Stillen nach Bedarf

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Stillen nach Bedarf

Hallo, Ich hab mal eine Frage zum Stillen nach Bedarf: Was genau versteht man darunter? Ich tue mich mit dem Begriff recht schwer... Bei uns herrscht (immer noch) folgende Situation: Meine Tochter ist jetzt 17 Wochen alt. Sie schläft tagsüber nur an der Brust länger, lege ich sie bei Seite wird sie recht schnell wach. Sie schläft aber auch nur länger, wenn sie immer die Brust, wenn sie sie sucht, auch hat. Wenn ich Zeit habe habe ich damit gar kein Problem und genieße die Nähe... (Tagsüber schläft sie in der Trage auch ohne Brust.) Leider wird sie nachts immer noch jede Stunde wach und sucht die Brust. Einen Nuckel will sie dann nicht. Ich glaube sie wird gar nicht richtig wach, solange sie eben die Brust findet. Nun werde ich aber immer wach und bin daher etwas erschöpft. Hat sie sich so an die Brust gewöhnt, dass sie sie auch nachts immer wieder braucht? Kann es vielleicht an was anderem liegen, dass sie immer wach wird? Ein Schub vielleicht? Das Problem ist auch, dass ich Freitag Abend und Samstag nicht da bin und mein Mann die Kleine dann hat. Früher war das kein Problem. Mittlerweile weint sie viel, da sie irgendwann die Brust mag, aber ich natürlich nicht da bin. Sie nimmt auch problemlos die Flasche, aber wenn sie müde ist, mag sie lieber die Brust und schläft dann halt ein. Sollte ich meine Kleine lieber nicht mehr an der Brust schlafen lassen? Wir haben auch tagsüber keinen Rhythmus, was ich nicht schlimm finde, da ich das was ich schaffen muss auch schaffe. Sie kommt alle 1 1/2 bis 2 Stunden in etwa. Aber ich frage mich halt, ob sie wirklich immer die Brust wirklich braucht oder es eben falsch ist sie ihr immer zu geben. Können Sie mir ein paar Tipps geben? Einen Nuckel nimmt meine Tochter nur sporadisch z.B. in der Trage oder wenn sie abends ins Bett geht klappt das auch. Tagsüber eher nicht. Ich wollte jetzt mit Brei anfangen, da meine Tochter sich sehr gut entwickelt und auch sehr interessiert ist. Ich hab das Gefühl, dass ihr die Milch nicht reicht. Der Arzt hat keine Bedenken. Nun weiß ich, dass die Empfehlungen anders sind. Wie sehen Sie das?

von Sunny Bee am 08.12.2017, 18:57



Antwort auf: Stillen nach Bedarf

Liebe Sunny Bee, was die Beikost betrifft, orientieren wir uns weiterhin an den Empfehlungen der WHO. Und empfehlen: Ein Baby ist bereit für Beikost, wenn folgende Faktoren erfüllt sind: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen (evtl. leicht gestützt), • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Wenn diese Punkte erfüllt sind, DANN ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen. In der Regel ist das immer noch so um den vollendeten 6. Lebensmonat herum, manchmal auch vorher. Mit 17 Wochen ist es vor diesem Hintergrund vielleicht noch ein bisschen früh - die Beikosteinführung ändert in der Regel auch höchstens wenig am Schlafverhalten eines Babys!! Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Uter Stillen nach Bedarf verstehen wir, dass ein Baby immer an die Brust darf, wenn es das möchte. Hintergrund ist, dass erwiesen ist, dass Babys genau wissen, was sie brauchen. Und klar ist, dass sie an der Brust weit mehr finden als nur Milch. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Vielleicht magst du deinem Sohnemann noch ein bisschen Zeit schenken, in der er brauchen darf, was er braucht, und du es ihm gibst in der Gewissheit, dass alles "gut" so ist? Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 09.12.2017



Antwort auf: Stillen nach Bedarf

Ich hab noch eine andere Frage: ich wollte gerne das Buch “Das 24-Stunden-Baby“ von William Sears kaufen. Leider finde ich es nirgends. Haben Sie eine Idee, wo ich es noch kaufen kann?

von Sunny Bee am 08.12.2017, 20:04



Antwort auf: Stillen nach Bedarf

Liebe Sunny Bee, viele LLL-Stillgruppen haben es in ihrer Leihbibliothek. VIelleicht telefonierst du mal bei den Beraterinnen herum, die in deiner Nähe sind. Schau mal hier nach: http://lalecheliga.de/index.php?option=com_content&view=article&id=627&Itemid=93 Lieben Gruß und viel Glück, Kristina

von Kristina Wrede am 09.12.2017



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