Liebe Stillberaterinnen,
mein Sohn ist 5 Wochen alt und ich frage mich ob dieses Stillverhalten normal ist bzw. was ich falsch mache und was ich verbessern könnte.
Nachts schläft mein Sohn oft 5 bis 7 Stunden durch ohne gestillt zu wrerden.
Dafür ist sein Stillverhalten am Tag sehr unregelmässig, sehr oft und anstrengend.
Tagsüber ist der Abstand zwischen dem Stillen sehr kurz - zwischen 30 Minuten und bestenfalls 1,5 Stunden. Er macht auch nur sehr kurze Schläfchen - oft nur 15 - 30 Minuten.
Nicht selten gibt es Tage da will er sogut wie immer an der Brust sein und lässt sich nur durch Stillen beruhigen - wobei er dann meiner Meinung nach bei vielen Stilleinheiten kaum/nichts trinkt und einfach nur nuckelt.
- Darf das so sein?
- Was sollte ich ändern?
- Darf es sein dass sich ein Kind nur durch das Stillen beruhigen lässt - auch wenn es dann nicht/kaum trinkt sonder nur nuckelt und kuschelt (- in der Situation hilft aber alleiniges rumtragen oder kuscheln nichts)? Nur durchs Stillen lässt er sich innerhalb einer Sekunde beruhigen.
- Woran erkenne ich ob er Hunger hat oder nur "nuckeln" will. Denn Mund hat er dann immer offen und macht Suchbewegungen auch wenn er dann schliesslich nur nuckeln will.
Noch eine Frage zu einem anderen Thema:
Muss ich mir vor dem Stillen immer die Brustwarzen waschen?
Und wie oft sollte man die Stilleinlagen wechseln - da können sich wahrscheinlich Keime gut vermehren - oder?
Vielen herzlichen Dank und liebe Grüße.
von
Sternschnuppe1979
am 18.04.2016, 09:44
Antwort auf:
Stillverhalten normal und Brustwarzenhygiene
Liebe Sternschnuppe1979,
alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein.
Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Ich kann Ihnen gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein.
Sie müssen nicht jedes Mal die Brust waschen, eine ganz normale Hygiene reicht völlig aus.
Die Stilleinlagen würde ich dann wechseln, wenn Sie sehr nass sind oder ansonsten einmal täglich.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.04.2016