Frage: Stillen trotz Arbeit

Liebe Frau Welter, ich muß bald wegen meines Studiums tagsüber arbeiten. Mein Sohn ist 2Monate und wird voll gestillt. Nachdem er nachts durchschläft holt er sich durch 2-3 Mahlzeiten am vormittag sein "Soll". Deshalb habe ich bedenken alleine durch Abpumpen die Zeit in der ich arbeiten gehe zu überbrücken. Mittags kann ich zum stillen nach Hause, aber zwischen 8 und 12.30 Uhr muß ich sicher sein, daß er zufrieden ist; und zufüttern durch künstliche Milchprodukte wie Milumil widerstreben mir. Nun die Frage: gibt es natürliche Nahrung die ein Säugling in dem Alter bekommen kann?? Ich dachte an Schmelzflocken oder Reissschleim oder ähnliches. Vielen Dank für die Antworten Gruß Melanie

Mitglied inaktiv - 17.08.2001, 08:04



Antwort auf: Stillen trotz Arbeit

Liebe Melanie, stillen und arbeiten schließen sich gegenseitig nicht aus. Selbst vollzeitarbeitende Mütter, die außer Haus arbeiten können ihr Baby ausschließlich mit Muttermilch ernähren und stillen, wenn sie mit dem Baby zusammen sind. Hier im Forum gab es lange Zeit eine vollzeitarbeitende Mutter, die ihre Tochter insgesamt 14 Monate gestillt hat (Hallo DorisL, liest Du mit, dann kannst Du Melanie sicher ein paar gute Tipps aus deiner Sicht geben). Auch Außentermine und eintägige Dienstreisen lassen sich überbrücken. Wenn Sie es also möchten, dann können Sie Ihr Kind so lange stillen wie ihr beide wollt und es während Ihrer Abwesenheit entweder mit Ihrer abgepumpten Milch oder mit künstlicher Säuglingsnahrung füttern lassen. Ob Sie eine normale Pre-Nahrung oder eine HA-Nahrung nehmen sollten, wenn Sie sich für künstliche Säuglingsnahrung entscheiden, besprechen Sie am besten mit Ihrem Kinderarzt. Für Schmelzflocken ist Ihr Baby noch zu jung. Inzwischen wird ziemlich einstimmig von allen Seiten für eine ausschließliche Milchernährung (entweder Muttermilch oder künstliche Säuglingsnahrung) während der ersten sechs Monate geraten. Der Organismus eines Babys ist in dieser Zeit noch nicht auf andere Nahrung eingestellt und die zu frühe Einführung der Beikost kann den Darm und die Nieren des Babys überlasten. Ein weiterer Punkt ist, dass eine zu frühe Einführung von anderer Nahrung das Allergierisiko erhöht. Artfremdes Eiweiß kann vor allem in den ersten Monaten die noch nicht ausgereifte Darmschleimhaut passieren und so in den Blutkreislauf gelangen. Der Körper sieht dieses Eiweiß als Fremdstoff an und kann eine allergische Reaktion auslösen. Wenn Sie gerne abpumpen möchten, gebe ich Ihnen gerne Tipps dazu! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 17.08.2001



Antwort auf: Stillen trotz Arbeit

HAllo Melanie Seit mein Mutterschutz beendet ist gehe ich wieder täglich 8 Stunden arbeiten und stille immer noch voll. Meine Tochter ist nun 4 Monate alt und es funktioniert super. Wärend der Arbeit pumpe ich 3 mal ab, das reicht genau für die Zeit die ich tagsüber nicht zuhause bin. Künstliche Milch zufüttern mußte ich bis jetzt nicht. Wenn du abpumpen möchtest rate ich dir eine gute Pumpe zu kaufen oder zu mieten, auch wenn sie teuer ist, aber die Investition lohnt sich, du tust dir selbst nur Gutes damit. Viele Grüße Heidi

Mitglied inaktiv - 17.08.2001, 13:35



Antwort auf: Stillen trotz Arbeit

Vielen Dank für die schnelle Antwort!! Ich hätte gerne nähere Informationen zum Abpumpen bzw. praktische Tips, denn wie soll ich mit einer elektrischen Pumpe in fremder Umgebung "diskret" meine Milch abpumpen und vor allem lagern und transportieren?? Außerdem kann ich ja nicht alle zwei Stunden für ewige Zeit aufs Klo rennen!! Vielleicht bin ich etwas ängstlich, aber es wäre nett noch einige Tips zu bekommen, was die Praxis anbelangt. Muß ich eigentlich vorher üben und wenn ja wie mache ich das ohne durch zusätzliches Abpumpen einen Milchüberschuß zu bekommen? Danke für alle Antworten Melanie

