Liebe Biggi,
ich hoffe, Sie können mir helfen! Meine Tochter wird in 5 Tagen vier Monate. Seid einer Woche trinkt sie nicht mehr richtig an der Brust! Nach 2 Minuten hört sie auf, quengelt entweder oder guckt rum und erzählt und ist durch nichts zum weitertrinken zu bewegen. Notgedrungen pumpe ich dann ab und gebe ihr die Milch. Nur die Nachtmahlzeit trinkt sie manchmal im Halbschlaf noch vollständig. Ich überlege, ob ich ab und zu mal ein Fläschchen HA Milch geben soll oder vielleicht mit dem Zufüttern anfangen. Allerdings habe ich noch keine guten Infos über das Zufüttern gefunden, da ich ja eigentlich 6 Monate stillen wollte. Eine Bekannte hat mir empfohlen, einfach mal nicht zu pumpen, sondern nur die Brust zu geben, damit sie irgendwann vor lauter Hunger wieder die Brust akzeptiert, aber ich glaube, das schaffe ich nicht. Irgendwann weint sie einfach nur noch vor Hunger :-( Außerdem habe ich Angst, das sie nicht weiter zunimmt. Sie ist sowieso eher zierlich.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!
Herzlichen Dank,
Anke
Mitglied inaktiv - 24.07.2001, 22:22
Antwort auf:
Stillstreik - Zufüttern !!!
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Liebe Anke,
es scheint zur Zeit eine besondere „Streikwelle" bei den Stillkindern hereingebrochen zu sein, so viele Beratungen zu diesem Thema innerhalb von 24 Stunden hatte ich noch selten.
Für einen Stillstreik kann es viele Ursachen geben. Bekommt Ihr Baby Zähne? Hat es eine Erkältung oder eine verstopfte Nase, ao dass es beim Trinken behindert wird? Hat es Ohrenschmerzen, so dass ihm das Stillen wehtut? Wurde kontrolliert, ob eventuell ein Harnwegsinfekt vorliegt? Sind Sie aus irgendeinem Grund beunruhigt oder aufgebracht? Babys reagieren auf die Gefühle ihrer Mutter.
Gab es beim Stillen einen unliebsamen Zwischenfall? Haben Sie zum Beispiel gestillt während es untersucht wurde und ist er dabei erschrocken?
Kurz: Gab es irgendwelche einschneidenden Veränderungen oder besondere Situationen in Eurem Leben.
Manchmal lässt sich die Ursache auch nicht herausfinden und der Streik endet ebenso unvermittelt, wie er begonnen hat.
Sie können versuchen Ihr Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Sie können ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, drängen Sie aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby wieder an Ihrer Brust trinkt, sollten Sie sich darauf einstellen, sich in den nächsten Tagen fast ausschließlich Ihrem Kind zu widmen. Wenn Sie es viel im Arm haben, zärtlich streicheln und es Sie in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine hat, beruhigt es sich vielleicht und läßt sich dazu bewegen, wieder bei Ihnen zu trinken.
Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu „bündeln". Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
• im Umhergehen stillen,
• in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
• im Halbdunkeln stillen,
• im Halbschlaf stillen,
• das Baby mit der Brust spielen lassen,
• unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
• alle künstlichen Sauger vermeiden,
• das Baby massieren,
• viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
• und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Um Ihre Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass Ihre Brust übervoll wird, sollten Sie Ihre Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch können Sie Ihrem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann Ihnen passieren, dass sich Ihr Kind dann zur Flasche hin abstillt.
Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, die Ihnen die Becherfütterung zeigen kann und Ihnen auch sonst noch weitere Tipps geben kann.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 25.07.2001