Frage: Stillstreik oder Schmerzen?

Guten Tag, gerne möchte ich mich mit einigen Fragen an Sie wenden. Meine Tochter ist nun 10 Wochen alt und stillen ist von Beginn an schwierig. Zwei Wochen nach der Geburt wurde das Zungenbändchen durchtrennt, weil sie nicht tri ken konnte. Dann klappte es eigentlich gut und sie nimmt sehr gut zu. Sie trinkt jedoch bis zu 20 Mal am Tag und braucht immer sehr lang. Vor einigen Wochen stellte ich immer wieder Unruhe beim stillen fest. Ich dachte aber es liegt wohl an ihren Blähungen und nahm sie jedesmall hoch zum aufstoßen. Nun lässt sie sich gar nicht mehr umlegen oder in Seitenlage bringen. Sie fängt sofort zu weinen an - noch bevor ich sie anlegen kann. Oft klappt es nur mit gutem Zureden und mehreren Versuchen während sie auf dem Rücken liegt und den Kopf verdreht. Jetzt bin ich verunsichert ob es eine Phase ist oder etwas körperliches. Die Kinderärztin konnte jedoch nichts feststellen und wir sind bereits bei einem Osteopathen wegen Nackenverspannungen in Behandlung. So ist jedes Mal stillen purer Stress und bei einer Dauertrinkerin sehr belastend. Kennen Sie so eine Problematik und haben sie einen Rat damit es wieder besser wird? Kann es an Bauchschmerzen oder Reflux liegen? Mein zweites Anliegen betrifft die Häufigkeit des Stillens. Unsere Tochter hat Schwierigkeiten mit dem schlafen tagsüber, auch das abendliche Einschlafstillen dauert ca. 1,5 Stunden. Nun meint meine Mutter, sie bekäme zu wenig Milch und muss deswegen so oft trinken und kann hungrig dann auch nicht einschlafen. Ist das wahrscheinlich? Oder möchte sie mit dem vielen trinken zur Ruhe finden, weil sie es anders nicht kann und es klappt einfach nicht? Ich überlege abzustillen, weil die Situation sehr belastend für mich ist, aber noch möchte ich es nicht aufgeben. Vielen Dank. LG

von Megaira am 16.10.2018, 16:58



Antwort auf: Stillstreik oder Schmerzen?

Liebe Megaira, Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das verhalten Deines Babys ist also völlig normal. Auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Eine andere Ursache kann der Schnuller oder die Flasche sein. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann „erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprichst Du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 16.10.2018



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