Mein Sohn ist jetzt 9 Monate alt und hat schon vier Zähne. Ich stille eigentlich nur noch nachts und morgens. Mittlerweile sind die oberen Zähne aber so lang, dass das Stillen nur noch weh tut und die Brustwarzen schon ganz kaputt sind. Was kann ich machen?
Soll ich abstillen? Mein Sohn nimmt keine Flasche und sonst trinkt er auch nicht so sonderlich viel.
Viele Grüße
Mitglied inaktiv - 07.04.2009, 08:58
Antwort auf:
Stillen und Zähne
Liebe hippo75,
eine wunde oder zerbissene Brustwarze kann höllisch weh tun und es ist kein Wunder, wenn Du dich vor dem nächsten Stillen schon fürchtest und verkrampfst.
Du musst jetzt an zwei Fronten arbeiten. Erstens muss dein Sohn lernen, dass er dich nicht beißen darf und zweitens muss Du den Heilungsprozess deiner Brust unterstützen.
Ich gebe dir jetzt ein paar Tipps, die sich bei bissigen Kindern bewährt haben. Einige davon wirst Du vielleicht schon kennen und einige sind vielleicht in eurer Situation nicht praktikabel, das musst Du einfach ausprobieren.
das Baby ohne großes Aufheben von der Brust nehmen, damit es nicht versucht ist zu probieren, ob es die Mutter nochmals zusammenzucken lassen kann.
- etwas Angemessenes zum Beißen anbieten. Sobald es zu einem Biss oder einem Beinahe-Biss kommt, bietest Du dem Baby einen Beißring oder ein Spielzeug an, damit es weiß, wo es seine Zähne einsetzen darf.
- das Baby schnell auf den Boden legen. Einige Mütter wollen auf das Beißen strenger reagieren. Nach ein paar Schrecksekunden für das Baby, die dem Ablegen folgen, sollte es beruhigt werden und die Rückmeldung bekommen, dass Beißen unangenehme Folgen hat.
- einen Finger in die Nähe des Mundes des Babys legen, um den Saugschluss schnell zu unterbrechen, wenn es seinen Kopf dreht. Manche Babys lieben es, die Brustwarze nicht loszulassen, wenn sie abgelenkt werden und ihren Kopf drehen. Dies kann verhindert werden, wenn die Mutter einen Finger bereit hält, um den Saugschluss zu unterbrechen. Es wird nicht lange dauern, bis das Baby gelernt hat, dass sich wegdrehen bedeutet, die Brustwarze zu verlieren.
- mit dem Baby reden und ihm erklären, dass Du das Beißen nicht lustig findest (klingt vielleicht noch verfrüht bei einem Baby, aber es funktioniert vielfach tatsächlich).
Möglicherweise kannst Du deinem Sohn bereits vor dem Anlegen einen gekühlten Beißring anbieten, damit sich sein durch das Zahnen empfindlicher Gaumen beruhigt.
Zusätzlich kannst Du den Hinweisen für die Behandlung wunder Brustwarzen folgen:
o Du kannst vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen bevor Du das Baby an die Brust anlegst.
Beginne das Stillen an der weniger wunden Seite (falls es eine gibt) bis der Milchspendereflex einsetzt und wechsele dann vorsichtig zu der schlimmer betroffenen Seite überwechseln. Beim Seitenwechsel sollte sorgfältig auf eine gute Stillhaltung und korrektes Anlegen geachtet werden;
o nach dem Stillen kannst Du etwas Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet);
o Du kannst Lansinoh© für stillende Mütter oder Purelan (gibt es in der Apotheke) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten. Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind (Spangler und Hildebrandt 1993);
o sind Deine Brustwarzen so wund, dass Du den Druck durch Kleidung oder den Büstenhalter nicht ertragen kannst und es Dir Schmerzen bereitet, wenn Du dein Baby hältst, kannst Du nach dem Stillen Lansinoh auftragen und anschließend Brustwarzenschoner (nicht zu verwechseln mit Stillhütchen!) mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation in deinem Büstenhalter tragen, um deine Brustwarzen zu schützen. Den gleichen Zweck wie Brustwarzenschoner können Plastikteesiebe erfüllen, bei denen die Griffe entfernt wurden; Brustwarzenschoner sind in der Apotheke oder auch bei La Leche Liga (auch bei uns) erhältlich.
Wechsele immer wieder die Stillhaltung, damit nicht immer wieder die gleiche Stelle beansprucht wird. Wenn das Stillen zu schmerzhaft ist, dann streiche an dieser Seite vorsichtig aus und gib die Milch auf andere Weise (z.B. mit dem Becher). Es ist nicht schlimm, wenn sich die Milchproduktion in der "heilen" Seite erhöht und auf der anderen Seite abnimmt. Sobald deine Brustwarze wieder verheilt ist, kannst Du das durch entsprechendes Anlegeverhalten wieder einregeln.
Natürlich kannst Du auch abstillen.
Viele Stillkinder verweigern die Flasche und zwar erstens, weil sie mit dem ungewohnten
Gefühl des künstlichen Saugers nichts anfangen können und zweitens weil sie nicht wissen, wie
sie aus einer Flasche trinken müssen, denn die Technik zwischen Sauger und Brust
unterscheidet sich ganz erheblich.
Ein Baby muss erst lernen, was sie mit dem Sauger tun soll und mit welcher Technik es aus der
Flasche trinken muss. Dazu kommt, dass es sich denkt "Was soll ich denn damit? Ich kann doch
die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in
den Mund gesteckt". Daher funktioniert es oft besser, wenn nicht die Mutter die Flasche
gibt, sondern der Vater, die Oma, ein Babysitter usw.
Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder
hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren.
Du kannst versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken mag. Viele
Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen
Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man
auch löffeln.
Manchmal hilft es auch, dem Baby den Sauger nicht in den Mund zu stecken, sondern so wie
beim Stillen durch Berührung mit der Brustwarze der Suchreflex ausgelöst wird, mit dem
Sauger die Unterlippe des Babys zu berühren und zu warten, bis es den Sauger selbst nimmt. Es
kann auch helfen, den Sauger mit Hilfe von warmem Wasser auf Körpertemperatur zu bringen.
Weitere Tipps sind:
o das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln
o den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem
zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen
o verschiedene Saugerformen und Lochgrößen ausprobieren
o verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen
o versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern
o geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher,
Löffel)
Geduld dürfte das Wichtigste sein.
Ich hoffe, dir erst mal weitergeholfen zu haben.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 07.04.2009