Stillen trotz Brustvergrößerung möglich?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillen trotz Brustvergrößerung möglich?

Hallo! Ich habe bereits 2 Kinder, die ich problemlos jeweils fast knapp 2 Jahre gestillt habe. Danach habe ich meine Brüste vergrößern lassen, das Implantat liegt unter dem Brustmuskel und der Zugang erfolgte über den Brustwarzenhof, unsere Kinderplanung war abgeschlossen. Nun bin ich, knapp 3,5 Jahre nach dem Eingriff, wieder schwanger, und habe große Angst, dieses Mal nicht stillen zu können. Ich habe bislang im Internet gelesen (und das war auch die Info zum Eingriffszeitpunkt), dass durch den Eingriff über den Brustwarzenhof Nerven und Milchgänge beschädigt werden können und man deswegen nicht oder nur ganz eingeschränkt stillen kann. Anderslautende Erfahrungsberichte habe ich nur von Frauen gelesen, die den Eingriff über die Achselhöhle/Brustumschlagfalte haben vornehmen lassen. Wie sind denn ihre Erfahrungen? Können sich Milchgänge/Nerven ggfs. zurückbilden? Danke!

von Larifarie am 14.11.2020, 10:51



Antwort auf: Stillen trotz Brustvergrößerung möglich?

Liebe Larifarie, Stillen nach einer Brustvergrößerung ist normalerweise kein Problem, da die Implantate meist so eingesetzt werden, dass die Stillfähigkeit erhalten bleibt. In „Laktation und Stillen" Heft 03-02 gibt es einen Artikel „Stillen nach Brustoperationen" von Denise Both, IBCLC, in dem auch Bezug auf Brustvergrößerungen genommen wird: „Stillen nach Brustvergrößerung Brustvergrößerungen sind inzwischen sehr verbreitet. Dabei werden üblicherweise Implantate durch einen Einschnitt unter die Oberfläche der Brust eingesetzt. Verlaufen die Einschnitte in der Unterbrustfalte oder nahe der Achselhöhle, ist anzunehmen, dass das Implantat hinter den Milchgängen eingesetzt wurde und diese sowie die größeren Nerven somit unverletzt blieben. Die Stillfähigkeit dürfte in diesem Fall nicht beeinträchtigt sein. Als Reaktion auf die Brustvergrößerung bilden sich jedoch Narben in der Brust, die unter Umständen zu Schmerzen und Unannehmlichkeiten beim Stillen führen können. Handelt es sich um ein bewegliches Implantat, ist es wichtig, mit der Frau das korrekte Anlegen sorgfältig zu besprechen und mehrfach eine Stillmahlzeit zu beobachten, da die Mamille bei einem beweglichen Implantat immer problemlos richtig zu positionieren ist. Lange Zeit wurde Frauen mit Silkonimplantaten vom Stillen abgeraten, da der Verdacht bestand, dass Silikon in die Muttermilch übertreten und zu gesundheitlichen Problemen beim Kind führen könne. Inzwischen wird der Verdacht, dass die Muttermilch nach einer Brustvergrößerung einen erhöhten Schadstoffgehalt oder Silikongehalt haben könnte nicht mehr aufrechterhalten. Silikonimplantate werden als mit dem Stillen verträglich angesehen. Nach einer Brustvergrößerung fürchten manche Frauen, dass das Stillen das kosmetische Ergebnis der Operation beeinträchtigen könne. Diese Frauen sollten wissen, dass die Veränderungen der Brust in erster Linie der Schwangerschaft anzulasten sind und nicht der Stillzeit. Nach dem Abstillen bildet sich das Drüsengewebe wieder zurück und wird durch Fettgewebe ersetzt. In den meisten Fällen erreicht die Brust einige Zeit nach dem Abstillen wieder ihr normales Aussehen, so dass langfristig das kosmetische Ergebnis der Brustvergrößerung nicht beeinträchtigt wird. Die Rückbildung kann bis zu drei Jahren dauern. Wurde die Brustvergrößerung einseitig als Ausgleich für einen massiven Größenunterschied zwischen beiden Brüsten vorgenommen, kann es sein, dass die operierte Brust nicht in der Lage ist, die gleiche Milchmenge zu bilden wie die nicht betroffene Brust, da der Größenunterschied vor der Operation auf fehlendem Milchdrüsengewebe beruhen kann. In aller Regel wird die Frau ihr Kind dennoch voll stillen können, da die nicht betroffene Brust die Milchmenge ausgleichen wird." Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 14.11.2020