Liebe Biggi, meine Freundin hat am Montag ihr erstes Baby bekommen. Sie wollte eigentlich unbedingt stillen. Beim ersten Mal anlegen bekam sie Stillhütchen, da ihre Brustwarzen wohl zu klein sind. Die erste Nacht war wohl sehr anstrengend und die Kleine weinte viel. Meine Freundin rief die Schwestern und sagte, dass sie vermutet, dass sie hunger hat. Natürlich weiß man am Anfang noch gar nicht, ob es reicht, ob das Kind satt wird usw. Daraufhin bekam die Kleine eine Flasche. Nun soll meine Freundin erst anlegen, dann abpumpen und dann zufüttern. Aber warum wird zugefüttert? Man muss doch kontrollieren, ob es wirklich so ist, dass das Kind nicht satt wird, oder nicht? Und ich verstehe nicht, warum gleich auf eine Flasche umgestiegen wird, das verwirrt doch noch mehr. Nun hat die Maus die Flasche zügig geleert und natürlich auch super geschlafen. Für eine Neumama natürlich auch eine Bestätigung, dass es daran lag und sie anscheinend somit nicht stillen kann. Ich kann verstehen, dass man leicht aufgibt, wenn gerade am Anfang Probleme auftreten. Denn Stillen ist neu, kann anfangs anstrengend sein, man ist eh geschlaucht und müde, also wählt man den einfachen Weg. Und wenn man dann noch so dabei "unterstützt" wird... . Ihr Freund freut sich, weil er nun auch die Flasche geben kann. Warum ich schreibe: Ich hatte mir damals nie Gedanken gemacht, ich dachte mir, entweder es klappt oder nicht. Hätte ich Startschwierigkeiten, wie meine Freundin gehabt, hätte ich vermutlich auch das Handtuch geworfen. Man hat ja keine Erfahrung. Und alles was ungewohnt ist, lässt sich auch schnell über Bord werfen. Bei meinem Sohn und mir hat das Stillen allerdings sofort geklappt und die Stillberaterin aus dem KH kam ans Bett und sagte: Das wird ein Stillkind. Ich dachte: Was ist denn ein Stillkind?! Nun weiß ich es :). Mittlerweile ist er 16 Monate. Er wollte anfangs auch rund um die Uhr gestillt werden und ich war auch oft fertig und kaputt. Es gab immer mal wieder Zeiten, wo man dachte: Jetzt ist genug. Aber für mich überwiegten die Vorteile und es wurde von Monat zu Monat immer einfacher und schöner. Aus dem einfach nur "ernähren", ist eine so innige Beziehung entstanden, die glaube ich ohne Stillen nicht zustande gekommen wäre. Natürlich wäre es auch so eine tolle Beziehung, aber ich glaube, es wäre anders. Ich hätte ihn bestimmt schon früh mal in andere Hände gegeben, denn man hat dann ja auch schnell sein altes Leben wieder, wenn das Kind nicht so sehr auf die Mutter fixiert ist wg. Essen. Nach einer Geburt ist das alte Leben noch ganz nah und der Weg dorthin zurück also auch einfacher. Ich kann nur jetzt rückblickend sagen, dass ich richtig unglücklich wäre, wenn ich beim 2. Kind nicht stillen könnte. Das kann ich natürlich auch nur sagen, weil ich jetzt weiß, wie es ist. Wenn es damals nicht geklappt hätte, wäre ich nie in den Genuss gekommen, diese wundervolle und einmalige Beziehung zwischen Mutter und Kind zu erfahren. Und deshalb würde ich es meiner Freundin auch so gönnen. Sie weiß nicht, was sie verpasst, wenn sie nicht "dran" bleibt. Ich mochte damals auch keine klugen Ratschläge haben und deshalb halte ich mich da auch zurück. Dennoch habe ich gesagt, dass sie doch mal eine Stillberaterin kontaktieren soll. Aber jetzt, wo sie so müde und kaputt ist, stoße ich damit natürlich auf taube Ohren, denn sie sagt, dass die im Krankenhaus schon wissen, was richtig ist. Und das denke ich eben nicht. Ich frage meinen Automechaniker auch nicht nach den neuesten Frisurentrends. Und gerade beim Stillen spielt die persönliche Meinung der Schwestern / Hebammen bestimmt auch eine Rolle. Ich weiß, dass es ihre Entscheidung ist, aber ich würde es ihr so sehr wünschen und vielleicht hast du ein paar Tipps, dass ich sie ermutigen kann dies oder jenes zu tun ohne als nervige Freundin mit klugen Ratschlägen abgestempelt zu werden? Natürlich gibt es auch Frauen, die einfach nicht stillen wollen, das finde ich auch total okay. Aber ich höre so oft: Nein, wir konnten nicht stillen. Wenn aber angeblich 97 % aller Frauen stillen können und ich dann 10 Frauen im Bekanntenkreis habe, die nicht stillen konnten, dann finde ich, dass es wohl auch oft daran liegt, dass diese falsch beraten worden sind. Entschuldige bitte den langen Text. Aber ich habe sie halt gestern wieder besucht und nun fängt sie halt an die Vorteile des Zufütterns zu sehen, wenn das Kind nach der Flasche schläft - was ja auch verständlich ist, wenn man Schlafmangel hat. Aber dann ist der Weg zum Abstillen ja schon vorprogrammiert oder? Und das möchte sie eigentlich nicht! Sie kommt am Freitag nach Hause und bekommt eine Milchpumpe mit. Ich hoffe, dass ihre Nachsorgehebamme vielleicht noch ein wenig Mut machen kann. Diese ist allerdings sehr jung und hat keine Kinder - was nicht heißen soll, dass sie keine Ahnung hat. Liebe Grüße Dinsa
von dinsa am 14.03.2013, 14:21