock-spreiz-Haltung natürlich. Dann rutsche ich ihn so zurecht (mit dem Tuch natürlich), dass er seitlich sitzt. Er sitzt dann allerdings etwas über der Hüfte, fast schon unter die Achsel geklemmt :D.
Ich schau mal ob ich auf YouTube oderso ein video finde.
:)
von
Jendriks_Mama
am 02.07.2013, 12:24
Antwort auf:
Ist das falsch?
... ja, das waere super. Ich kann mir vorstellen, dass ich ihn so gut tragen koennt.
Danke fuer deine Muehe!!!!
von
AnneB79
am 02.07.2013, 14:47
Antwort auf:
Ist das falsch?
Ich habe eine nette Anleitung zum Binden gefunden. Aber wie gesagt, ich habe vorgeknotet.
http://m.youtube.com/index?hl=de&gl=DE&desktop_uri=%2F%3Fgl%3DDE%26hl%3Dde
LG
:-)
von
Jendriks_Mama
am 02.07.2013, 20:22
Antwort auf:
Ist das falsch?
https://www.youtube.com/watch?v=1QQpE3iQlGA&feature=youtube_gdata_player
Hier! Viel Erfolg! :-)
von
Jendriks_Mama
am 02.07.2013, 20:39
Antwort auf:
Ist das falsch?
Super Anleitung, werde ich morgen mal probieren.
Eine Frage noch, wir haben so ein unendlich langes Tuch, kann man das auch kuertzen, also abschneiden, oder wirkt sich das dann negatviv auf die Stabilitaet aus?
Also, danke noch mal!!!!!!
von
AnneB79
am 02.07.2013, 21:02
Antwort auf:
Ist das falsch?
Würde ich nicht machen, die Kanten sind speziell vernäht...
von
Jendriks_Mama
am 02.07.2013, 21:13
