Stillen und Umgewöhnung an Familientisch

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillen und Umgewöhnung an Familientisch

Meine Tochter ist 1 Jahr alt geworden, noch stille ich den ganzen Tag über und auch nachts. Wir kommen auf 8-10x, muss aber dazu sagen, dass sie oft auch nur kurz trinkt, ich denke aus Durst wegen der Hitze derzeit. Beikost nimmt sie nicht viel, nur der Abendbrei läuft gut. Feste Kost ist noch ganz schwierig, bis auf paar Brocken Brot (die sie derzeit auch verschmäht) ab und an ein Maisflip und selten Gemüsestückchen isst sie noch nicht wirklich "wie die Großen". Der Mittagsbrei ist ganz schwierig bei ihr, gerademal paar Löffelchen und gut ist....Jetzt soll sie sich ja eigentlich schon an Familienkost gewöhnen und der Kinderarzt meinte, das Stillen würde jetzt nichts mehr bringen (ich soll also am besten abstillen, so war wohl sein Subtext) Ich stille gerne, habe jetzt nur Bedenken, dass sie vom Stillen ev. zu satt wird und deshalb nicht richtig isst. Aber gleichzeitig beruhigt mich, dass sie noch Milch trinkt, sonst würde ich glaub ich am Rad drehen, bei den Spatzenportionen....auch was die Trinkversorgung angeht, ist es mir noch recht, dass sie stillt. Wasser geht noch viel daneben, wenn sie aus dem Becher trinkt. Wir stillen auch noch vor und nach den Breimahlzeiten, danach aber meist nur noch ein bis ein paar Schlückchen. Davor ungefähr eine Stunde. Kann ich unsere Stillbeziehung erst mal so lassen, bis sie von alleine mehr essen will? Ich mache den Abendbrei noch mit Mumi, kann ich das auch so lassen? Soll ich den Abstand zu den Breimahlzeiten und dem Stillen vergrößern oder passt die Stunde? Würde halt schwierig, wenn sie Durst hat und wirklich nach der Brust verlangt...ist meist so um die Zeit vorm Mittagessen, da wir da vom Spazierenfahren kommen und sie aufwacht (Schläft im Kiwagen) Sie hat übrigends in den letzten 4 Wochen geringfügig abgenommen (100gr) Kinderarzt meinte aber, das sei ohne Bedeutung und normale Schwankung. Sonst ist sie fit und munter und sieht gut aus. Danke schonmal!

von Rosenstock am 20.07.2021, 03:00



Antwort auf: Stillen und Umgewöhnung an Familientisch

Liebe Rosenstock, bitte lass zunächst die Zink- und Eisenwerte kontrollieren, denn es kann gut sein, dass dein Baby einen Mangel hat und deshalb so appetitlos ist. In diesem Alter sollte nachgeschaut werden, wenn ein Kind die Beikost so ablehnt. Beides kann die Ursache für ein schlecht essendes Kind sein. Wichtig ist irgendwann nach dem ersten Geburtstag wirklich, dass die Ursache für die Essensverweigerung gefunden wird und nicht, dass mit dem Kind eine Gewaltkur inklusive plötzlichen (und traumatischem) Abstillen veranstaltet wird. Gleichzeitig solltest Du weiterhin versuchen, deinem Kind feste Nahrung anzubieten. Setze auf den Nachahmungstrieb des Kindes und biete ihm an, was auch ihr esst (natürlich nur, wenn es sich um etwas babygeeignetes handelt). Stillkinder sind durch die immer wieder auftretenden Geschmacksveränderungen der Muttermilch (je nach dem was die Mutter isst, schmeckt die Milch unterschiedlich) an den Speiseplan der Mutter gewöhnt und lehnen andere Nahrung dann oft ab. Wenn Du zum Beispiel nie gekochte Karotten isst, dann kennt dein Kind diesen Geschmack nicht über die Muttermilch und wird sie höchst wahrscheinlich auch vom Löffel ablehnen. Ich würde erst einmal die Werte abklären lassen und weiterhin geduldig Beikost anbieten, denn bei einem Machtkampf sind wir Mütter schnell die Verlierer. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 20.07.2021



Antwort auf: Stillen und Umgewöhnung an Familientisch

Hallo, vorweg: Ich wollte Abstillen, und bei uns hat folgendes "Vorgehen" gut funktioniert: Wenn unser Sohn Hunger hatte, hat er einen Brei bekommen, unabhängig von unseren Essenszeiten (das gemeinsame Essen kam erst etwas später). Nach der Mahlzeit habe ich dann gestillt, wenn er wollte, was sich aber innerhalb weniger Tage auf null reduziert hatte (aber wie gesagt, ich wollte ja auch Abstillen). Wenn Du weiter stillen willst und es Deiner Tochter gut geht, passt es doch für euch. Wenn Du einzelne Mahlzeiten ersetzen willst, weil Du Dir Sorgen um die Versorgung Deiner Tochter machst, lässt sich das aber auch gut mit sonstigem Stillen verbinden, die Brust gewöhnt sich daran, eine Mahlzeit quasi zu überspringen. Guck, was zu euch passt, das ist doch am Wichtigsten. Viele Grüße

von Mamamaike am 20.07.2021, 07:07