Mitglied inaktiv - 17.08.2001, 21:12



Antwort auf: Stillen trotz Arbeit

Liebe Melanie, die Wahl der Milchpumpe ist von großer Bedeutung. Eine elektrische Pumpe ist meist effektiver. Mehrere Zubehörsätze für eine elektrische Pumpe (die besten sind von Medela oder Ameda) kannst Du dir auf Rezept in der Apotheke ausleihen. Lass dir unbedingt ein Rezept mit Zubehör ausstellen, sonst musst Du die Zusatzteile selbst zahlen. Sie verkürzen auch die Zeit, die für das Sterilisieren der Ausrüstung benötigt wird. Manche Frauen haben gute Erfahrungen mit einem Doppelpumpset gemacht, mit dem sie beide Brüste gleichzeitig abpumpen können (Zeitersparnis und erhöhte Milchbildung). Die Pumpen sind in recht handlichen Koffern verpackt, Du kannst sie also auch mit zur Uni nehmen. Es ist auch wichtig, beim Pumpen realistische Erwartungen zu haben. Einige Mütter schaffen bei ihren ersten Versuchen nur einige Tropfen, andere mehr als 30 ml, obwohl das eher selten ist! Pumpen ist wie Handausstreichen eine Technik, die frau erst lernen muss, mit der Übung wird es effektiver. Es ist wichtig, "die Milch loszulassen", das ist eher ein psychologisches als ein physisches Problem. Vielleicht hilft es dir, die ersten Versuche auch als solche zu sehen und es als Bonus zu empfinden, wenn tatsächlich etwas Milch (einige Tropfen sind normal!) kommt!? Die Menge, die eine Mutter abgepumpt bekommt bei einer Sitzung, hängt von vielen Faktoren ab: * ob sie in der Lage ist, ihren Let Down (Milchflussreflex) zu stimulieren * wie lange die letzte Sitzung her ist * wie geübt sie im Abpumpen ist * wie bequem sie es sich macht während des Abpumpens * von der Tageszeit * vom Milchangebot * von evtl. Stress Zusätzliche Flüssigkeit zu trinken hat keinen Einfluss auf das Milchangebot "Trinken nach Durst" ist das richtige. Das Abpumpen wird jeweils etwa so lange dauern wie eine normale Stillmahlzeit des Babys. Keine Abpumpmethode wird die Brust ähnlich effektiv leeren wie das Baby. Der Schlüssel zum Erfolg: den Let Down stimulieren! * bequeme angenehme Atmosphäre * Störungen ausschließen * Festlegen eines Abpump- Rituals: 1.) Wärme an die Brust (feucht oder trocken), Wärmflasche, warm duschen o.Ä. 2.) eine warme Decke um die Schultern oder in der Nähe einer Wärmequelle sitzen 3.) sanfte Massage der Brust 4.) Stimulierung der Brustwarzen, durch sanftes Reiben oder Rollen 5.) Entspannen für 5 Min (z.B. Atemtechnik zur Geburt) 6.) Sich ganz auf das Baby fokussieren! (Photo, Kleidung m. Geruch) Es gibt noch ein Infoblatt der LLL, die "Marmet Technik", dort wird das Ausstreichen mit der Hand genau beschrieben. Gerne schicke ich es dir zu. Nach Möglichkeit solltest Du keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Mengen zwischen 30 und 50 ml zwei oder drei Mal täglich ergeben recht rasch einen stattlichen Vorrat. Muttermilch, die über einen Zeitraum von 24 Stunden abgepumpt wird, kann gesammelt und dann zusammen eingefroren werden, vorausgesetzt die einzelnen Portionen wurden bei Temperaturen zwischen 0 und 15 °C aufbewahrt. Du musst auch keine Sorge haben, dass Du deinem Kind durch das Pumpen etwas wegnimmst. Deine Brust wird entsprechend mehr Milch bilden. Was das Abpumpen betrifft, ist eine Toilette sicher nicht der optimale Raum zum Abpumpen. Aber in so gut wie jeder Firma gibt es Büroräume oder aber einen Sanitäts- und Ruheraum, die sich zum Abpumpen nutzen lassen. Es gibt auch noch die Möglichkeit im Auto abzupumpen (es gibt sogar elektrische Pumpen, die am Zigarettenanzünder angeschlossen werden können). Es ist sehr gut möglich, Stillen und Arbeiten oder Studium miteinander zu verbinden. Die Ausgabe 2/2000 (März) des „buLLLetin - die andere Elternzeitschrift für den Still- und Erziehungsalltag" (die deutschsprachige Zeitschrift der La Leche Liga) beschäftigt sich unter dem Titel „Beruf und Berufung" mit dem Thema Stillen und Berufstätigkeit. Neben praktischen Tipps (Abpumpen, Aufbewahren von Muttermilch usw.) findest Du in diesem Heft auch Erfahrungsberichte. Vielleicht ist der Inhalt dieses Heftes auch interessant für dich. Das buLLLetin kann sowohl im Abonnement (unter der Adresse Fotorotar, Administration buLLLetin, Gewerbestraße 18, CH8132 Egg (ZH)) als auch als Einzelheft (buLLLetin Versand, Simone Kamer, Neumattstraße 20, CH3053 Münchenbuchsee oder auch beim LLL-online-shop oder hier im Still-Shop) bezogen werden. Solltest Du noch Fragen haben, bin auch ich gerne für dich da! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 17.08.2001



Antwort auf: Stillen trotz Arbeit

Hallo Melanie, ich habe 10 Wochen nach der Geburt meiner Kleinen wieder zu arbeiten begonnen und "stille" ich sie immer noch voll (sie wird nächste Woche 6 Monate alt), indem ich bei der Arbeit abpumpe. Wenn Du einen Platz dafür hast, die Gelegenheit, die Milch kühl aufzubewahren und die nötige Ruhe zum Abpumpen würde ich es auf alle Fälle versuchen. Vielleicht gelingt es Dir ja zumindest, einen Teil der für den Vormittag erforderlichen Nahrung abzupumpen. Ich wünsche Dir alles Gute! Viele Grüße, Andrea

Mitglied inaktiv - 17.08.2001, 22:57



Antwort auf: Stillen trotz Arbeit

Hallo Melanie, ich habe mein Baby 14 Monate gestillt trotz vollzeitjob mit einer täglichen Abwesenheit von mindestens 10 Stunden am Tag. Ich fahr heute abend in Urlaub für eine Woche, aber danach kannst du mich gerne anmailen wenn du Fragen hast oder ein paar Tipps brauchst. Meine Email Adresse lautet: DorisMarkus@yahoo.de Liebe Grüße, DorisL

Mitglied inaktiv - 18.08.2001, 14:10