Frage: Stillprobleme mit 5 Monaten

Hallo! Ich wende mich an dieses Forum mit der Hoffnung auf tips, die mir das stillen wieder erleichtern.... Unsere Tochter ist 5 1/2 Monate alt. Das Stillen klappte bis auf kleinere Startschwierigkeiten sehr gut. Inzwischen habe ich 2 Probleme, denke aber nicht, dass sie zusammenhängen. 1. Die rechte Brust scheint immer weniger Milch zu produzieren. Meine tochter trinkt kürzer daran und hört auch viel schneller zu schlucken auf. Wenn der Hunger groß ist, muss ich sie recht zügig an die linke Seite wechseln. Ansonsten wird nur geweint. (es bringt nichts, sie länger an der vermeintlich schlechten Seite nuckeln zu lassen da sie das meist ablehnt). Im Moment lege ich fast im zweistundentakt an (da sie erkältet ist), und ich beginne fast immer mit rechts, um die Produktion anzuregen. Ich sollte erwähnen, dass ich eigentlich immer nur eine Seite gestillt habe. Die Menge hat gereicht. Erst seitdem ich gemerkt habe dass rechts zu wenig kommt lege ich wieder beide Seiten an. Vor allem abends habe ich sogar das Gefühl, dass die Milch an der rechten Brust fast vollständig versiegt ist. 2. Versuchsweise begannen wir vor einiger Zeit (ca. vor 5 bis 6 wochen), ihr abends (nachdem sie das erste mal nach dem zu Bett gehen kommt, meist zwischen 22 und 23 Uhr) eine einzige Flasche pre ha zuzufüttern, da ich keine Kraft mehr hatte (sie kam nachts immer  im 2 bis 2 1/2 stundentakt). Ihre schlafphase nach dieser Flasche verlängerte sich auf bis zu 4 stunden (aber auch nicht immer, und im Moment sind wir wegen der Erkältung wieder auf 2 Stunden...). Seit ca. 2 oder 3 Wochen wird nun das Stillen zunehmend "unruhiger", sie lässt die Brustwarze ständig los, zerrt vorher daran (richtig schmerzhaft) in besonders schlechten Phasen nach fast jedem Schluck. Vereinzelt protestiert sie dabei auch (egal an welcher Brust sie trinkt). Sie ist während des Stillens auch generell sehr unruhig geworden. (egal in welcher Umgebung ich stille, auch wenn wir alleine sind und die Umgebung komplett ruhig ist) Im Moment erkläre ich mir das mit schlechter Nasenatmung, aber es war auch vorher schon schlimmer werdend... Mein Wunsch ist es unbedingt noch weiter zu stillen. Die nächtliche Flasche wäre schön, wenn wir Sie behalten könnten, (einfach wegen der etwas längeren Ruhepause für mich, die Flasche gibt nämlich auch öfter mein Mann...), eine Steigerung möchte ich aber nicht. Nebeninfo: Ich möchte in ca. 1 Woche langsam mit Beikost starten. Ach ja, sie wiegt 7,4 kg und ist ca. 65 cm lang. Wie viel sie in den letzten Wochen zugenommen hat, kann ich nicht sagen, aber am 16.7. beim Arzt wog sie 6230 g, das heißt, eine Gewichtszunahme von über einem kilo seither, das klingt doch eigentlich gut, oder? Ich freue mich auf Ihre Antwort und sende freundliche Grüße. Nick

