Stillen nachts

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Stillen nachts

Hallo! Mein Sohn ist jetzt fast 27 Wochen alt und ich habe letzte Woche mit der Einführung von Beikost Mittags begonnen.Heute hat er nun das 190g Gläschen geschafft und ich stille nun seit heute nicht mehr. Habe in der letzten Woche die Stilldauer immer um 2 Minuten jeder Seite reduziert. Nach 4 Std "lief ich aus" so prall war die Brust. Wie lange dauert es bis sich die Brust an den Wegfall der Milch am Mittag gewöhnt? Nächsten Monat möchte ich dann mit Milchbrei die Abendmahlzeit angehen und möchte nach demselben Prinzip vorgehen. (Reduzierung der Stilldauer nach Milchbrei). Bis jetzt war es so das ich meinen Kleinen nochmals ca 22:30 Uhr geweckt habe er hat dann an jeder Seite ca. 10 min getrunken- ist auch manchmal eingeschlafen. Und dann kam er meistens erst morgens 5 Uhr. Nun meine Frage. Wie soll ich mich nun verhalten wenn ich den Milchbrei geb. Soll ich ihn dann nicht mehr wecken sondern abwarten wann er das nächste mal Hunger hat? Was mach ich wenn er länger schläft und meine Brust hart wird? (Ich meine er soll ja auch das durchschlafen lernen) Ich habe nämlich keine Lust auf einen Milchstau. und weiß nicht wie ich meiner Brust das beibringen soll das sie dann nachts weniger bzw. irgendwann gar nichts mehr produzieren soll. Vielen Dank für Ihre Hilfe! Liebe Grüße

Mitglied inaktiv - 24.07.2008, 20:41



Antwort auf: Stillen nachts

Liebe Zaunprinzessin, es sollte gar nicht das Ziel sein, eine Stillmahlzeit baldmöglichst komplett durch eine Beikostmahlzeit zu ersetzen, auch wenn es so in vielen Ratgebern steht und von Ärzten empfohlen wird (diese Ratgeber werden oft finanziert von Firmen, denen daran gelegen ist, dass Mütter möglichst schnell abstillen und ihre Produkte kaufen!). Die Beikost soll im 2. Lebenshalbjahr die Muttermilch ergänzen und nicht ersetzen, deshalb heißt es ja auch BEI-Kost und nicht ANSTATT-Kost. Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Wenn du dir im Gegensatz dazu vor Augen führst, dass der Magen im Prinzip so groß ist wie die geschlossene Faust deines Babys, dann wird schnell klar, warum so viele Kinder diese Mengen gar nicht freiwillig essen. Und warum wir als Mütter schon in so frühem Alter unseren Kindern Essstörungen anerziehen, wenn wir meinen, sie MÜSSEN diese Mengen essen, auch wenn es dazu Überredung und Tricks braucht. Die Brust ist ein eher träges Organ und braucht eine Weile um die Milchmenge merklich zu verringern, denn sie ist darauf eingestellt (das sind noch jahrtausendealte "Instinkte"), dass es nur vorübergehend weniger Bedarf gibt, der jedoch bald wieder ansteigt. Am einfachsten umschiffst du diese Schwierigkeit, wenn du einfach weiterhin stillst wie bisher, so lange dein kleiner Mann auch noch an der Brust trinken möchte - unabhängig davon, was du ihm zu essen gibst (natürlich ist es dann nicht nötig, dass du ihm einen Milchbrei zubereitest, ein "einfacher" Getreidebrei wird völlig genügen, denn die Milch bekommt er ja schon von dir, und viel wertvollere!). Ganz allmählich, ganz von allein, wird er das reduzieren, und in dem Maße wird sich auch deine Brust an den geänderten Bedarf anpassen. Falls dir das jedoch nicht lieb ist, und du das Stillen weiter Schritt für Schritt zurückfahren möchtest, ist es gut, wenn du dann, wenn die Brust übervoll ist und spannt oder ausläuft, gerade so viel Milch abpumpst oder ausstreichst, dass der Druck weg ist. Nicht mehr, sonst regst du die Milchbildung nur wieder an. Nach dem Abpumpen/Ausstreichen ist Kühlen meist angenehm. Durchschlafen ist nicht etwas, das ein Kind lernen muss, sondern ist eine Sache, die sich mit zunehmender Reife des Gehirns ganz von allein einstellt. Wir haben in unserer westlichen Welt fast panische Angst davor, dass wir daran Schuld sein könnten, dass unsere Kids nicht schlafen "lernen", weil wir sie durch Stillen, Tragen, Kuscheln, mit ins Bett nehmen, verwöhnen würden. Diese Angst ist völlig unbegründet, und jeder Ratgeber, der einer Mutter das Gefühl gibt, es sei FALSCH, wenn ihr Kind nicht durchschlafe, verkennt die Natur des Kindes. Glaub mir: Jedes Kind wird früher oder später allein einschlafen und auch durchschlafen, doch je mehr wir versuchen, das zu "erziehen", desto mehr Schwierigkeiten wird es geben (die sich manchmal erst im Schul- oder gar Erwachsenenalter zeigen). Und je mehr wir gelassen das was ist, hinnehmen, desto einfacher wird es. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 24.07.2008