Stillt mein Sohn sich ab ?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Stillt mein Sohn sich ab ?

Hallo, mein Sohn ist 9 Monate alt. Bis zum vollendeten 6. Monat hab ich ihn auschließlich gestillt, danach in Schritten auch Beikost gefüttert. Die hat er recht schnell und mit großer Begeisterng akzepiert. In den letzten Tagen habe ich ihn nur noch morgens gestillt, mittags, nachmittags und abends hat er jeweils Brei bekommen. Das morgentliche Stillen wollte ich eigentlich noch eine Zeit beibehalten, mindestens bis zum 12. Monat, eventuell auch länger. Nun schreit mein Sohn aber seit gestern morgen die Brust nur noch an. Ich habe es gestern und heute morgen in Abtänden mehrmals versucht, ihn anzulegen, aber es war nichts zu machen. Er hat sich schreiend weg gedreht oder nur feste in meine Brustwarze gebissen. Das Stillen hat sonst immer problemlos geklappt. Ich habe ihm dann in meiner Verzweiflung zum ersten Mal ein Fläschchen mit Pre-Milch gegeben, welches er komplett leer getrunken hat. Kann es sein, dass meine Milch einfach nicht mehr reicht ? Oder stillt mein Sohn sich gerade selbst ab ? Wie soll ich jetzt am besten damit umgehen ? Liebe Grüße, Cordula

Mitglied inaktiv - 24.07.2008, 00:01



Antwort auf: Stillt mein Sohn sich ab ?

Liebe Cordula, es ist sehr ungewöhnlich (auch wenn Ausnahmen die Regel bestätigen), dass sich ein Kind vor dem ersten Lebensjahr abstillt. Viel öfter jedoch kommt es vor, dass es vorübergehend in einen "Stillstreik" tritt. Gründe für einen Stillstreik kann es viele geben und manchmal lässt sich die Ursache für den Stillstreik auch überhaupt nicht finden. Unter Umständen schieben die Zähne in den Kiefer ein (es kann dann noch Monate bis zum ersten Zahn dauern). Eine Erkältung oder eine verstopfte Nase, so dass das Baby beim Trinken behindert wird, Ohrenschmerzen, so dass das Stillen wehtut. All dies kann zu einem Stillstreik führen. Vorsichtshalber sollte deshalb ein streikende Kind vom Arzt angeschaut werden. Wenn die Mutter aus irgendeinem Grund beunruhigt oder aufgebracht ist können Babys auf die Gefühle ihrer Mutter mit einem Streik reagieren. Einen unliebsamen Zwischenfall beim Stillen kann Anlass zu einem Stillstreik sein. Z.B. wenn das Baby gestillt wurde während der/die Arzt/Ärztin es untersucht hat und es dabei erschrocken ist. Kurz: alle einschneidenden Veränderungen oder besondere Situationen im Leben des gestillten Kindes oder seiner Familie können das Kind zu einem Stillstreik bewegen. Am besten wendest Du dich einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in deiner Nähe. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann passieren, dass sich dein Kind dann zur Flasche hin abstillt. Konkret heißt das auch dass du dir überlegen solltest, ob du jetzt jede zusätzliche Milch, die du ihm gibst, lieber mit dem Becher oder einer Schnabeltasse anbietest, als mit der Flasche. Schläft dein Sohn bei dir im Zimmer? Vielleicht magst du probieren, ihn in der Nacht mit zu dir ins Bett zu nehmen. Die meisten Kinder trinken nachts völlig problemlos, auch wenn es tagsüber nicht so gut klappt. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 24.07.2008