von Nick75 am 03.09.2012, 12:44



Antwort auf: Stillprobleme mit 5 Monaten

Liebe Nick, fast bei jeder Frau gibt es mehr oder wenige deutlich ausgeprägte Unterschiede zwischen beiden Brüsten. Es gibt z.B. Frauen, die auf einer Seite eine Hohlwarze und auf der anderen Seite eine normal ausgebildete Brustwarze haben. Und beinahe jede Frau bemerkt, dass eine Brust besser "läuft" als die andere. Die meisten Babys haben eine "Lieblingsbrust". Das ist gar nicht ungewöhnlich. Normalerweise besteht kein Grund zur Sorge wegen dieser Unterschiede, sie sind ebenso normal, wie die Tatsache, dass es Menschen gibt, die Rechtshänder sind und andere, die die linke Hand bevorzugen. Das ist im Allgemeinen kein großes Problem, denn es ist durchaus möglich ein Baby mit nur einer Brust zu ernähren. Es dauert allerdings einige Zeit, bis sich die erforderliche Milchmenge durch häufigeres Anlegen an der bevorzugten Seite eingependelt hat vielfach sind beim einseitigen Stillen zumindest anfangs die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten auch kürzer. Der in diesem Fall entstehende Größenunterschied zwischen den beiden Brüsten gleicht sich nach dem Abstillen wieder aus. Ich befürchte, dass Ihr Baby an der Brust so irritiert reagiert, weil es saugverwirrt ist. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Wenn Sie nachts zufüttern möchten, sollten Sie eine alternative Fütterungsmethode wählen. Die Becherfütterung ist eine gute Alternative zur Flasche. Mit der richtigen Technik ist das Bechern nicht aufwändiger als Flasche zu geben. Ihre Kleine wird ein paar Anläufe brauchen (und ihr auch) bis sie den Dreh raus hat, wie sie die Milch aus dem Becherchen bekommt. Vielleicht hilft Ihnen dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Man kippt den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achten Sie darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setzen Sie immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Man kann aber natürlich auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babyflaschen) verwenden! Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig helfen, sollten Sie noch Fragen haben, bin ich gerne für Sie da. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 03.09.2012



Antwort auf: Stillprobleme mit 5 Monaten

Hallo Biggi, Vielen dank für die schnelle und ausführliche Antwort! Zwei nachfragen habe ich noch: 1) dass es eine Lieblingsbrust gibt, klingt logisch, aber ist es auch normal, dass die andere Brust mehr oder weniger versiegt, auch, wenn dort genau so häufig angelegt wird? Das finde ich komisch... 2) über saugverwirrung hatte ich auch nachgedacht, dazu sind mir jetzt aber noch zwei Dinge eingefallen: ist dies wirklich wahrscheinlich, wenn doch wirklich ALLE Mahlzeiten bis auf eine (und die im Halbschlaf) in 24 Stunden an der Brust erfolgen? Und was mir noch auffällt, ist, dass das Stillen nachts, wenn sie im Halbschlaf ist, viel besser funktioniert als tagsüber. trotzdem saugverwirrung??? Zu dem thema noch eine frage: wenn ich im Rahmen der Beikost auch wasser anbieten werde (also erst in einigen Wochen), in welchem Gefäß sollte das erfolgen? Ich habe einen sogenannten trinklernbecher geschenkt bekommen, ist so etwas geeignet? Vielen dank und liebe Grüße, Nick

von Nick75 am 03.09.2012, 20:54



Antwort auf: Stillprobleme mit 5 Monaten

Liebe Nick, wenn ein Baby eine Lieblingsseite hat, ist es oft so, dass es an der ungeliebten Seite einfach nicht so kräftig saugt und mehr nuckelt, manchmal wird auch unbewusst doch eher an der „besseren Seite“ angelegt. GERADE weil das Kind im Halbschlaf gut trinkt, deutet dies auf eine Saugverwirrung hin. Eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. Lassen Sie die Flasche mal weg, ich bin gespannt, ob es dann besser klappt. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 03.09.2012



Antwort auf: Stillprobleme mit 5 Monaten

Hallo, Hab ich heute Nacht schon gemacht, ich berichte wie es sich entwickelt. Vielen Dank für die super schnellen Antworten! Nick

von Nick75 am 04.09.2012, 10:00



Antwort auf: Stillprobleme mit 5 Monaten

:-))) gerne Biggi

von Biggi Welter am 04.09.2012