Stillen und Beikost wie wann und was

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillen und Beikost wie wann und was

Hallo, Ich habe gleich eine ganze Haufen an Fragen und hoffe, dass Sie mir helfen können. Ich habe meinen Sohn (jetzt 8 Monate) insgesamt 6 1/2 Monate voll gestillt, anfangs haben wir uns sehr schwer getan nach wunden Brustwarzen, diversen Milchstaus und vielen Tränen auf beiden Seiten haben wir es geschafft und sogar nachher das Stillhütchen weggekämpft. Dementsprechend ist mir das stillen sehr wichtig. Nach 6 1/2 Monaten habe ich mittags mit Brei angefangen. Seit 2 Wochen bekommt er abends auch Brei. Mal hat er einen Hafer-Obst-Brei bekommen, mal einen Milchbrei (Haferflocken mit HA Nahrung zubereitet). Da ich aber wirklich gerne stille und dies auch gerne weiter tun möchte, finde ich es blöd von Muttermilch auf HA Milch umzusteigen. Doch um für die komplette Mahlzeit Muttermilch abzupumpen reicht die Milch nicht. Oder soll ich versuchen die Milchmenge wieder zu steigern? Muss mein Sohn denn Abends Milchbrei bekommen? Er wird morgends, nachmittags und nachts noch gestillt. Reicht das als milchmahlzeit? Oder kann ich die Getreideflocken einfach mit Wasser anrühren. Ab wann braucht mein Sohn keine Milchmahlzeit mehr? Und wie würde ich dann weiter vorgehen? Ist es möglich mein Kind ab einem Jahr ausschließlich Nachts zu stillen? Ich finde diesen Beikost-Dschungel so undurchsichtig und weiß nicht wie ich vorgehen soll. Ich muss noch dazu sagen, dass mein Mann Asthma und Schuppenflechte und ich Neurodermitis habe. Seit dem Beikoststart hat mein Sohn auch immer wieder schuppige bzw. raue Stellen im Gesicht. Ich weiß das ich ihn vor den Erkrankungen nicht schützen kann, mir wäre es aber wichtig alles zu versuchen. Aus diesem Grund traue ich mich auch nicht auf Kuhmilch umzusteigen. Dann würde mich noch interessieren wie ich meinem Kind behilflich sein könnte länger an einem Stück zu schlafen, er wird leider sehr oft wach, will beruhigt werden und meist schläft er dann weiter, wenn nicht gebe ich ihm die Brust meine Kinderärztin meinte, dass er Nachts nicht mehr trinken müsste, sondern dies nur Gewohnheit wäre. Tut mir leid das der Text nun so lang geworden ist. Ich hoffe Sie können mir helfen mich in diesem Dschungel zurecht zu finden. Vielen Dank. Fenchel

von Fenchel am 01.01.2013, 23:35



Antwort auf: Stillen und Beikost wie wann und was

Liebe Fenchel, man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Generell wird empfohlen, dass mit Kuhmilch und Kuhmilchprodukten gewartet wird, bis das Kind ein Jahr alt ist, es gibt aber auch Meinungen, die sagen, dass es ab zehn Monaten schon kein Problem sei, Milchprodukte einzuführen. Ab dem ersten Geburtstag kann der Milchbrei mit Vollmilch zubereitet werden, die dann auch nicht mehr verdünnt werden muss. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 02.01.2013



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