Frage: stillrythmus

liebe biggi, liebe christina! meine tochter ist knapp 8 wochen alt und ich stille voll. tagsüber stille ich alle 2 bis zweieinhalb stunden, nachts kommt sie von selbst SPÄTESENS alle 2 stunden. ich versuche immer, ihr beide seiten anzubieten, aber sie trinkt selten auf beiden. mein problem ist, dass ich schwer erkenne, ob sie tatsächlich hunger hat. sie schreit sehr viel und ist unruhig, lässt sich auch nicht ablegen, weder in den stubenwagen, noch in den kinderwagen, noch in die wippe. wie uns kinderärztin und osteopath jetzt bestätigt haben, ist sie sehr verspannt, besonders im rücken- und beckenbereich. ich trage sie schon soviel wie möglich im tragetuch, aber sie schreit trotzdem sehr, sehr viel. ohne schnulli, den wir seit ca.1woche anbieten (von kinderärztin und stilllschwester empfohlen, weil unsere maus wirjlich so brüllt) und den sie teils gut annimmt, wäre ich ehrlichgesagt aufgeschmissen, ich habe noch einen kleinen sohn, der auch versorgt werden will und für den ich zeit haben möchte. saugverwirrung ist kein thema, unsere kleine weiß wie sie trinken muss und nimmt gut zu. allerdings bin ich eben nicht sicher, ob das nächtliche stillen aus hunger ist? sie trinkt ja tagsüber gut, nachts sind wir dann immer ewig wach mit aufstoßen lassen und blähungen mit kirschkernkissen erleichtern...es ist einfach echt anstrengend und das geschrei macht die ganze familie fertig :( ich stille gerne und möchte meiner tochter besmöglich helfen und sie versorgen, aber ich frage mich, wie lange wir das noch schaffen wenns so weitergeht... (der schlafm'angel kommt noch dazu...) mit fläschchen wüssten wir halt genau, wieivel milch sie hatte und wielange das ungefähr reichen sollte???!

von Isamami am 01.07.2013, 12:59



Antwort auf: stillrythmus

Liebe Isamami, zwei Kinder unter zwei sind eine ungeheuere Herausforderung. Doch das zweite Kind weiß nicht, dass es das zweite ist und dass seine Mutter noch ein Geschwisterkind zu versorgen hat und deshalb benimmt es sich wie alle Babys: es will durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und es wacht auch in der Nacht regelmäßig auf. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Der Gedanke an die Flasche mag in dieser Stresssituation verlockend sein, aber künstliche Säuglingsnahrung ist absolut keine Gewähr dafür, dass die Abstände länger werden und Du mehr Schlaf bekommst. Du musst dir vorstellen, dass deine kleine Maus bis vor acht Wochen Tag wie Nacht ununterbrochen Nahrung bekommen hat, ganz gleich wie viel Uhr es war. Es war immer gleichmäßig warm und die Geräusche um sie herum hatten auch eine gewisse Monotonie. Nun plötzlich ist alles anders und an diese riesige Veränderung muss sie sich erst gewöhnen. Das braucht seine Zeit und acht Wochen sind viel zu wenig Zeit, um diese Umstellung einfach zu bewältigen. Gib dir und deinem Kind die Zeit, die ihr beide braucht, um euch an das neue Leben zu gewöhnen. Leider ist es in unserer Kultur nicht (mehr) so sehr verbreitet darauf Rücksicht zu nehmen, dass eine Frau, die gerade ein Kind geboren hat, Zeit braucht. Zeit zur Erholung, Zeit zum gemeinsamen Kennenlernen des neuen Menschleins, Zeit ums sich an die ganze Veränderung, die so ein kleiner Erdenbürger mit sich bringt zu gewöhnen. Scheue dich jetzt nicht, jede Hilfe, die Du bekommen kannst anzunehmen, so lange diese Hilfe nicht darin bestehen soll, dir dein Kind abzunehmen. Nutze die Zeit, die dir dein Kind während des Tages lässt zum Ausruhen und Schlafen und nicht für den Haushalt, der kann gut und gerne einige Zeit auf Sparflamme laufen. Lass die nächtlichen Stillzeiten so ruhig und „langweilig“ wie möglich verlaufen. Wenn dein Baby nicht die Windeln voll hat (oder sie so nass sind, dass es ausläuft), dann musst Du nachts auch nicht wickeln. Lass dein Kind in deiner unmittelbaren Nähe schlafen und gib ihm tagsüber immer wieder Anregung in seinen Wachphasen. In ein paar Wochen wird deine Tochter langsam bemerken, dass es einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gibt und dein Leben wird wieder einfacher werden. Keine Angst, Babys bleiben nicht auf ewig so klein und anstrengend. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 01.07.2013